Am 28. August 1855 endete in Tripolis in Libyen eine der bedeutendsten Afrika-Expeditionen des 19. Jahrhunderts. Fünf Jahre war der Hamburger Forscher Heinrich Barth 18.000 Kilometer kreuz und quer durch die Sahara und die Sahelzone gereist - durch die heutigen Staaten Libyen, Algerien, Niger, Nigeria, Tschad, Kamerun, Burkina Faso und Mali.
Heinrich Barth reiste im Auftrag der britischen Regierung. England wollte Handelsbeziehungen mit den Völkern der Sahara und des Sudan aufnehmen, den Sklavenhandel unterbinden und die Region wissenschaftlich erforschen. Im Frühjahr 1850 verließ die Karawane die Mittelmeerküste. Bald geriet Heinrich Barth zum ersten, aber nicht zum letzten Mal in Lebensgefahr. Getrieben von seinem Entdeckerdurst bestieg Barth ein Bergmassiv in der Sahara auf der Suche nach prähistorischen Felszeichnungen. Geschwächt von der mörderischen Hitze verirrte er sich.
"Die Sonne stieg auf und mit der steigenden Hitze ward mein Zustand immer unerträglicher. Um Mittag wich auch der geringste Schatten; nicht einmal genug blieb, um mein fieberkrankes Haupt zu schützen. Ich litt unsäglich vor Durst, obgleich ich an meinem Blute sog. Endlich ward ich besinnungslos und verfiel in eine Art von wahnsinniger Träumerei."
Dem Tode nah wurde er von einem seiner Tuareg-Begleiter gefunden und gerettet. Nach den Abenteuern in der Sahara erreichte die Karawane im Oktober 1850 Niger. In der Handelsstadt Agadez wurden die Fremden freundlich aufgenommen. Ibrahim Oumarou, der amtierende Sultan von Agadez, berichtet:
"Die Erinnerung an Barth ist hier in Agadez noch sehr lebendig. Die Leute reden noch immer über ihn. Als ich sehr jung war, habe ich selbst noch ältere Menschen erlebt, die ihn persönlich kannten und von ihm erzählten."
Barth nennt sich Abdelkerim, "Diener des edlen Herrn", und trägt einheimische Gewänder, um nicht aufzufallen. Er lernt Arabisch und die Sprache der Tuareg und war in der Lage, sich mit den Menschen ohne Übersetzer zu unterhalten. Weil kurz hintereinander der englische Expeditionsleiter Richardson und sein deutscher Reisebegleiter Overweg an Malaria starben, übernahm Heinrich Barth die alleinige Verantwortung für die Mission. Er ließ sich nicht entmutigen und reiste weiter.
Sieben Monate benötigten er und seine einheimischen Gefährten bis zum Niger-Strom. Die Menschen, denen sie begegneten, verhielten sich oft feindselig. Einmal sahen sie sich einer kleinen Streitmacht von 200 mit Speeren und Schilden bewaffneten Männern gegenüber.
"Als ich, von diesen kriegerischen Gestalten umdrängt mein Gewehr anlegte, bat mich mein schlauer Gefährte, ruhig auf die Leute loszureiten. Während ich dies nun tat, gab er den Eingeborenen durch Schreien zu verstehen, dass ich ein Scherif, ein heiliger Mann, sei und ein Freund des Scheichs aus Timbuktu. Diesem brächte ich eine Anzahl von Büchern aus dem Orient. Infolgedessen ließen sie plötzlich ihre Speere sinken und umdrängten mich mit den dringlichsten Bitten, ihnen meinen Segen zu verleihen."
Barth musste in den nächsten Wochen seine Religion verleugnen. Der Ruf eines "Heiligen aus dem Orient" eilte ihm nun voraus. Welche Dörfer sie auch passierten, immer wieder musste er Baraka, den islamischen Segen geben, was ihm gar nicht behagte. Im September 1853 traf Barth in Timbuktu ein und wurde von dem Gelehrten Scheich al-Bakkay empfangen. Viele Stunden diskutierten die beiden Männer, die kaum unterschiedlicher sein konnten, buchstäblich über Gott und die Welt und wurden Freunde. Als aber die Bewohner Timbuktus von Barths christlicher Herkunft erfuhren, musste er fliehen. Am 28. August 1855 erreichte Heinrich Barth bei Tripolis wieder das Mittelmeer.
"Wie wir uns der Stadt näherten, wallte mein Herz vor Freude über. Und nach einer so langen Reise durch öde Wüsteneien war der Eindruck, den der reiche Pflanzenwuchs in den Gärten auf mein Gemüt machte, außerordentlich; jedoch bei Weitem größer war noch die Wirkung des Anblickes der unermesslichen Oberfläche des Meeres, das im hellen Sonnenschein im dunkelsten Blau sich entfaltete."
