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Der Karriere auf die Sprünge helfen

Die Gesellschaft für Arbeitsmarktintegration und Qualifizierung (AQUA) ermöglicht arbeitslosen Akademikern Weiterbildungen. Zwar sind diese bereits hochqualifiziert, doch die richtige Zusatzqualifikation kann der Karriere doch noch auf die Sprünge helfen.

Von Andrea Lueg | 23.01.2010
    Auch wenn Akademiker in der Regel hochqualifiziert sind: Eine weitere Qualifizierungsmaßnahme kann oft der richtige Weg sein, wenn sich die Arbeitslosigkeit länger hinzieht. Weil man sich solche teuren Weiterbildungen aber in der Regel nicht bezahlen kann, wenn man kein Geld verdient, werden sie von Organisationen wie der Otto Benecke Stiftung in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Hochschulen angeboten.

    Ein knappes Dutzend Menschen unterschiedlichen Alters sitzen im Seminarraum der Katholischen Hochschule zusammen, der größte Teil sind Migranten, nur drei Deutsche sind dabei. Es geht um Techniken für die Suchtberatung. Denn in diesem Bereich, genauer: in dem Bereich Suchtberatung für Migranten, hoffen die Teilnehmer in Zukunft einen Job zu finden. Das ist einer der Bereiche, in dem die Otto Benecke Stiftung arbeitslose Akademiker weiterqualifiziert. Außerdem gibt es noch Maßnahmen im Ingenieurwesen, im Bereich PR und Tourismusmanagement und Außenhandel.

    Alle, die hier sitzen, haben ein abgeschlossenes Studium, teils im Heimatland absolviert. Sie sind Psychologen, Pädagogen oder Mediziner. Und sie alle sind arbeitslos, beziehen Arbeitslosengeld I oder II, denn das ist eine der Voraussetzungen, um teilnehmen zu dürfen, erklärt Jutta Schnippering von der Benecke Stiftung.

    "Wir machen dann einen Persönlichkeitstest und wir führen mit jedem ein Gespräch, um herauszufinden: Kann es was werden? Und dann entscheiden wir."

    Ruslana Sweridowa zum Beispiel ist alleinerziehende Mutter und sieht für sich mit der zusätzlichen Qualifizierung endlich eine berufliche Perspektive in Deutschland.

    "Ursprünglich komme ich aus der Ukraine. Ich bin in Deutschland seit elf Jahren ungefähr. In meiner Heimat habe ich eine Krankenschwesterausbildung gemacht und dann später als Krankenschwester gearbeitet und dann ein Psychologiestudium absolviert."

    Doch in Deutschland wurde der Studienabschluss nicht anerkannt. Und auch bei der Krankenschwesterausbildung fehlte ihr ein Jahr. Ein Problem, dass viele Migranten betrifft. Mit der Qualifizierung in der Suchtberatung nun sieht sie konkrete Arbeitschancen:

    "Ich habe eine Praktikumsstelle in Bonn bei der Suchtberatung bekommen. Dort gibt es ein interessantes Projekt mit russischstämmigen Leuten. Sie brauchen eine weibliche Person und da sehe ich große Chancen für mich."

    Jede Qualifizierungsmaßnahme bei der Benecke Stiftung umfasst auch ein mehrmonatiges Betriebspraktikum, ein klarer Vorteil für die ansonsten schon hochqualifizierten Teilnehmer, meint Vera Zimmermann.

    "Ich bin kein Hellseher, aber ich glaube, dass ich hier noch einmal soviel praktische Erfahrungen mitgenommen habe, das ist das Entscheidende."

    Sie hat Psychologie studiert und sich selbständig gemacht, heute möchte sie gerne wieder in eine Festanstellung. Das gemeinsam Lernen mit Migranten gefällt ihr, bringt es doch viele neue Einblicke und Erfahrungen, vor allem wenn man später im Bereich Suchtberatung für Migranten arbeiten will.

    Die Ausbildung ist teuer, etwa 8000 Euro pro Teilnehmer investiert die Otto Benecke Stiftung. Den eigenen Unterhalt müssen die Teilnehmer auf anderen Wegen finanzieren, erklärt Jutta Schnippering.

    "Die müssen einen sehr langen Atem haben und müssen sich auch die finanziellen Mittel erschließen. Weil, wer keine Tätigkeit hat, hat kein Einkommen und hat ein Problem, eine zusätzliche Qualifikation zu finanzieren."

    Meist bleibt da nur Hartz IV. Und auch nach der Qualifizierungsmaßnahme brauchen die arbeitslosen Akademiker noch Ausdauer.

    "Unsere Erfahrung ist, dass die Absolventen in aller Regel fast eineinhalb bis zwei Jahre suchen und sich in der Zwischenzeit weiter qualifizieren, also weiter noch eine therapeutische Ausbildung machen, wenn sie nicht in die Prävention gehen, denn ansonsten gibt es keine Chance des Einstiegs. Die Bedingungen, die die Arbeitgeber stellen, sind so, dass man einen therapeutischen Hintergrund braucht."

    Projekt AQUA (Akademikerinnen und Akademiker qualifizieren sich für den Arbeitsmarkt)