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Der Kaiser und der Weg der Götter

Der Shinto-Kult besteht aus einer Vielzahl religiöser Rituale, die sich alle an die einheimischen Götter in Japan richten. Nominelles Oberhaupt der Shinto-Religion ist der japanische Kaiser, der nach der Tradition von der Sonnengottheit Amaterasu abstammt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verzichtet das Kaiserhaus allerdings auf den Anspruch der Göttlichkeit.

Von Astrid Nettling |
    Als Amaterasu Ô-mi-kami, die hehre Ahngöttin Nippons, die drei göttlichen Schätze – Spiegel, Schwert und Juwel – in ihre Hände nahm und diese ihrem Enkel Ninigi überreichte, sprach sie die Worte: "Tausend mal zehntausend lange Herbste wird das Reich dauern, das meine Nachkommen regieren sollen." Dem althergebrachten, ehrwürdigen Brauchtum dieses hehren Landes aber gab man den besonderen Namen "Kami no michi" – "Weg der Götter". (Motoori Norinaga)

    "Weg der Götter", lautet auch die Übersetzung von "shintô". Das Wort entstammt dem Chinesischen "shendao": "shen" bedeutet "Geister, Götter", "dao" ist der "Weg", ein Begriff, der sowohl im Daoismus wie im Buddhismus eine große Rolle spielt. Shintô wird als Bezeichnung für die genuin einheimische Religion Japans verwendet. Doch um was für einen Weg es sich dabei genau handelt, ist ausgesprochen strittig. Professor Klaus Antoni, Japanologe an der Universität Tübingen:

    "Ja, das ist eigentlich eine der schwierigsten Fragen der Shintô-Forschung überhaupt, denn es besteht zur Zeit überhaupt kein Konsens darüber, was unter Shintô zu verstehen sei. Zunächst mal ist es einfach ein Oberbegriff, also alles, was nicht originär buddhistisch oder auch konfuzianisch gedacht wird."

    Es ist früh am Nachmittag. Der ehrwürdige Izumo-Schrein liegt in spätsommerlicher Stille. Am Abend findet eine Kagura-Darbietung statt, rituelle Schreintänze, wie sie seit alters her die Shintô-Priester zu Ehren der Kami, der Schreingottheiten, aufführen. Zunächst werden den Göttern Opfer dargebracht und Bitten vorgetragen, ebenso dankt man ihnen für erwiesene Gunst und unterhält sie mit Musik und Tanz. "Götterfreude" lautet die wörtliche Übersetzung von "Kagura". In einem zweiten Teil erfolgen Maskentänze. Katsube Takatsugu, ordinierter Shintô-Priester:

    "Bei dem Masken-Tänzen kommen die Anwesenden auch erstmals sichtbar mit den Göttern in Kontakt. Wenn die Darsteller ihre Masken anlegen, tun sie dies, um selbst zu den Göttern zu werden. Der Rhythmus der Kagura-Musik ist deshalb relativ einförmig, aber nachdrücklich und heftig, weil er ausdrücken soll, dass man eins werden will mit den dargestellten Göttern. Und dieses Gefühl überträgt sich auch auf die anwesenden Zuschauer."

    Dann wird die Vereinigung wieder aufgelöst. Bevor die Götter den "Weg" zurück in ihre eigene erhabene Sphäre antreten, werden sie von den Priestern feierlich verabschiedet. Shintô umfasst eine Vielzahl solcher Kulte, die sich an die Kami richten. Höhere Wesen, die jedoch nicht als präexistent, allmächtig und absolut gelten, sondern als spirituelle Kräfte, die sich in allem manifestieren. In Naturphänomenen wie Wind, Regen, Feuer, in natürlichen Dingen wie Bäumen, Quellen, Steinen; Tiere können Kami-Natur besitzen, und auch der Mensch ist nur graduell von Kami verschieden. Professor Klaus Antoni:

    "Man spricht ja meist davon, dass Shintô eine Naturreligion sei, dafür gibt es auch durchaus Argumente, pantheistische Vorstellungen, die Beseeltheit der gesamten Natur. Aber man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Bereichen, der sogenannten kleinen Tradition, das ist der gesamte Bereich der Volksreligion Japans, aber eben auch die sogenannte große Tradition. Das ist dann der politische Shintô mit dem Kaiser im Mittelpunkt, der auch schon bis ins Altertum zurückreicht, also keine unbedingt moderne Erfindung ist."

