Luleå liegt 900 Kilometer nördlich von Stockholm, von hier aus sind es nur noch 110 Kilometer bis zum Polarkreis. Die Hafenstadt ist mit knapp 75.000 Einwohnern die größte Stadt in Schwedens nördlichster Provinz Norrbottens Län. Eine Provinz, die beinahe ein Viertel des gesamten Staatsgebiets umfasst, etwa so groß wie Österreich.
Und eine der am dünnsten besiedelten – wegen der extremen klimatischen Bedingungen: bis zu minus 35 Grad im Winter – und der beginnt schon meist im Oktober und dauert bis Anfang Mai. Im Sommer ist es zwar lange hell, doch richtig warm wird es auch dann nur selten. Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur in Norbottens Län bei zwei bis drei Grad Celsius.
Die Menschen in und um Luleå haben sich mit dem Leben in der Kälte arrangiert. Dass sie seit einigen Jahren nicht nur dagegen ankämpfen, sondern auch und gerade im Winter die Vorzüge genießen können, dafür ist in erheblichem Maße der Stadtrat von Luleå verantwortlich.
Der Bürgermeister hatte vor zehn Jahren die Idee, die zugefrorene Bucht als Freiluftpark zu nutzen. Deshalb stellt er zu Beginn jedes Winters einen Mitarbeiter des Stadtrates für einige Wochen lang frei, damit der im Stadtpark eine Skulptur aus Eis meißeln kann. In diesem Winter ist es ein Buntspecht, vier Meter hoch, mit einer Rutsche im Rücken, für die Kinder.
Eigentlich ist es immer ein Tier – nur im vergangenen Jahr ist der Künstler thematisch abgewichen. Er hat einen riesigen Eis-Daumen in den Park gestellt – das Logo von Facebook. Denn kurz zuvor, am 27. Oktober 2011, hatte das amerikanische IT-Unternehmen bekannt gegeben, dass es sein erstes europäisches Datenzentrum just hier errichten würde: in Luleå.
Nur einen Steinwurf von Rathaus und Eis-Skulptur entfernt, auf der Rückseite des Luxushotels am Platz, hat die Beratungsfirma ihren Sitz, die die Stadt am Bottnischen Meerbusen via sozialem Netzwerk auf einen Schlag weltberühmt gemacht hat.
Die Türen zu den kleinen Büros stehen offen, auf dem Flur vor der Kaffeemaschine sitzen zumeist junge Leute um einen großen Holztisch, offensichtlich zu einer Konferenz. Auch die Tür zum Büro von Matz Engman ist offen: ein großer Bildschirm auf dem sonst leeren Schreibtisch, dahinter das Fenster mit einem phänomenalen Blick weit über die Bucht.
"Ich heiße Matz Engman, ich arbeite hier in der Wirtschaftsagentur von Luleå – das ist ein Netzwerk, das zu 49 Prozent der Stadt gehört und zu 51 Prozent von privaten Unternehmen finanziert wird."
Matz Engman. Mitte 40, schlank und groß. Ein smarter Geschäftsmann mit Schalk in den Augen. Er ist der Direktor.
"Luleå Business Agency – Luleå Näringsliv in swedish.
Insgesamt sind 217 Unternehmen daran beteiligt, von ganz großen, Minenbetreibern, Stahlwerken bis hin zu kleinen Beratungsfirmen mit ein oder zwei Angestellten. Wir sind nur zu siebt, aber wir bewegen eine Menge. Unser Ziel ist es, die kommunale Wirtschaft anzukurbeln. Entscheidend ist dabei, dass wir eben keine städtische Firma sind, dass wir also auch Geheimnisse haben dürfen. Das ist wichtig bei Verhandlungen mit großen Investoren wie zum Beispiel Facebook. Wenn die Medien zu früh davon erfahren hätten, hätten wir keine Chance gehabt."
Jeans trägt er, ein Jackett aus feinem Zwirn, darunter ein blassblaues Seidenhemd, keine Krawatte. Matz Engman ist schon ein bisschen stolz auf seinen Facebook-Coup. 2008 hat alles angefangen.
