Die Moderatorin im Staatskanal "Rossija-Vesti24" kündigt zu Nachrichtenbeginn die Spitzenmeldung an: Es geht einmal mehr um den brutalen Angriff auf den 30-jährigen Oleg Kashin, einen bekannten Reporter der Moskauer Tageszeitung "Kommersant". Detailliert und ausführlich wird über die Ermittlungen berichtet, es gibt Liveschaltungen zum Krankenhaus, der Sprecher des staatsanwaltlichen Untersuchungskomitees kommt mit einem ausführlichen Statement zu Wort.
Viele haben sich erst mal erstaunt die Augen gerieben. Von Überfällen oder gar Mordanschlägen auf Journalisten gab es bisher meist nur nachrichtlich formulierte Meldungen, knapp, an vierter bis zehnter Stelle im Programm. Dann aber wurde rasch klar: Das Signal zu einer ausführlichen Informationspolitik in diesem Fall kam offenbar von ganz oben, aus dem Kreml:
"Journalisten, das sind Menschen, die sich in einer Risikozone befinden. Der Staat muss sich ihrer beruflichen Tätigkeit gegenüber aufmerksamer verhalten","
… so fast leitmotivisch Präsident Dmitrij Medvedev am vergangenen Montag während eines Redaktionsbesuchs beim staatsnahen Generalanzeiger "Rossijskaja Gazeta". Einen entsprechend formulierten Gesetzentwurf hat kurz darauf die beratende "Gesellschaftliche Kammer" dem Staatsoberhaupt zur Unterschrift bereits zugestellt.
Durchaus anerkennend hat sich inzwischen auch Michail Michailov, der Chefredakteur des konservativ-liberalen "Kommersant", über die bisherige Arbeit der Ermittler geäußert:
""Die besten Kripobeamten und Staatsanwälte befassen sich mit dem Vorgang. Zumindest sie sind sich sicher, dass der Fall gelöst wird. Die Details der Ermittlungen kenne ich natürlich nicht - und ich werde erst dann zufrieden sein, wenn alles offengelegt sein wird."
Nicht alle indes teilen Michailins vorsichtigen Optimismus. Immerhin weiß der "Verband der Journalisten Russlands" von mehr als 300 getöteten Medienmitarbeitern, die es seit 1991, seit dem Zerfall der Sowjetunion, zu beklagen gibt. Der ganz überwiegende Teil dieser Verbrechen sei bis heute nicht aufgeklärt worden, zitiert die Agentur Interfax Verbandschef Vsevolod Bogdanov. Pavel Gus'ev, Chefredakteur des Boulevard-Blattes "Moskovskij Komsomolec" ist überzeugt, dass hinter den Attacken auf die Berufskollegen ein zynisch-brutales Kalkül steckt:
"Wir sollen die Nase nicht in drängende Probleme stecken, die es heute im Staat gibt. Genau deswegen töten sie nicht, sondern sie verletzen ihre Opfer schwer, verstümmeln sie! Sie tun alles, um anderen Journalisten Furcht einzujagen. Wenn auch diesmal die Gangster wieder nicht gefunden werden, gehen die Schandtaten weiter. Straflosigkeit schafft neue Verbrechen an Journalisten."
Anschlagsopfer Oleg Kashin gehört auch zu jenem Kreis, dem die Putin-nahe Jugendorganisation "Molodaja Gvardia"- "Junge Garde" - bis vor kurzem auf ihrer Website angekündigt hat, er werde - so wörtlich - "bestraft" werden. Zwar ist dieser Aufruf noch am Wochenende blitzartig aus dem Internet verschwunden und die "Molodaja Gvardia" hat offiziell jede Tatbeteiligung abgestritten. Doch angesichts ihrer offiziellen Verbindungen zu höchsten Kreml- und Regierungskreisen fordert der außerparlamentarische Oppositionspolitiker Boris Nemcov nun konkrete Konsequenzen:
"Diese Atmosphäre von Hass und Verachtung gegenüber der Menschenwürde - das ist ein Albtraum! Dafür aber trägt die Macht im Land die Verantwortung, vor allem der Kurator dieser sogenannten Jugendorganisationen. Und das ist der Präsidenten-Berater Vladislav Surkov sowie dessen Stellvertreter Vasilij Jakimenko. Die versuchen überall Andersdenkende einzuschüchtern, sie in Angst und Schrecken zu versetzen. Das ist ihr Prinzip! - Wenn also Herr Medvedev tatsächlich fundamental Ordnung im Land schaffen möchte, sodass sich die Opposition sich gemäß unserer Verfassung frei bewegen kann, dass Journalisten nicht mehr totgeschlagen oder verstümmelt werden, dann muss er Surkov und Jakimenko schnellstens entlassen!"