    In dieser großen Tradition versteht man unter dem "Weg der Götter" vor allem das Wirken des Kaisers als "arahitogami", wörtlich: als "Gottheit, die als Mensch erscheint". Die Grundlage für diesen kaiserlichen Shintô bilden die Mythen, die im "Kojiki", der "Chronik alter Begebenheiten", aus dem Jahre 712, und im "Nihon Shoki", der ersten japanischen Reichsgeschichte, aus dem Jahre 720 niedergelegt sind. Beide gelten als kanonische Schriften des Shintô. Da Shintô im Unterschied zu anderen Religionen keine Gründerpersönlichkeit kennt und deshalb auch keine im engeren Sinne "Heiligen Schriften" besitzt, ist oft zu hören, dass Shintô ganz ohne solche Schriften auskomme. Professor Klaus Antoni:

    "In Wirklichkeit ist es so, dass es durchaus sehr wichtige und auch als heilige, grundlegend erachtete Texte gibt, die eben aber explizit zu der großen Tradition gehören. Und diese stellen bis auf den heutigen Tag die Grundlage zum Beispiel für die Stellung des Kaiserhauses auch im gegenwärtigen Japan dar, da sie die Göttlichkeit des Kaiserhauses legitimieren durch die genealogische Herkunft, auch des heutigen regierenden Kaisers in direkter Linie von der Sonnengöttin."

    Einst geschah es, dass Amaterasu, die Sonnengöttin, Streit mit ihrem ungestümen Bruder, dem Sturmgott Susanoo, bekam. Empört zog sie sich in eine Felsenhöhle zurück, und die Welt versank in Dunkelheit und Chaos. Die Gemeinschaft der 800 Myriaden Götter war ratlos. Hähne wurden vor die Grotte gebracht, um durch ihr Krähen den kommenden Tag herauf zu beschwören, Edelsteine und ein großer, achteckiger Metallspiegel wurden vor dem Höhleneingang befestigt – ohne Erfolg. Da stieg die nicht mehr ganz junge Himmelstänzerin Ama no Uzume auf einen umgestülpten Bottich und vollführte einen derart komischen obszönen Tanz, dass die gesamte Götterversammlung in dröhnendes Gelächter ausbrach. Als Amaterasu daraufhin neugierig aus ihrem Versteck hervorlugte, wurde sie von ihrem eigenen im Spiegel aufleuchtenden Glanz geblendet. Da packten die Götter sie und zerrten sie vollends heraus – und die Welt hatte ihr Licht zurück. (Amaterasu-Mythos)

    So erzählt es das "Kojiki". Dieser Spiegel wird als einer der drei göttlichen Schätze bis heute im Ise-Schrein, dem höchsten Shintô-Heiligtum, aufbewahrt. Nur der Tennô, der in direkter Linie von der Göttin Abstammende und oberste Shintô-Priester, ist befugt, ihn zu Gesicht zu bekommen. Denn die Reinheit dieser Linie muss bewahrt bleiben. In den "Aufzeichnungen über die Herkunft der Götter", einem zentralen Kompendium der Lehren des Ise-Shintô, aus dem Jahre 1320 heißt es:

    Was der Shintô anstrebt, ist das Gesetz vor jedem Denken; seine Praxis ist, die unschuldige Reinheit an den Anfang zu stellen.

    Um Reinheit aber geht es im Shintô seit je. Reinheit, wie sie das Weiß, die Farbe des Shintô, symbolisiert, und wie sie auch der natürlichen Klarheit des Wassers zukommt.