"Ich war als Unternehmensberater eingestellt, um eine Präsentation entwickeln, die die Einzigartigkeit der Region herausstellen sollte in Bezug auf den IT- und den Telekom-Sektor. Cloud-Computing war ein Teil davon. Denn ich wußte, dass die globalen Netzwerke, die virtuelle Speicherdienste anbieten genau das brauchen, was wir haben: viel Platz für die Server. Viel Energie. Und kühle Temperaturen. Zusammen mit Schweden Invest haben wir ein Paket für Investoren geschnürt. Sind im Oktober 2009 in die USA gefahren, um bei verschiedenen Firmen anzuklopfen. Und jetzt investiert Facebook hier in Luleå Milliarden von schwedischen Kronen."
Denn das amerikanische Internet-Unternehmen baut sein neues, sein drittes Datenzentrum im Norden der Stadt, gleich neben der Universität. Das erste außerhalb der Vereinigten Staaten. Es soll eins der größten werden in Europa. Und das nördlichste der Welt.
Noch ist es eine Baustelle, sagt Matz Engman, von außen kann man sie besichtigen. Er greift sich seine Autoschlüssel und zieht einen Wollmantel über, in klassischem dunkelblau. Auf dem Weg zur Tiefgarage erzählt er, wie Luleå sich in den letzten Jahren verändert hat, wie es von einem Zentrum der Stahlindustrie zu einer Stadt der Kultur wurde, der Wissenschaft. Und der Hochtechnologie.
"We use this one."
Bevor er einsteigt, bückt er sich und zieht ein Stromkabel neben dem Nummernschild heraus. Wie viele Autobesitzer in Luleå hat Matz Engman eine Standheizung.
"It’s nice to be in a warm car, so it’s minus 10 outside..."
Minus 10 Grad Außentemperatur. Im Auto ist es warm.
Die Straße führt an der Bucht entlang, Richtung Norden. Es ist später Vormittag, die Sonne steht tief. Die Straßen sind geräumt, eine Schicht aus kleinen Kieseln macht sie rutschfest. Vor uns ein Lkw mit deutschem Kennzeichen.
"Im Moment kommen viele Lastwagen mit Rechnern - aus Deutschland. Sie werden dort irgendwo gesammelt und dann hierher transportiert. Um dann installiert zu werden. Insgesamt hat Facebook weltweit drei Rechenzentren, ich nenne sie Fabriken. Zwei Fabriken in den Vereinigten Staaten und eine in Luleå. Und alle Daten werden, wie man sagt: mehrmals gespiegelt. Sodass die Daten aller User als Kopie auch hier in Luleå sein werden. Eine dreifache Absicherung, falls ein oder sogar zwei Rechenzentren ausfallen."
Matz Engman ist nicht nur ein guter Verkäufer. Er ist inzwischen auch ein Experte in Sachen Hochtechnologie. Er ordnet sich links ein.
"Hier rechts ist die Universität und links der Aurorum Science Park. Ein Wissenschafts- und Technologiezentrum, das wir auch beraten. Etwa 100 Hightech- Unternehmen sind hier angesiedelt. Und genau hier ist jetzt auch Facebook."
Die Umgebung passt ebenso gut wie die Adresse: Datavägen. Ja, lacht Matz Engman. Die Straße hieß aber schon vorher so. Computerweg.
"Now you can see the datacentre. This is where you can storage pictures and other things…"
Da ist es, das neue Rechenzentrum, wo bald Milliarden von Bildern, Filmen und anderen Daten gespeichert werden. Allein die Grundfläche ist größer als vier Fußballfelder. 317 Meter lang, 100 Meter breit, 15 Meter hoch. Die Hülle zumindest ist fertig, ein silbergraues Ungetüm in Kastenform.
Bauarbeiter in wattierten Jacken und mit Schutzhelmen auf dem Kopf eilen zwischen dem Eingang und den Containern hin und her. Noch ein Lkw fährt vor.
"Wenn ich fünf Jahre zurückgehe und damals den Leuten erzählt hätte, dass wir eines Tages eine riesiges Haus haben würden, um digitale Daten zu speichern. Ein Haus, das mehr Strom und mehr Wasser verbrauchen würde als ein Stahlwerk. Die hätten mich in eine dunkle Kammer gesperrt und nie wieder rausgelassen. Aber jetzt ist das Realität. Und in der Tat vergleichbar mit einem Stahlwerk."
Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Zahl der Facebook-User mehr als verdoppelt: mehr als eine Milliarde Mitglieder hat das soziale Netzwerk inzwischen. Und es werden täglich mehr, die permanent nicht nur Freundschaftsanfragen um den Globus schicken. Sondern auch Bilder: pro Stunde derzeit mehr als 450 Millionen. Und Filme. Enorme Datenmengen, die jederzeit verfügbar sein sollen. Die gesichert, gespeichert und gesteuert werden müssen. Und zwar nicht in einer Wolke, wie der Begriff Cloud-Computing vermuten lässt. Sondern, ganz irdisch: in Rechenzentren. Die Fabriken des Informationszeitalters sind vollgestopft mit Servern, die auf Hochtouren laufen und entsprechend viel Energie benötigen. Google und Yahoo, Apple und Microsoft – und, eben Facebook, um nur die größten zu nennen: insgesamt verbrauchen die Datenzentren etwa zwei Prozent der Weltenergie. Die Computer-Clouds produzieren soviel CO2 wie der globale Flugverkehr.
Unter anderem, weil sie Strom brauchen, um die Server zu kühlen. Und weil dieser Strom zumeist durch Kohle gewonnen wird. Bisher jedenfalls, sagt Matz Engman.
"Dadurch, dass wir die IT-Industrie aus Nordamerika hierher locken, in diesen Teil der Welt, wo wir 100 Prozent erneuerbare Energie haben, nämlich Wasserenergie. Und das sogar im Überfluss. Dadurch ersparen wir dem Globus viel Kohlendioxid. Heute arbeiten Greenpeace und Facebook sogar zusammen, um andere IT-Unternehmen zu ökologischem Stromverbrauch anzuregen. Das ist doch großartig, oder?"
Es klingt in der Tat nach einem Superdeal, bei dem alle Beteiligten gewinnen. Großartig findet Matz Engman vor allem, dass Luleå damit auf der Weltkarte erscheint. Ähnlich wie das finnische Hafenstädtchen Hamina, wo der Konzern Google bereits im Jahr 2009 eine Serverfarm gebaut hat – aus ähnlichen Gründen wie Facebook dies jetzt in Schweden tut: niedrige Energiekosten. Eine gute Infrastruktur. Und natürlich: die Kälte.
"Wir wussten, dass 30 Grad die Obergrenze ist. Und so haben wir recherchiert und herausgefunden, dass es mehr als 50 Jahre her ist, dass es hier einmal 24 Stunden 30 Grad hatte, im Sommer 1961. Die Touristenbehörde hat das gar nicht gern gehört. Aber Facebook umso lieber."
Und eine der am dünnsten besiedelten – wegen der extremen klimatischen Bedingungen: bis zu minus 35 Grad im Winter – und der beginnt schon meist im Oktober und dauert bis Anfang Mai. Im Sommer ist es zwar lange hell, doch richtig warm wird es auch dann nur selten. Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur in Norbottens Län bei zwei bis drei Grad Celsius.
Die Menschen in und um Luleå haben sich mit dem Leben in der Kälte arrangiert. Dass sie seit einigen Jahren nicht nur dagegen ankämpfen, sondern auch und gerade im Winter die Vorzüge genießen können, dafür ist in erheblichem Maße der Stadtrat von Luleå verantwortlich.
Der Bürgermeister hatte vor zehn Jahren die Idee, die zugefrorene Bucht als Freiluftpark zu nutzen. Deshalb stellt er zu Beginn jedes Winters einen Mitarbeiter des Stadtrates für einige Wochen lang frei, damit der im Stadtpark eine Skulptur aus Eis meißeln kann. In diesem Winter ist es ein Buntspecht, vier Meter hoch, mit einer Rutsche im Rücken, für die Kinder.
Eigentlich ist es immer ein Tier – nur im vergangenen Jahr ist der Künstler thematisch abgewichen. Er hat einen riesigen Eis-Daumen in den Park gestellt – das Logo von Facebook. Denn kurz zuvor, am 27. Oktober 2011, hatte das amerikanische IT-Unternehmen bekannt gegeben, dass es sein erstes europäisches Datenzentrum just hier errichten würde: in Luleå.
Nur einen Steinwurf von Rathaus und Eis-Skulptur entfernt, auf der Rückseite des Luxushotels am Platz, hat die Beratungsfirma ihren Sitz, die die Stadt am Bottnischen Meerbusen via sozialem Netzwerk auf einen Schlag weltberühmt gemacht hat.