Zurück in Deutschland machte sich Heinrich Barth an die Veröffentlichung seiner Reisebeschreibung. Er schrieb ein monumentales Standardwerk für Generationen von Afrikanisten. 1865 starb Heinrich Barth. In Europa verblasste sein Ruhm sehr schnell. In Mali und Niger aber ist er bis heute hoch geachtet und unvergessen.
Heinrich Barth reiste im Auftrag der britischen Regierung. England wollte Handelsbeziehungen mit den Völkern der Sahara und des Sudan aufnehmen, den Sklavenhandel unterbinden und die Region wissenschaftlich erforschen. Im Frühjahr 1850 verließ die Karawane die Mittelmeerküste. Bald geriet Heinrich Barth zum ersten, aber nicht zum letzten Mal in Lebensgefahr. Getrieben von seinem Entdeckerdurst bestieg Barth ein Bergmassiv in der Sahara auf der Suche nach prähistorischen Felszeichnungen. Geschwächt von der mörderischen Hitze verirrte er sich.
"Die Sonne stieg auf und mit der steigenden Hitze ward mein Zustand immer unerträglicher. Um Mittag wich auch der geringste Schatten; nicht einmal genug blieb, um mein fieberkrankes Haupt zu schützen. Ich litt unsäglich vor Durst, obgleich ich an meinem Blute sog. Endlich ward ich besinnungslos und verfiel in eine Art von wahnsinniger Träumerei."
Dem Tode nah wurde er von einem seiner Tuareg-Begleiter gefunden und gerettet. Nach den Abenteuern in der Sahara erreichte die Karawane im Oktober 1850 Niger. In der Handelsstadt Agadez wurden die Fremden freundlich aufgenommen. Ibrahim Oumarou, der amtierende Sultan von Agadez, berichtet:
"Die Erinnerung an Barth ist hier in Agadez noch sehr lebendig. Die Leute reden noch immer über ihn. Als ich sehr jung war, habe ich selbst noch ältere Menschen erlebt, die ihn persönlich kannten und von ihm erzählten."
Barth nennt sich Abdelkerim, "Diener des edlen Herrn", und trägt einheimische Gewänder, um nicht aufzufallen. Er lernt Arabisch und die Sprache der Tuareg und war in der Lage, sich mit den Menschen ohne Übersetzer zu unterhalten. Weil kurz hintereinander der englische Expeditionsleiter Richardson und sein deutscher Reisebegleiter Overweg an Malaria starben, übernahm Heinrich Barth die alleinige Verantwortung für die Mission. Er ließ sich nicht entmutigen und reiste weiter.
Sieben Monate benötigten er und seine einheimischen Gefährten bis zum Niger-Strom. Die Menschen, denen sie begegneten, verhielten sich oft feindselig. Einmal sahen sie sich einer kleinen Streitmacht von 200 mit Speeren und Schilden bewaffneten Männern gegenüber.
"Als ich, von diesen kriegerischen Gestalten umdrängt mein Gewehr anlegte, bat mich mein schlauer Gefährte, ruhig auf die Leute loszureiten. Während ich dies nun tat, gab er den Eingeborenen durch Schreien zu verstehen, dass ich ein Scherif, ein heiliger Mann, sei und ein Freund des Scheichs aus Timbuktu. Diesem brächte ich eine Anzahl von Büchern aus dem Orient. Infolgedessen ließen sie plötzlich ihre Speere sinken und umdrängten mich mit den dringlichsten Bitten, ihnen meinen Segen zu verleihen."
Barth musste in den nächsten Wochen seine Religion verleugnen. Der Ruf eines "Heiligen aus dem Orient" eilte ihm nun voraus. Welche Dörfer sie auch passierten, immer wieder musste er Baraka, den islamischen Segen geben, was ihm gar nicht behagte. Im September 1853 traf Barth in Timbuktu ein und wurde von dem Gelehrten Scheich al-Bakkay empfangen. Viele Stunden diskutierten die beiden Männer, die kaum unterschiedlicher sein konnten, buchstäblich über Gott und die Welt und wurden Freunde. Als aber die Bewohner Timbuktus von Barths christlicher Herkunft erfuhren, musste er fliehen. Am 28. August 1855 erreichte Heinrich Barth bei Tripolis wieder das Mittelmeer.
"Wie wir uns der Stadt näherten, wallte mein Herz vor Freude über. Und nach einer so langen Reise durch öde Wüsteneien war der Eindruck, den der reiche Pflanzenwuchs in den Gärten auf mein Gemüt machte, außerordentlich; jedoch bei Weitem größer war noch die Wirkung des Anblickes der unermesslichen Oberfläche des Meeres, das im hellen Sonnenschein im dunkelsten Blau sich entfaltete."
Zurück in Deutschland machte sich Heinrich Barth an die Veröffentlichung seiner Reisebeschreibung. Er schrieb ein monumentales Standardwerk für Generationen von Afrikanisten. 1865 starb Heinrich Barth. In Europa verblasste sein Ruhm sehr schnell. In Mali und Niger aber ist er bis heute hoch geachtet und unvergessen.