    So beginnt ein jeder Schreinbesuch mit einer rituellen Reinigung. Bevor man den Schrein betritt, reinigt man Hände und Gesicht an einem Wasserbecken, das vor keinem Schrein fehlt. Reinigung zählt auch zu den elementarsten rituellen Handlungen eines jeden Shintô-Priesters – von Verunreinigung durch natürliche Phänomene wie Naturkatastrophen, Krankheit, Blut und allem, was mit Tod zu tun hat, aber ebenso werden verunreinigende moralische Vergehen individueller oder kollektiver Art durch "harae", durch Reinigungsrituale, wieder gut gemacht. Denn der Shintô-Priester ist in erster Linie Ritualist, er verkündet keine Glaubenslehren, predigt keine Moral, sondern führt "harae" durch. Professor Klaus Antoni:

    "Und das ist eigentlich die grundlegende ethische Vorstellung in allen Shintô-Schulen und Richtungen, dass das Äquivalent eigentlich zur Sünde im christlichen Denken die Verunreinigung ist und das Äquivalent zur Buße eben die Reinigung ist. Bis heute steht dahinter oder wird damit begründet die Vorstellung, dass Japan eben keine Schuldkultur sei, sondern eine Kultur, in der man sich durch eine rituelle Reinigung entschuldigen kann."

    Reinigung stellt ebenso die Schuldlosigkeit des Ursprungs wieder her. Auch dafür steht der Spiegel der Sonnengöttin. Denn so wie der Glanz der Sonne alles durchhellt, wird durch den Spiegel alles, was mit der Zeit trüb und unrein wurde, wieder echt und klar. Von hier aus ist es nicht weit bis zur Idee eines echten und unverfälschten Japantums – dem "magokoro", dem wahren, reinen Herzen Japans. So gab es bereits im Mittelalter in der Tradition des kaiserlichen Shintô erste Versuche, einen japanischen Nationalcharakter herauszustellen. Doch erst in der Edo-Zeit, als in Japan schon längst kein Tennô mehr, sondern die Shôgune das Sagen hatten, wurde die "Nationale Schule", die "kokugaku", ins Leben gerufen. Professor Klaus Antoni:

    "Der Shôgun und die Krieger-, Ritterkaste war ganz und gar vom Konfuzianismus, also chinesisch geprägt, und es wurde dann im Laufe des 18. Jahrhunderts eine regelrechte politisch-ideologische Auseinandersetzung, in der man sich von der Konfuzianismuskritik aus ganz und gar gegen China und alles Chinesische gewandt hat. Also, der Feind war das chinesische Denken, und es wurde dann tatsächlich ein originär japanisches Denken als Gegenbewegung konstruiert auf der Basis dieser heiligen Shintô-Schriften und um die Person und Institution des Kaisers kulminiert."

    In der Zeit des hohen Altertums kannte man den Begriff "Weg" nicht. Es gab nur den Weg, der zu einem Ding hinführt. Dass die Dinge einen tieferen Sinn haben müssen, ferner die Frage nach dem Weg, zu dem alle Lehren gehören, ist nur in China ein Problem. Wenn ihr in den Geist des wahren Weges eindringen wollt, so reinigt euch von dem schmutzigen Geist der chinesischen Literatur und geht mit dem klaren Geiste des hehren Landes an das Studium der alten Schriften. Dann werdet ihr auch von allein erfahren, dass es keinen Weg gibt, den Nippon von China übernehmen müsste.

