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Der Grüne Star als typisches Altersleiden

Es gibt für zunehmendes Alter typische Augenleiden, die sich nicht einfach mit einer Brille korrigieren lassen. Dazu gehört der Grüne Star und die Makuladegeneration. Auf der größten Augenärztlichen Tagung für Fort- und Weiterbildung in Düsseldorf standen diese beiden Augenerkrankungen im Mittelpunkt.

Von Mirko Smiljanic |
    Rainer Steffens, 63 Jahre alt und bis auf einige Kleinigkeiten gesund, staunte nicht schlecht, als sein Augenarzt bei ihm im Rahmen einer Routineuntersuchung ein Glaukom diagnostizierte, einen grünen Star. Rainer Steffens trägt zwar eine Brille, hatte aber keine Schmerzen und konnte – wie er selbst sagt – bis auf seine altersbedingte Weitsichtigkeit normal sehen.

    " Das tückische beim Glaukom des älteren Menschen ist, dass er es überhaupt nicht merkt,...'"

    ...erläutert Professor Franz Grehn, Direktor der Universitätsaugenklinik Würzburg,...

    "...das heißt, der Patient hat keine Schmerzen, der Patient hat auch anfangs keine Sehstörung und der Sehnerv ist schon ziemlich kaputt bevor er überhaupt etwas merkt."

    Das Risiko an einem Glaukom zu erkranken beträgt 0,8 Prozent, jeder 120. Mensch bekommt im Laufe seines Lebens, wobei die Wahrscheinlichkeit im höheren Alter rapide steigt. Zwei Prozent aller über 60jährigen leiden an der heimtückischen Augenkrankheit, wobei Mediziner davon ausgehen, dass die Hälfte der Kranken nichts von ihrem Leiden weiß. Risikofaktor Nummer eins ist ein erhöhter Augeninnendruck. Der Augeninnendruck hat die Funktion das Kammerwasser ins Auge rein- und rausfließen zu lassen – nur so behält das Auge seine Form. Steigt dieser Druck, etwa weil einige Gefäße verstopft sind und das Kammerwasser nicht abfließen kann, gerät automatisch auch der Sehnerv unter Druck,...

    " …und dieser Sehnerv hat an seiner Austrittsstelle aus dem Auge eine Schwachstelle, und wenn der Augendruck zu groß wird, dann werden diese Sehnervfasern gestört – also Kabelbrüche sozusagen – und dabei kann der Sehnerv so weit kaputt gehen, dass man erblindet. "

    Grundsätzlich gilt: Je früher das Glaukom erkannt wird, desto besser lassen sich die Symptome behandeln. Heilen lässt sich der grüne Star nicht!

    "Alles was kaputt gegangen ist am Sehnerben, das bleibt kaputt! Also der Schaden am Gesichtsfeld, der bleibt bestehen, den kann man nicht wieder regenerieren."

    Vorsorge ist alles! Gleiches gilt für die alterbedingte Makuladegeneration, an der alleine in Deutschland zwei Millionen Menschen leiden. Fachleute schätzen, dass sich ihre Zahl wegen des demografischen Wandels in den kommenden 25 Jahren verdreifacht. Die Makuladegeneration ist eine Verschleißerscheinung, sagt Professor Franz Grehn.

    "Im Laufe des Lebens wird an der Stelle des schärfsten Sehens, also dort, wo man hinschaut, dort werden die Sehzellen allmählich defekt durch Überbelastung und durch Verbrauchserscheinungen. Und dann entsteht da eine nicht ohne weiteres umkehrbare Störung des Sehens, die der Patient dadurch merkt, dass immer dort, wo er hinblickt, ein grauer Fleck entsteht, dass er dort nichts sieht."

    Mediziner unterscheiden zwischen der trockenen und der feuchten Makuladegeneration. Für die Behandlung der feuchten Makuladegeneration stehen zwei klassische und zwei neue Therapien zur Verfügung. Zu den klassischen zählt einmal die Laserkoagulation: Die undichten Stellen eines Gefäßes im Auge werden verschweißt. Weil dabei die Gefahr besteht, dass der Laser selbst Schaden anrichtet, spritzen Augenärzte – Therapie Nummer 2 – einen lichtempfindlichen Wirkstoff in die Vene des Patienten. Über ihn sich jedes Blutgerinnsel im Auge präzise erkennen und schonender mit dem Laser behandeln. In eine ganz andere Richtung zielt ein Medikament, das Ärzte direkt ins Auge spritzen. Die Wirkstoffe verhindern das Wachstum neuer undichter Gefäße, indem sie den dafür verantwortlichen Botenstoff VEGF unterdrücken,...

    "...entweder indem sie ihn abfangen oder aber indem sie seine Zielstrukturen, also dort wo er wirkt, die so genannten Rezeptoren, blockieren. Und was hier gemeint ist mit den beiden Mitteln, die jetzt schrittweise auf den Markt kommen werden, ist, dass man diese Antimittel in das Auge eingibt, um den VEGF-Faktor abzufangen oder am Rezeptor zu blockieren. "

    Als vierte neue Therapievariante schließlich schlagen Mediziner ein Kortisonpräparat vor. Wunder darf man aber von keiner dieser Therapien erwarten, es kommt auf die Kombination an.

    Wenn man die Summe dieser vier Möglichkeiten, die jede für sich alleine genommen nur bei einem geringeren Prozentsatz wirksam ist, nimmt, dann hat man ein schönes Arsenal von Mitteln, um gegen die Makuladegeneration in vielen Fällen etwas tun zu können.# #