"Wir haben die Biologie digitalisiert."
Craig Venter ist heute der bekannteste Genforscher der Welt. Kein anderer hat die Wissenschaft vom Leben so geprägt wie er. Seine Sicht der Dinge:
"Die DNA ist tatsächlich die Software des Lebens."
Craig Venter war Sanitäter in Vietnam, Student der Biochemie, Surfer in Kalifornien und mit Mitte 40 Abteilungsleiter bei den staatlichen Instituten zur Gesundheitsforschung der USA: den NIH.
"Zehn Jahre meiner Karriere habe ich gebraucht, um ein Protein zu finden: Den Adrenalin-Rezeptor zur Kontrolle des Herzschlages. Die staatliche Gesundheitsforschung in den USA hat etwa zwei Milliarden Dollar ausgeben, um solche Gene aufzuspüren. Heute geschieht das in ein paar Sekunden am Computer."
Craig Venter hielt es nicht auf seiner Planstelle. Als eines vieler Rädchen im weltweiten Human-Genom-Projekt ging ihm alles viel zu langsam. Er stieg aus, startete mit Unterstützung der Industrie sein eigenes Genom-Projekt und wurde Geschäftsführer der Firma Celera Genomics.
Dort setzte er auf eine neue Methode: Das sogenannte Schrotschuss-Verfahren. Statt das ganze Erbgut Baustein für Baustein sorgfältig aufzuteilen und zu lesen, zerhäckselte er es in Millionen Einzelteile. Die setzte er dann mit Computer-Hilfe zu einer Sequenz zusammen. Schon nach wenigen Monaten hatte er das öffentlich geförderte Human-Genom-Projekt eingeholt.
"Die Forschungsförderung wurde durch uns grundlegend verändert. Die Regierungen in den USA, Europa und Japan haben über fünf Milliarden Dollar für die Sequenzierung des Genoms ausgegeben. Wir haben das viel schneller geschafft mit weniger als 100 Millionen Dollar."
Am 26. Juni 2000 hatte er es geschafft. Das internationale Human-Genom-Projekt schloss einen Kompromiss mit ihm. Und der Rebell stand im Weißen Haus rechts neben US-Präsident Bill Clinton und verkündete die Entzifferung des Menschlichen Genoms.
"Diese Arbeit hat eine gewaltige Bedeutung für die Therapie von Krankheiten. Sie sagt uns, wer wir sind und wie wir als Art entstanden sind."
Damals war die Euphorie groß. Craig Venter wurde zum Vorbild für viele junge Biotechnologie-Unternehmer, wie Friedrich von Bohlen und Halbach:
"Alle profitieren irgendwo von diesem Craig Venter, ob wir ihn nun mögen oder nicht. Ich kenne ihn persönlich und ich mag ihn. Aber ich weiß auch: Wenn man mit ihm auf Kriegsfuß steht, der beißt auch zu."
Zunächst stiegen die Aktienkurse von Celera rasant. Aber es gelang nicht, mit der Genom-Entzifferung Geld zu verdienen. 2002 musste Craig Venter als Geschäftsführer von Celera zurücktreten. Hans Lehrach vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik sieht die internationale Human-Genom-Organisation als Sieger im Kampf gegen die Privatwirtschaft.
"Der kurze Versuch, das Genom zu kommerzialisieren, ist ja im Prinzip gescheitert. Die Leute, die damals Celera-Aktien gekauft haben, können bezeugen, dass das kommerziell kein enormer Erfolg war."
Für Craig Venter war die Genom-Entzifferung ein Erfolg. Es war ihm gelungen, Hunderte Millionen private und staatliche Dollars für ein Projekt der Grundlagenforschung anzuwerben und sich als Einzelkämpfer mit der Weltgemeinschaft der Forscher zu messen. Nach dem gleichen Prinzip betreibt er heute das J.-Craig-Venter-Institute, sein privates Forschungs-Institut. Craig Venter hat es geschafft, sagen anerkennend seine Kollegen.
Mit seiner Yacht segelt er um die Welt, sammelt Wasserproben, um das Erbgut von Kleinstlebewesen im Meer zu erfassen und dirigiert via Satellitentelefon seine Laborteams. Im Mai 2010 gelang ihm sein zweiter großer Wurf: Sein Forscherteam erzeugte ein Bakterium mit einem künstlich hergestellten Genom.
"Wir starteten mit digitalisierter Biologie im Computer."
Umwelt- und Energieprobleme will Craig Venter nun mit Methoden der synthetischen Biologie lösen. Das hat er seinen Geldgebern versprochen. Erneut hat er starke Partner gewonnen, wie den Ölriesen Exxon Mobil, den Pharmakonzern Novartis und das US-amerikanische Energieministerium.
"Es wird eine neue industrielle Revolution geben."