    Schreibt 1771 Motoori Norinaga, einer der wichtigsten Vertreter dieser "Nationalen Schule". Reinigung kann also auch dies bedeuten: frei werden von allen fremden Beimischungen und Einflüssen, frei von "karagokoro", dem "Fremdwesen". Konsequent spricht Norinaga nicht von "shintô", sondern von "kami no michi" – "Weg der Götter" –, den einst Amaterasu Ô-mi-kami an ihre Nachfahren weitergegeben habe. Den Geist dieses Weges gilt es zu erneuern, einen Geist, der vor jedem theoretisierenden Denken der Unschuld des reinen Herzens entspringt und sich am echtesten in dem so einfachen wie numinosen Lebensgefühl manifestiert, bei dem Mensch, Ding und Natur als wesenhaft Eins und von derselben spirituellen Kraft bewegt erfahren werden. In einem bekannten Waka fasst Norinaga es in die Worte:

    Fragt einer nach dem Herzen / dieses Insellandes Yamato, / sag: die Bergkirschblüte, / wenn sie in der Morgensonne / glänzt und duftet.

    Zu diesem "Herzen" Japans aber müssen die Menschen nicht eigens bekehrt werden, sondern es steckt tief in ihrem Denken und Fühlen. Was die japanische Bevölkerung allerdings nie daran gehindert hat, seit Jahrhunderten in den Schreinen und Tempeln ein selbstverständliches Mit- und Ineinander von Shintô und Buddhismus zu praktizieren. Diese Durchdringung war bereits im Altertum durch den Gedanken des "honji suijaku", von "Urstand und herabgelassener Spur", begründet worden, wobei die Buddhas und Boddhisattvas den "Urstand" ausmachen. Um jedoch den Menschen überall mit ihrer Weisheit helfen zu können, erscheinen sie in einer der jeweiligen Landesbevölkerung entsprechenden Form – in der "herabgelassenen Spur", die in Japan die Kami darstellen. Professor Klaus Antoni:

    "In Japan gibt es kein Entweder-Oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch. Und die japanische Religionswelt ist in höchstem Maße synkretistisch, das heißt es würde in Japan auch nie jemand sagen, ich bin Shintôist, das wäre ein vollkommen technokratisch theoretischer Begriff. Und es ist eigentlich für niemanden jemals ein Problem gewesen, beide Formen als Inkarnation ein- und derselben Wahrheit anzuerkennen."

    Was Motoori Norinaga als Philologe zu rekonstruieren und als patriotischer Japan-Gelehrter herauszuarbeiten versucht, wird in der Meiji-Zeit, ab Mitte des 19. Jahrhunderts, zum ideologischen Konzept für den neuen, modernen Nationalstaat mit dem Tennô als geistigem Zentrum. Professor Klaus Antoni:

    "Das war ein durchaus geplantes Programm, sehr kühl geplantes Programm. Da man nämlich festgestellt hat, dass die westlichen Nationen im imperialistischen Zeitalter sehr mächtig waren. Man wollte zu diesen Nationen aufschließen und man hat als einen der Erfolgsgründe der westlichen Nationen ihren geistigen Hintergrund gesehen, den man im Christentum sah. Man hat gesagt, diese Nationen haben aufgrund einer so mächtigen geistigen Basis die Kraft, die ganze Welt zu erobern. Und man wollte etwas dagegen setzen und hat dann sehr kühl überlegt, ob es der Buddhismus für Japan sein könnte, ob es der Konfuzianismus sein könnte. Das wurde alles abgelehnt. Man hat gesagt, es ist bei uns der göttliche Kaiser, der diese Achse, die wir brauchen, bilden könnte. Das ist dann im System des Staatsshintô umgesetzt worden."

    Bereits 1868 ordnet die Meiji-Regierung die Trennung von Shintô und Buddhismus an. Denn der religiöse Synkretismus ist nicht länger opportun, wenn es darum geht, etwas dem Christentum Vergleichbares zu schaffen. Des Weiteren wird der traditionelle Schrein-Shintô mit seinen vielfältigen lokalen Riten und Gebräuchen sukzessiv in den Hintergrund gedrängt. Da aber die Meiji-Verfassung ausdrücklich "Freiheit des Glaubens" garantiert, ist der Weg zur Schaffung einer shintôistischen Staatsreligion versperrt. Deshalb wird die "nicht-religiöse Natur des Shintô" proklamiert, und man erklärt ihn und die Verehrung des Tennô zu einem für alle Staatsbürger verbindlichen Staatskult. Professor Klaus Antoni:

