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Der Liedtexter Robert Gilbert
Von der Revolte zum Showgeschäft

Ende der 1920er-Jahre schreibt ein "David Weber" für den Arbeitersänger Ernst Busch Protestlieder. Hinter dem Autorenpseudonym steckt Robert Gilbert, Sohn eines bekannten Operettenkomponisten, der seine bürgerliche Familie nicht verschrecken will. Er wird einer der erfolgreichsten Schlagertexter Deutschlands.

Von Stephan Göritz |
    Eine Schauspielerin in kariertem Rock und weißer Bluse sitzt auf einem Sessel und deutet mit dem Finger an, sich übergeben zu müssen. Neben ihr steht ein Professor, der sie anguckt. Im Hintergrund im Halbdunkeln sitzen und stehen Männer und Frauen in Bediensteten-Kleidung.
    Auch die deutsche Fassung des berühmten Stückes "My Fair Lady" stammt aus der Feder Robert Gilberts. (imago/stock&people/drama-berlin.de)
    Robert Gilbert war einer der erfolgreichsten Schlagertexter. Er arbeitete für Friedrich Hollaender, Werner Richard Heymann oder Heinz Rühmann und ganz Deutschland sang seine Zeilen wie "Das gibt’s nur einmal" oder "Ein Freund, ein guter Freund".
    Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten dichtete Gilbert: "Das Land ist aufgebrochen - wie ein Pestgeschwür". Als Jude und Linker blieb ihm nur die Flucht. In Amerika kämpfte er den mühsamen Kampf, auch in einer fremden Sprache anspielungsreiche Texte zu schreiben. Nach dem Krieg kehrte er nach Europa zurück und nutzt seine im Exil erworbenen Englischkenntnisse, um große amerikanische Musicals wie "Cabaret" oder "My Fair Lady" ins Deutsche zu übertragen.
    Sein Weg hat ihn von der Revolte zum Showgeschäft geführt, doch Wortwitz und Doppelbödigkeit ist er stets treu geblieben. Das wissen auch Kabarettisten und Chansonsänger späterer Jahrzehnte zu schätzen, wie Mary oder Malediva, Annette Postel oder Scarlett O', die Robert-Gilbert-Texte in ihre Programme aufnehmen.
    Buchcover: Robert Gilbert - Eine zeitgeschichtliche Biografie
    Robert Gilbert: "Meckern ist wichtig – nett sein kann jeder (Songs, Schlager und Chansons, einer unruhigen Zeit auf den Leib geschrieben)", Doppel-CD mit ausführlichem Beiheft von Volker Kühn (20 Seiten), duo-phon records in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste; Berlin 2010, ca. 13 €.

    Marianne Gilbert Finnegan: Das gab’s nur einmal – Verloren zwischen Berlin und New York". Diogenes-Verlag Zürich 2007; 304 Seiten, antiquarisch erhältlich.

    Werner Richard Heymann (Hg.: Hubert Ortkemper): "Liebling, mein Herz läßt dich grüßen – Der erfolgreichste Komponist der UFA-Zeit erinnert sich". Schott Music Mainz 2011; 368 Seiten (mit beiliegender CD), 25,50 €.

    Christian Walther: "Robert Gilbert: Eine zeitgeschichtliche Biografie" Peter Lang 2016; 435 Seiten, 84,95 Euro.