Die Türen zu den kleinen Büros stehen offen, auf dem Flur vor der Kaffeemaschine sitzen zumeist junge Leute um einen großen Holztisch, offensichtlich zu einer Konferenz. Auch die Tür zum Büro von Matz Engman ist offen: ein großer Bildschirm auf dem sonst leeren Schreibtisch, dahinter das Fenster mit einem phänomenalen Blick weit über die Bucht.
"Ich heiße Matz Engman, ich arbeite hier in der Wirtschaftsagentur von Luleå – das ist ein Netzwerk, das zu 49 Prozent der Stadt gehört und zu 51 Prozent von privaten Unternehmen finanziert wird."
Matz Engman. Mitte 40, schlank und groß. Ein smarter Geschäftsmann mit Schalk in den Augen. Er ist der Direktor.
"Luleå Business Agency – Luleå Näringsliv in swedish.
Insgesamt sind 217 Unternehmen daran beteiligt, von ganz großen, Minenbetreibern, Stahlwerken bis hin zu kleinen Beratungsfirmen mit ein oder zwei Angestellten. Wir sind nur zu siebt, aber wir bewegen eine Menge. Unser Ziel ist es, die kommunale Wirtschaft anzukurbeln. Entscheidend ist dabei, dass wir eben keine städtische Firma sind, dass wir also auch Geheimnisse haben dürfen. Das ist wichtig bei Verhandlungen mit großen Investoren wie zum Beispiel Facebook. Wenn die Medien zu früh davon erfahren hätten, hätten wir keine Chance gehabt."
Jeans trägt er, ein Jackett aus feinem Zwirn, darunter ein blassblaues Seidenhemd, keine Krawatte. Matz Engman ist schon ein bisschen stolz auf seinen Facebook-Coup. 2008 hat alles angefangen.
"Ich war als Unternehmensberater eingestellt, um eine Präsentation entwickeln, die die Einzigartigkeit der Region herausstellen sollte in Bezug auf den IT- und den Telekom-Sektor. Cloud-Computing war ein Teil davon. Denn ich wußte, dass die globalen Netzwerke, die virtuelle Speicherdienste anbieten genau das brauchen, was wir haben: viel Platz für die Server. Viel Energie. Und kühle Temperaturen. Zusammen mit Schweden Invest haben wir ein Paket für Investoren geschnürt. Sind im Oktober 2009 in die USA gefahren, um bei verschiedenen Firmen anzuklopfen. Und jetzt investiert Facebook hier in Luleå Milliarden von schwedischen Kronen."
Denn das amerikanische Internet-Unternehmen baut sein neues, sein drittes Datenzentrum im Norden der Stadt, gleich neben der Universität. Das erste außerhalb der Vereinigten Staaten. Es soll eins der größten werden in Europa. Und das nördlichste der Welt.
Noch ist es eine Baustelle, sagt Matz Engman, von außen kann man sie besichtigen. Er greift sich seine Autoschlüssel und zieht einen Wollmantel über, in klassischem dunkelblau. Auf dem Weg zur Tiefgarage erzählt er, wie Luleå sich in den letzten Jahren verändert hat, wie es von einem Zentrum der Stahlindustrie zu einer Stadt der Kultur wurde, der Wissenschaft. Und der Hochtechnologie.
"We use this one."
Bevor er einsteigt, bückt er sich und zieht ein Stromkabel neben dem Nummernschild heraus. Wie viele Autobesitzer in Luleå hat Matz Engman eine Standheizung.
"It’s nice to be in a warm car, so it’s minus 10 outside..."
Minus 10 Grad Außentemperatur. Im Auto ist es warm.
Die Straße führt an der Bucht entlang, Richtung Norden. Es ist später Vormittag, die Sonne steht tief. Die Straßen sind geräumt, eine Schicht aus kleinen Kieseln macht sie rutschfest. Vor uns ein Lkw mit deutschem Kennzeichen.
"Im Moment kommen viele Lastwagen mit Rechnern - aus Deutschland. Sie werden dort irgendwo gesammelt und dann hierher transportiert. Um dann installiert zu werden. Insgesamt hat Facebook weltweit drei Rechenzentren, ich nenne sie Fabriken. Zwei Fabriken in den Vereinigten Staaten und eine in Luleå. Und alle Daten werden, wie man sagt: mehrmals gespiegelt. Sodass die Daten aller User als Kopie auch hier in Luleå sein werden. Eine dreifache Absicherung, falls ein oder sogar zwei Rechenzentren ausfallen."