    "Der Kaiser wurde immer mehr deifiziert, immer göttlicher, auf der anderen Seite hat man sich immer mehr modernisiert. "Wakon yôsai" war das Schlagwort, "japanische Seele, westliche Technik". Das politische Programm war, man könne sich um so gefahrloser verwestlichen, in technologischer Hinsicht, je klarer der spirituelle Kern erhalten bliebe oder überhaupt aufgebaut würde. Ein Gedanke, der ja gerade heute in den ganzen religiösen Fundamentalismen wieder sehr, sehr, sehr virulent ist. Japan war, wenn man so will, der erste moderne Gottesstaat, der in der Meiji-Zeit begonnen und in den 30er-Jahren zu einer dann schon ins Absurde gehenden Überhöhung geführt wurde."

    Nach der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg wird der Staatsshintô bereits 1945 offiziell abgeschafft. Am 1. Januar 1946 wendet sich der Tennô direkt an die Bevölkerung und erklärt:

    Die Bande zwischen Uns und Unserem Volk beruhten immer auf gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Verehrung. Sie beruhen nicht auf dem Wahn, der Tennô sei ein Gott in Menschengestalt und das japanische Volk anderen überlegen oder hätte gar die Aufgabe, die Welt zu beherrschen.

    Heute befinden sich die Shintô-Schreine wieder in privater Hand. Schreinbesuche gehören fest zum Lebensalltag der Menschen, und der religiöse Synkretismus von Shintô und Buddhismus funktioniert so selbstverständlich wie eh und je. Da Shintô als weltbejahende und lebenszugewandte Religion den Tod als etwas Unreines betrachtet und keine Riten des Todes kennt, füllt ebenso selbstverständlich wie eh und je der Buddhismus mit seiner differenzierten Jenseits-Lehre dieses Vakuum aus. Trotzdem ist die Diskussion darüber, was Shintô eigentlich sei, noch immer nicht verstummt. Klaus Antoni:

    "Die sogenannten progressiven Kräfte in Japan, die betonen immer, Shintô sei eine Religion mit allem drum und dran. Die konservativen shintôistischen Kräfte betonen, Shintô sei eigentlich keine Religion, es seien ja nur die japanischen Volksbräuche. Man möchte von konservativer Seite die großen Shintô-Schreine wieder in staatliche Obhut übernehmen. Das kann man aber nur, wenn man erklärt, dass diese Shintô-Schreine keine religiösen Orte sind. Dann können die Shintô-Schreine wieder verstaatlicht werden, und das wäre der erste Schritt wieder zur Reetablierung des Staatsshintô der Vorkriegszeit und der Kriegszeit. Das ist eine hochkomplexe politische Debatte, die hinter den Kulissen sehr erbittert geführt wird."

    Auf der Bühne des Schreingeländes ist inzwischen alles für das Kagura vorbereitet. Nach der rituellen Reinigung der Bühne haben auch die Priester sich bereitet, denn die "Reinheit des Herzens" bildet die wesentliche Voraussetzung dafür, dass das Kagura-Ritual gelingt. Dann ist es soweit – die Priester treten auf und bitten mit ihrer Musik und ihren Tänzen die Kami in den Schrein. Während der anschließenden Maskentänze, in denen die alten Göttermythen und Legenden dargestellt werden, bezeugen sie durch lautes Beten und Deklamieren, dass die Kami wirklich anwesend sind – dass "shintô", der "Weg der Götter" hin zu den Menschen, tatsächlich stattgefunden hat.

    Es schwingen und kreisen die Ärmel im Tanz. / Wolken von Blüten die wehenden Ärmel, / Der scharlachrote Saum der Hosen umgeschlagen. / Im Takte der Musik / Wie herrlich ist der Tanz des Gottes! / Im Takte der Musik / Wie herrlich ist der Tanz des Gottes! (Seami Motokiyo)