Die argentinische Unabhängigkeitsbewegung entstand in einem Moment höchster Gefahr: Im Jahr 1806 landete der britische General John Whitelocke mit 2000 Soldaten vor den Toren von Buenos Aires, der Hauptstadt des 1776 errichteten Vizekönigreichs Río de la Plata.
Nach anfänglichem Schrecken nahmen die Bewohner der Stadt den Kampf auf. Mit Erfolg: Noch im August desselben Jahres mussten die Engländer abziehen. Und auch ein Jahr später vermochte ein gründlich verstärktes Heer die Stadt nicht einzunehmen.
Ein wunderbarer Erfolg für die Bürger der Stadt, die sich nun ermutigt sahen, auch gegen die spanische Krone aufzubegehren. Im Jahr 1812 hieß es in der Zeitung "El Grito del Sud", "Der Schrei des Südens":
"Die Zeit ist gekommen, die Gedankenfreiheit zu erobern. Die unheilvollen Tage der intellektuellen Sklaverei sind für immer vorbei. Fortan wird man den Helden, die die Rechte des Menschen zu erklären und allen verständlich zu machen suchen, keinen Knebel mehr anlegen."
Der argentinische Widerstand regte sich zu einem Zeitpunkt, der kaum günstiger hätte sein können. 1808 war Napoleon in Spanien einmarschiert und hatte den spanischen König zur Abdankung gezwungen, worauf sich das Land gegen den Invasor erhob und seine Kolonien kaum mehr kontrollieren konnte.
Eine wunderbare Gelegenheit, die man in Argentinien umgehend nutzte: Im Mai 1810 setzte eine "Junta" den spanischen Vizekönig ab. Doch der Widerstand blieb auf die Region Buenos Aires beschränkt. Vergeblich mühten sich die Revolutionäre, den Aufstand auf die übrigen Provinzen des Vizekönigreiches auszudehnen.
In Peru verwickelten königstreue Truppen die Unabhängigkeitskämpfer sogar in einen jahrelangen Guerillakampf. Und in Argentinien selbst wehrten sich die übrigen Provinzen gegen die wirtschaftliche Übermacht von Buenos Aires. So zeigte sich die Bewegung gründlich zerstritten. 1815 beurteilte ein Zeitzeuge die Situation ausgesprochen skeptisch:
"Buenos Aires setzte alle seine Kräfte ein, und jeder glaubte, dass der Sturm der Freiheitsliebe alle Hindernisse niederwalzen würde, die sich ihm entgegenstellten. Doch von Anfang an lähmten unsere Leidenschaften und unsere Irrtümer das Projekt. (…) Der Geist der Spaltung durchzog unsere Reihen. (…) Indem die Herrscher das Volk unterdrückten, machten sie das politische System bei den Bürgern verhasst. In einer solchen Situation bleibt nichts als eine entschlossene Konzentration auf das Ziel - nicht, um eine herbeifantasierte Unabhängigkeit voranzubringen, sondern politischen Realismus konsequent zu nutzen."
Ebenfalls 1815 entsandten die Spanier, nachdem sie Napoleon aus dem Land vertrieben hatten, ein gewaltiges Heer nach Argentinien. Es sollte die argentinische Unabhängigkeitsbewegung niederschlagen.
Zwar wurde es dann nach Venezuela umgelenkt, wo es den dortigen Freiheitskampf beenden sollte. Dennoch sahen sich die Argentinier veranlasst, umgehend einen Nationalkongress einzuberufen. Der verkündete am 9. Juli 1816 in Tucumán die Unabhängigkeit der Provinz Río de la Platas. In der Erklärung heißt es:
"Wir, die Repräsentanten der Vereinten Nationen Südamerikas, (…) rufen im Namen und im Auftrag der von uns repräsentierten Völker den Ewigen an, der das Universum regiert, (…) wir verkünden, dass es der eindeutige und unzweifelhafte Wille dieser Provinzen ist, die gewaltgeprägten Bindungen zu zerreißen, die uns an die Könige Spaniens fesselten, die abgesetzten Rechte wieder einzusetzen und uns in den Status einer freien Nation zu setzen, die von König Fernando VII, und Madrid unabhängig ist."
Der neue Staat, der sich zunächst den Namen "Vereinigte Provinzen" gab, beschwörte seine Einheit und Eigenständigkeit auch in seiner Nationalhymne, deren Verse den "heiligen Schrei nach Freiheit" und "Lärm zerbrochener Ketten" besingen.
Tatsächlich war die des neuen Staates noch längst nicht etabliert: Über Jahrzehnte suchten sich die Provinzen im Landesinneren von der Vorherrschaft Buenos Aires zu befreien, was 1853 schließlich zu ihrer Abspaltung von der Hauptstadt führte. Erst 1862 kam es zur Wiedervereinigung. Und erst von da an sprach Argentinien mit einer einzigen Stimme.