Matz Engman ist nicht nur ein guter Verkäufer. Er ist inzwischen auch ein Experte in Sachen Hochtechnologie. Er ordnet sich links ein.
"Hier rechts ist die Universität und links der Aurorum Science Park. Ein Wissenschafts- und Technologiezentrum, das wir auch beraten. Etwa 100 Hightech- Unternehmen sind hier angesiedelt. Und genau hier ist jetzt auch Facebook."
Die Umgebung passt ebenso gut wie die Adresse: Datavägen. Ja, lacht Matz Engman. Die Straße hieß aber schon vorher so. Computerweg.
"Now you can see the datacentre. This is where you can storage pictures and other things…"
Da ist es, das neue Rechenzentrum, wo bald Milliarden von Bildern, Filmen und anderen Daten gespeichert werden. Allein die Grundfläche ist größer als vier Fußballfelder. 317 Meter lang, 100 Meter breit, 15 Meter hoch. Die Hülle zumindest ist fertig, ein silbergraues Ungetüm in Kastenform.
Bauarbeiter in wattierten Jacken und mit Schutzhelmen auf dem Kopf eilen zwischen dem Eingang und den Containern hin und her. Noch ein Lkw fährt vor.
"Wenn ich fünf Jahre zurückgehe und damals den Leuten erzählt hätte, dass wir eines Tages eine riesiges Haus haben würden, um digitale Daten zu speichern. Ein Haus, das mehr Strom und mehr Wasser verbrauchen würde als ein Stahlwerk. Die hätten mich in eine dunkle Kammer gesperrt und nie wieder rausgelassen. Aber jetzt ist das Realität. Und in der Tat vergleichbar mit einem Stahlwerk."
Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich die Zahl der Facebook-User mehr als verdoppelt: mehr als eine Milliarde Mitglieder hat das soziale Netzwerk inzwischen. Und es werden täglich mehr, die permanent nicht nur Freundschaftsanfragen um den Globus schicken. Sondern auch Bilder: pro Stunde derzeit mehr als 450 Millionen. Und Filme. Enorme Datenmengen, die jederzeit verfügbar sein sollen. Die gesichert, gespeichert und gesteuert werden müssen. Und zwar nicht in einer Wolke, wie der Begriff Cloud-Computing vermuten lässt. Sondern, ganz irdisch: in Rechenzentren. Die Fabriken des Informationszeitalters sind vollgestopft mit Servern, die auf Hochtouren laufen und entsprechend viel Energie benötigen. Google und Yahoo, Apple und Microsoft – und, eben Facebook, um nur die größten zu nennen: insgesamt verbrauchen die Datenzentren etwa zwei Prozent der Weltenergie. Die Computer-Clouds produzieren soviel CO2 wie der globale Flugverkehr.
Unter anderem, weil sie Strom brauchen, um die Server zu kühlen. Und weil dieser Strom zumeist durch Kohle gewonnen wird. Bisher jedenfalls, sagt Matz Engman.
"Dadurch, dass wir die IT-Industrie aus Nordamerika hierher locken, in diesen Teil der Welt, wo wir 100 Prozent erneuerbare Energie haben, nämlich Wasserenergie. Und das sogar im Überfluss. Dadurch ersparen wir dem Globus viel Kohlendioxid. Heute arbeiten Greenpeace und Facebook sogar zusammen, um andere IT-Unternehmen zu ökologischem Stromverbrauch anzuregen. Das ist doch großartig, oder?"
Es klingt in der Tat nach einem Superdeal, bei dem alle Beteiligten gewinnen. Großartig findet Matz Engman vor allem, dass Luleå damit auf der Weltkarte erscheint. Ähnlich wie das finnische Hafenstädtchen Hamina, wo der Konzern Google bereits im Jahr 2009 eine Serverfarm gebaut hat – aus ähnlichen Gründen wie Facebook dies jetzt in Schweden tut: niedrige Energiekosten. Eine gute Infrastruktur. Und natürlich: die Kälte.
"Wir wussten, dass 30 Grad die Obergrenze ist. Und so haben wir recherchiert und herausgefunden, dass es mehr als 50 Jahre her ist, dass es hier einmal 24 Stunden 30 Grad hatte, im Sommer 1961. Die Touristenbehörde hat das gar nicht gern gehört. Aber Facebook umso lieber."