Viele haben sich erst mal erstaunt die Augen gerieben. Von Überfällen oder gar Mordanschlägen auf Journalisten gab es bisher meist nur nachrichtlich formulierte Meldungen, knapp, an vierter bis zehnter Stelle im Programm. Dann aber wurde rasch klar: Das Signal zu einer ausführlichen Informationspolitik in diesem Fall kam offenbar von ganz oben, aus dem Kreml:
"Journalisten, das sind Menschen, die sich in einer Risikozone befinden. Der Staat muss sich ihrer beruflichen Tätigkeit gegenüber aufmerksamer verhalten","
… so fast leitmotivisch Präsident Dmitrij Medvedev am vergangenen Montag während eines Redaktionsbesuchs beim staatsnahen Generalanzeiger "Rossijskaja Gazeta". Einen entsprechend formulierten Gesetzentwurf hat kurz darauf die beratende "Gesellschaftliche Kammer" dem Staatsoberhaupt zur Unterschrift bereits zugestellt.
Durchaus anerkennend hat sich inzwischen auch Michail Michailov, der Chefredakteur des konservativ-liberalen "Kommersant", über die bisherige Arbeit der Ermittler geäußert:
""Die besten Kripobeamten und Staatsanwälte befassen sich mit dem Vorgang. Zumindest sie sind sich sicher, dass der Fall gelöst wird. Die Details der Ermittlungen kenne ich natürlich nicht - und ich werde erst dann zufrieden sein, wenn alles offengelegt sein wird."
Nicht alle indes teilen Michailins vorsichtigen Optimismus. Immerhin weiß der "Verband der Journalisten Russlands" von mehr als 300 getöteten Medienmitarbeitern, die es seit 1991, seit dem Zerfall der Sowjetunion, zu beklagen gibt. Der ganz überwiegende Teil dieser Verbrechen sei bis heute nicht aufgeklärt worden, zitiert die Agentur Interfax Verbandschef Vsevolod Bogdanov. Pavel Gus'ev, Chefredakteur des Boulevard-Blattes "Moskovskij Komsomolec" ist überzeugt, dass hinter den Attacken auf die Berufskollegen ein zynisch-brutales Kalkül steckt:
"Wir sollen die Nase nicht in drängende Probleme stecken, die es heute im Staat gibt. Genau deswegen töten sie nicht, sondern sie verletzen ihre Opfer schwer, verstümmeln sie! Sie tun alles, um anderen Journalisten Furcht einzujagen. Wenn auch diesmal die Gangster wieder nicht gefunden werden, gehen die Schandtaten weiter. Straflosigkeit schafft neue Verbrechen an Journalisten."
Anschlagsopfer Oleg Kashin gehört auch zu jenem Kreis, dem die Putin-nahe Jugendorganisation "Molodaja Gvardia"- "Junge Garde" - bis vor kurzem auf ihrer Website angekündigt hat, er werde - so wörtlich - "bestraft" werden. Zwar ist dieser Aufruf noch am Wochenende blitzartig aus dem Internet verschwunden und die "Molodaja Gvardia" hat offiziell jede Tatbeteiligung abgestritten. Doch angesichts ihrer offiziellen Verbindungen zu höchsten Kreml- und Regierungskreisen fordert der außerparlamentarische Oppositionspolitiker Boris Nemcov nun konkrete Konsequenzen:
"Diese Atmosphäre von Hass und Verachtung gegenüber der Menschenwürde - das ist ein Albtraum! Dafür aber trägt die Macht im Land die Verantwortung, vor allem der Kurator dieser sogenannten Jugendorganisationen. Und das ist der Präsidenten-Berater Vladislav Surkov sowie dessen Stellvertreter Vasilij Jakimenko. Die versuchen überall Andersdenkende einzuschüchtern, sie in Angst und Schrecken zu versetzen. Das ist ihr Prinzip! - Wenn also Herr Medvedev tatsächlich fundamental Ordnung im Land schaffen möchte, sodass sich die Opposition sich gemäß unserer Verfassung frei bewegen kann, dass Journalisten nicht mehr totgeschlagen oder verstümmelt werden, dann muss er Surkov und Jakimenko schnellstens entlassen!"