Mord zieht sich – so Buss – als integraler Bestandteil durch die menschliche Geschichte. So etwas wie den guten Wilden, der Jean-Jacques Rousseau vorschwebte, den gibt es nicht. Vielmehr sind die meisten Mörder keine krankhaften Außenseiter, sondern ganz normale Menschen. Ein bisschen Mörder steckt in allen von uns steckt, nur dass wir ihn nicht herauslassen.
In seinem Buch betrachtet Buss Mord aus evolutionspsychologischer Sicht zu. Dieses neue Fachgebiet versucht das Verhalten des Menschen unter Einbeziehung der Entwicklungsgeschichte zu erklären. Danach ist in unseren Genen das Programm zu Töten tief verankert. Schließlich sind wir die Nachfahren von Menschen, die sich erfolgreich – und durchaus durch Töten anderer – ihrer Haut zu wehren wussten. Alle anderen sind aus Gen-Pool heraus. Hat David Buss recht, töten wir, um unsere Gene ins Spiel zu bringen oder im Spiel zu halten. Ähnlich, wie es die Löwen tun.
Um dem Drang zum Töten auf die Spur zu kommen, hat der Autor die umfangreichen Datenbestände des FBI und anderer Polizeibehörden ebenso ausgewertet wie anthropologische Studien und zahllose Interviews mit Menschen wie Sie und ich. Buss und seine Mitarbeiter wollten herausbekommen, wann sie die Mordgelüste sie überfielen, wie nahe sie an der Ausführung waren und wie sie den Mord durchzuführen gedachten. Herauskristallisiert haben sich unterschiedliche Mordmotive: Partnermorde, Brudermorde und andere Morde an Anverwandten, Morde aus sexueller Gewalt heraus oder Mord an der Konkurrenz. Auf Serienmörder geht Buss nur kurz ein. Zum einen sind Serienmorde selten, zum anderen sind die Täter psychisch meist nicht gesund – und an ihnen ist Buss nicht interessiert.
Ist Mord unser genetisches Erbe? Sind wir bereit, für unsere Kinder zu töten und für sie zu sterben? Töten, schreibt Buss, war in der Menschheitsgeschichte schon immer eine effektive Fortpflanzungsstrategie. So habe die Analyse der Y-Chromosome von mongolischen Männern ergeben, dass immer noch acht Prozent von ihnen Gen-Sequenzen tragen, die von Dschingis Khan stammen sollen. Der Mongolenfürst setzte Vergewaltigung und Mord im politischen Spiel ein.
Es geht aber nicht nur um die Fürsten dieser Welt. In allen Kulturen stiegen die Fortpflanzungschancen der Männer mit ihrem sozialen Status. Wenn ein Mann seine Partnerin an einen Nebenbuhler verliert, bedeutet das für ihn einen Abstieg. Die Ermordung des Nebenbuhlers bringt die Welt da wieder in Ordnung, und sie wirkt abschreckend. Deshalb sei in vielen Kulturen an Ehrenmorden nichts Ehrenrühriges.
David Buss will Mord nicht verharmlosen oder dem Strafverteidiger Munition liefern, sondern die Mechanismen verstehen, die hinter Tötungsdelikten stehen. Das Buch ist spannend geschrieben, manchmal wie ein Krimi, auch wenn ihm ein paar Fallbeispiele sicherlich gut getan hätten. Aber trotzdem – es ist ein Buch, das Anlass zum Nachdenken liefert.
David Buss: Der Mörder in uns. Warum wir zum Töten programmiert sind
ISBN 978-3-8274-1808-1
Spektrum Akademischer Verlag, 285 Seiten, 24,95 Euro
In seinem Buch betrachtet Buss Mord aus evolutionspsychologischer Sicht zu. Dieses neue Fachgebiet versucht das Verhalten des Menschen unter Einbeziehung der Entwicklungsgeschichte zu erklären. Danach ist in unseren Genen das Programm zu Töten tief verankert. Schließlich sind wir die Nachfahren von Menschen, die sich erfolgreich – und durchaus durch Töten anderer – ihrer Haut zu wehren wussten. Alle anderen sind aus Gen-Pool heraus. Hat David Buss recht, töten wir, um unsere Gene ins Spiel zu bringen oder im Spiel zu halten. Ähnlich, wie es die Löwen tun.
Um dem Drang zum Töten auf die Spur zu kommen, hat der Autor die umfangreichen Datenbestände des FBI und anderer Polizeibehörden ebenso ausgewertet wie anthropologische Studien und zahllose Interviews mit Menschen wie Sie und ich. Buss und seine Mitarbeiter wollten herausbekommen, wann sie die Mordgelüste sie überfielen, wie nahe sie an der Ausführung waren und wie sie den Mord durchzuführen gedachten. Herauskristallisiert haben sich unterschiedliche Mordmotive: Partnermorde, Brudermorde und andere Morde an Anverwandten, Morde aus sexueller Gewalt heraus oder Mord an der Konkurrenz. Auf Serienmörder geht Buss nur kurz ein. Zum einen sind Serienmorde selten, zum anderen sind die Täter psychisch meist nicht gesund – und an ihnen ist Buss nicht interessiert.
Ist Mord unser genetisches Erbe? Sind wir bereit, für unsere Kinder zu töten und für sie zu sterben? Töten, schreibt Buss, war in der Menschheitsgeschichte schon immer eine effektive Fortpflanzungsstrategie. So habe die Analyse der Y-Chromosome von mongolischen Männern ergeben, dass immer noch acht Prozent von ihnen Gen-Sequenzen tragen, die von Dschingis Khan stammen sollen. Der Mongolenfürst setzte Vergewaltigung und Mord im politischen Spiel ein.
Es geht aber nicht nur um die Fürsten dieser Welt. In allen Kulturen stiegen die Fortpflanzungschancen der Männer mit ihrem sozialen Status. Wenn ein Mann seine Partnerin an einen Nebenbuhler verliert, bedeutet das für ihn einen Abstieg. Die Ermordung des Nebenbuhlers bringt die Welt da wieder in Ordnung, und sie wirkt abschreckend. Deshalb sei in vielen Kulturen an Ehrenmorden nichts Ehrenrühriges.
David Buss will Mord nicht verharmlosen oder dem Strafverteidiger Munition liefern, sondern die Mechanismen verstehen, die hinter Tötungsdelikten stehen. Das Buch ist spannend geschrieben, manchmal wie ein Krimi, auch wenn ihm ein paar Fallbeispiele sicherlich gut getan hätten. Aber trotzdem – es ist ein Buch, das Anlass zum Nachdenken liefert.
David Buss: Der Mörder in uns. Warum wir zum Töten programmiert sind
ISBN 978-3-8274-1808-1
Spektrum Akademischer Verlag, 285 Seiten, 24,95 Euro