Vor einem Jahr stellten Theater, Opern- und Konzerthäuser in Deutschland den Spielbetrieb ein. Die Kultur befand sich im Schockzustand, wie viele andere waren Musikerinnen und Musiker plötzlich ihrer Tätigkeit beraubt. Dass die Starre über ein Jahr andauern würde, damit hatte aber niemand gerechnet. Oliver Wille, Geiger im Kuss Quartett, fasst es so zusammen:
"Die ersten Gedanken waren damals schon ‚um Gottes Willen‘, was wird jetzt passieren, aber natürlich niemals mit der Aussicht, dass wir ein Jahr Spielverbot haben quasi, mit einer kurzen Sommerpause. Alle reden von Berufsverbot, das ist ja nicht ganz korrekt, wir können ja unseren Beruf ausüben. Nur das, was wir damit letztlich machen wollen, nämlich auf der Bühne miteinander zu kommunizieren und miteinander Musik erlebbar zu machen, das ist verboten. Das ist immer noch verboten oder wieder verboten. Ich erinnere mich, dass ich damals dachte, dass das nach Ostern wieder in gute Bahnen kommen wird. Und dann hat es so ewig gedauert bis die ersten Perspektiven sichtbar wurden. Das war alles sehr unerwartet, und für mich persönlich in mehreren Berufsfeldern ein Sprung ins kalte Wasser. Es war auch meine erstmals wirklich enge Berührung mit politischen Prozessen."
Die Cellistin Raphaela Gromes wollte helfen und wurde ehrenamtlich aktiv. Viele weniger bekannte Musikerinnen und Musiker aber standen vor dem Nichts, mussten sich einen neuen Job suchen oder engagierten sich in etlichen Initiativen. Die Cellistin Dorothee Palm, die Geigerin Rachel Harris, der Sänger Michael Nagy, die Pianistin Annika Treutler, das Signum Quartett und der Geiger Oliver Wille, zugleich Hochschul-Professor und Intendant der Sommerlichen Musiktage Hitzacker, sprechen über Wege in und aus der Krise.