Nach anfänglichem Schrecken nahmen die Bewohner der Stadt den Kampf auf. Mit Erfolg: Noch im August desselben Jahres mussten die Engländer abziehen. Und auch ein Jahr später vermochte ein gründlich verstärktes Heer die Stadt nicht einzunehmen.
Ein wunderbarer Erfolg für die Bürger der Stadt, die sich nun ermutigt sahen, auch gegen die spanische Krone aufzubegehren. Im Jahr 1812 hieß es in der Zeitung "El Grito del Sud", "Der Schrei des Südens":
"Die Zeit ist gekommen, die Gedankenfreiheit zu erobern. Die unheilvollen Tage der intellektuellen Sklaverei sind für immer vorbei. Fortan wird man den Helden, die die Rechte des Menschen zu erklären und allen verständlich zu machen suchen, keinen Knebel mehr anlegen."
Der argentinische Widerstand regte sich zu einem Zeitpunkt, der kaum günstiger hätte sein können. 1808 war Napoleon in Spanien einmarschiert und hatte den spanischen König zur Abdankung gezwungen, worauf sich das Land gegen den Invasor erhob und seine Kolonien kaum mehr kontrollieren konnte.
Eine wunderbare Gelegenheit, die man in Argentinien umgehend nutzte: Im Mai 1810 setzte eine "Junta" den spanischen Vizekönig ab. Doch der Widerstand blieb auf die Region Buenos Aires beschränkt. Vergeblich mühten sich die Revolutionäre, den Aufstand auf die übrigen Provinzen des Vizekönigreiches auszudehnen.
In Peru verwickelten königstreue Truppen die Unabhängigkeitskämpfer sogar in einen jahrelangen Guerillakampf. Und in Argentinien selbst wehrten sich die übrigen Provinzen gegen die wirtschaftliche Übermacht von Buenos Aires. So zeigte sich die Bewegung gründlich zerstritten. 1815 beurteilte ein Zeitzeuge die Situation ausgesprochen skeptisch:
"Buenos Aires setzte alle seine Kräfte ein, und jeder glaubte, dass der Sturm der Freiheitsliebe alle Hindernisse niederwalzen würde, die sich ihm entgegenstellten. Doch von Anfang an lähmten unsere Leidenschaften und unsere Irrtümer das Projekt. (…) Der Geist der Spaltung durchzog unsere Reihen. (…) Indem die Herrscher das Volk unterdrückten, machten sie das politische System bei den Bürgern verhasst. In einer solchen Situation bleibt nichts als eine entschlossene Konzentration auf das Ziel - nicht, um eine herbeifantasierte Unabhängigkeit voranzubringen, sondern politischen Realismus konsequent zu nutzen."
Ebenfalls 1815 entsandten die Spanier, nachdem sie Napoleon aus dem Land vertrieben hatten, ein gewaltiges Heer nach Argentinien. Es sollte die argentinische Unabhängigkeitsbewegung niederschlagen.
Zwar wurde es dann nach Venezuela umgelenkt, wo es den dortigen Freiheitskampf beenden sollte. Dennoch sahen sich die Argentinier veranlasst, umgehend einen Nationalkongress einzuberufen. Der verkündete am 9. Juli 1816 in Tucumán die Unabhängigkeit der Provinz Río de la Platas. In der Erklärung heißt es:
"Wir, die Repräsentanten der Vereinten Nationen Südamerikas, (…) rufen im Namen und im Auftrag der von uns repräsentierten Völker den Ewigen an, der das Universum regiert, (…) wir verkünden, dass es der eindeutige und unzweifelhafte Wille dieser Provinzen ist, die gewaltgeprägten Bindungen zu zerreißen, die uns an die Könige Spaniens fesselten, die abgesetzten Rechte wieder einzusetzen und uns in den Status einer freien Nation zu setzen, die von König Fernando VII, und Madrid unabhängig ist."
Der neue Staat, der sich zunächst den Namen "Vereinigte Provinzen" gab, beschwörte seine Einheit und Eigenständigkeit auch in seiner Nationalhymne, deren Verse den "heiligen Schrei nach Freiheit" und "Lärm zerbrochener Ketten" besingen.
Tatsächlich war die des neuen Staates noch längst nicht etabliert: Über Jahrzehnte suchten sich die Provinzen im Landesinneren von der Vorherrschaft Buenos Aires zu befreien, was 1853 schließlich zu ihrer Abspaltung von der Hauptstadt führte. Erst 1862 kam es zur Wiedervereinigung. Und erst von da an sprach Argentinien mit einer einzigen Stimme.