Zur Sendereihe "Ich | Mensch | Genom"
Craig Venter ist heute der bekannteste Genforscher der Welt. Kein anderer hat die Wissenschaft vom Leben so geprägt wie er. Seine Sicht der Dinge:
"Die DNA ist tatsächlich die Software des Lebens."
Craig Venter war Sanitäter in Vietnam, Student der Biochemie, Surfer in Kalifornien und mit Mitte 40 Abteilungsleiter bei den staatlichen Instituten zur Gesundheitsforschung der USA: den NIH.
"Zehn Jahre meiner Karriere habe ich gebraucht, um ein Protein zu finden: Den Adrenalin-Rezeptor zur Kontrolle des Herzschlages. Die staatliche Gesundheitsforschung in den USA hat etwa zwei Milliarden Dollar ausgeben, um solche Gene aufzuspüren. Heute geschieht das in ein paar Sekunden am Computer."
Craig Venter hielt es nicht auf seiner Planstelle. Als eines vieler Rädchen im weltweiten Human-Genom-Projekt ging ihm alles viel zu langsam. Er stieg aus, startete mit Unterstützung der Industrie sein eigenes Genom-Projekt und wurde Geschäftsführer der Firma Celera Genomics.
Dort setzte er auf eine neue Methode: Das sogenannte Schrotschuss-Verfahren. Statt das ganze Erbgut Baustein für Baustein sorgfältig aufzuteilen und zu lesen, zerhäckselte er es in Millionen Einzelteile. Die setzte er dann mit Computer-Hilfe zu einer Sequenz zusammen. Schon nach wenigen Monaten hatte er das öffentlich geförderte Human-Genom-Projekt eingeholt.
"Die Forschungsförderung wurde durch uns grundlegend verändert. Die Regierungen in den USA, Europa und Japan haben über fünf Milliarden Dollar für die Sequenzierung des Genoms ausgegeben. Wir haben das viel schneller geschafft mit weniger als 100 Millionen Dollar."
Am 26. Juni 2000 hatte er es geschafft. Das internationale Human-Genom-Projekt schloss einen Kompromiss mit ihm. Und der Rebell stand im Weißen Haus rechts neben US-Präsident Bill Clinton und verkündete die Entzifferung des Menschlichen Genoms.
"Diese Arbeit hat eine gewaltige Bedeutung für die Therapie von Krankheiten. Sie sagt uns, wer wir sind und wie wir als Art entstanden sind."
Damals war die Euphorie groß. Craig Venter wurde zum Vorbild für viele junge Biotechnologie-Unternehmer, wie Friedrich von Bohlen und Halbach:
"Alle profitieren irgendwo von diesem Craig Venter, ob wir ihn nun mögen oder nicht. Ich kenne ihn persönlich und ich mag ihn. Aber ich weiß auch: Wenn man mit ihm auf Kriegsfuß steht, der beißt auch zu."
Zunächst stiegen die Aktienkurse von Celera rasant. Aber es gelang nicht, mit der Genom-Entzifferung Geld zu verdienen. 2002 musste Craig Venter als Geschäftsführer von Celera zurücktreten. Hans Lehrach vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik sieht die internationale Human-Genom-Organisation als Sieger im Kampf gegen die Privatwirtschaft.
"Der kurze Versuch, das Genom zu kommerzialisieren, ist ja im Prinzip gescheitert. Die Leute, die damals Celera-Aktien gekauft haben, können bezeugen, dass das kommerziell kein enormer Erfolg war."
Für Craig Venter war die Genom-Entzifferung ein Erfolg. Es war ihm gelungen, Hunderte Millionen private und staatliche Dollars für ein Projekt der Grundlagenforschung anzuwerben und sich als Einzelkämpfer mit der Weltgemeinschaft der Forscher zu messen. Nach dem gleichen Prinzip betreibt er heute das J.-Craig-Venter-Institute, sein privates Forschungs-Institut. Craig Venter hat es geschafft, sagen anerkennend seine Kollegen.
Mit seiner Yacht segelt er um die Welt, sammelt Wasserproben, um das Erbgut von Kleinstlebewesen im Meer zu erfassen und dirigiert via Satellitentelefon seine Laborteams. Im Mai 2010 gelang ihm sein zweiter großer Wurf: Sein Forscherteam erzeugte ein Bakterium mit einem künstlich hergestellten Genom.
"Wir starteten mit digitalisierter Biologie im Computer."
Umwelt- und Energieprobleme will Craig Venter nun mit Methoden der synthetischen Biologie lösen. Das hat er seinen Geldgebern versprochen. Erneut hat er starke Partner gewonnen, wie den Ölriesen Exxon Mobil, den Pharmakonzern Novartis und das US-amerikanische Energieministerium.
"Es wird eine neue industrielle Revolution geben."
Zur Sendereihe "Ich | Mensch | Genom"