Flachdach, Rechteck und Glasfenster als vierte Wand, Stahlrohrmöbel und funktionale Einrichtungsgegenstände. Das ist meist unser Bild von der Kunst- und Designschule "Bauhaus". Als sie vor hundert Jahren gegründet wurde gab es andernorts aber bereits ähnliche Kunst- und Reformschulen, erklärt Gertrude Cepl-Kaufmann, Direktorin des Instituts "Moderne im Rheinland" und wissenschaftliche Beirätin im NRW Projekt "Hundert Jahre Bauhaus im Westen". Das Bauhaus alleine dürfe innerhalb des "Gesamtkomplexes nicht so viel Raum einnehmen", sagt die Forscherin.
Teil einer größeren Bewegung
Der Glaube an das wirkmächtige Bauhaus als "Laboratorium der Moderne" entspringt dem Wunsch nach einem anderen, besseren Deutschland vor hundert Jahren, verkenne aber andere Reformgründungen. Es sei nur Teil einer größeren Bewegung gewesen. Dazu zählen etwa die "Arbeitsschule" in Worpswede, die "Waldorfschule" in Stuttgart, die "Schule der Weisheit" in Darmstadt. "In Düsseldorf werden Akademie und Kunstgewerbeschule zusammengelegt, in Hagen entsteht die Folkwangbewegung, in Frankfurt wird ein jüdisches Lehrhaus gegründet, das bundesweit wirken will, in Köln wird das Institut für religiöse Kunst als ganzheitliche Werkstatt gegründet", so Cepl-Kaufmann weiter.
Beim Blick auf das Bauhaus würden wir nur den Aspekt der Architektur und des Design herausnehmen und alles andere übersehen, etwa den Reformgedanken der Vorkriegszeit, der in die Weimarer Republik hineinreicht. Unsere Erinnerungskultur habe das Bauhaus allein stark gemacht, so Cepl-Kaufmann.