"Die Viererkette ist für uns eigentlich nur Mittel zum Zweck. Denn das was wir eigentlich spielen wollen ist extrem ausgeprägtes Pressing. Wir wollen versuchen,eigentlich immer den gegnerischen Ballbesitzter mit mindestens einem Mann mehr zu attackieren. Und vielleicht noch ein weiterer Mythos, der in Deutschland immer noch existiert, eine Viererkete spielt ohne Libero: Wir spielen nicht ohne Libero, nur ist es bei uns eben so, dass unsere beiden Innenverteidiger den Liebero je nach Situation erzeugen."
Das war 1998. Ralf Rangnick erklärte der Fußballnation im "Aktuellen Sportstudio" die Vorzüge einer modernen Abwehrarbeit und wurde dafür von einigen Boulevardzeitungen jahrelang als Fußballprofessor verspottet. Hätte damals schon das Internetvokabular der Gegenwart existiert, wäre Rangnick wohl nicht als Professor sondern als Nerd bezeichnet worden. Als Streber. Und dieser Begriff hat seine negative Konnotation zuletzt mehr und mehr verloren. Leute, die sich tief hinein graben in eine spezielle Materie, gelten inzwischen oft als Erfolgstypen. Im Internet finden s ie Gleichgesinnte und legen ihren Außenseiterstatus ab. Und natürlich gibt es im Netz auch die Gemeinde der Taktikfreaks, deren erster öffentlicher Vertreter Rangnick war. Tobias Escher ist so einer, er betreibt den Blog Spielverlagerung.de. Für ihn ist Fußball eine intellektuelle Herausforderung.
"Die Faszination ist sicherlich die Zusammenspiele verschiedener Formationen und auch die Frage: Wie wird ein Fußballspiel entschieden. Nicht nur oberflächlich zu gucken, sondern genau zu sehen wieso hat diese Mannschaft gewonnen, obwohl die andere Mannschaft dauernd am Ball war. Und solche Fragen beantworten zu können, wenn man Fußball schaut, das ist die Faszination für mich dahinter steckt."
Es ist eine andere Art Fußball zu gucken. Konzentration statt Geselligkeit, Wissensdurst, statt Erlebnishunger, Lust an der Erkenntnis, statt Fernsehabend mit Bier und Chips. Hinterher schreibt er seine Beobachtungen auf, erstellt Grafiken mit den taktischen Formationen der Teams, und offensichtlich teilt Escher seine Leidenschaft mit vielen anderen.
"Mittlerweile haben wir sogar bis zu 10.000 Besucher an einem Tag, das hat sich also ziemlich schnell gemausert, und ich bin auch relativ überrascht, wie gut das ganze ankommt. Ich habe immer gedacht, Taktik, das ist so ein Nischenthema, aber ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Fans sind, die sich dafür interessieren."
Diese Erfahrung hat auch Michael Cox gemacht. Der Engländer begann 2004 in seinem Wohnzimmer Notizen über die taktischen Feinheiten bestimmter Spiele zu sammeln. Er machte sich Gedanken, welche Vorzüge und Nachteile ein 4-4-2-System gegenüber den 4-2-3-1 hat. Er war fasziniert von Aspekten des Spiels, die die Massenmedien lange ausblendeten. Als Jonathan Wilsons Taktikbuch "Inverting the Pyramid" in England 2008 zum Überraschungserfolg wurde, beschloss auch Cox an die Öffentlichkeit zu gehen. Er gründete die Internetplattform "Zonal Marking" und gewährte der Fußballwelt Einblick in seine Beobachtungen. Die User stürmten das Portal, inzwischen schauen täglich fast 20.000 Leute vorbei. Jürgen Klinsmann lobt den Blog auf seiner Internetseite, einmal rief sogar ein Preimer-League-Trainer bei Cox an, um zu fachsimpeln. Diese Geschichte hat auch den deutschen Blogger Escher fasziniert.
"Man kann natürlich nicht leugnen, dass Michael Cox ein Vorbild war, er hat als erstes so einen Blog gemacht. Und nachdem ich diesem Blog entdeckt habe und nach der WM in Südafrika hat sich bei mir selber der Entschluss gereift, auch so etwas Ähnliches anzubieten. Ich habe damals Taktikguru gegründet, und nach einem recht erfolgreichen und interessanten Jahr habe ich mich mit vier anderen Bloggern zusammengeschlossen, und wir haben das Projekt Spielverlagerung ins Leben gerufen."
Spätestens seit der heutige Dortmunder Trainer Jürgen Klopp der Nation bei der WM 2006 die Strategien der besten Nationalmannschaften der Welt auseinandersetzte, gilt der Blick auf die Taktik nicht mehr als abseitiges Hobby irgendwelcher Außenseiter. Im Privatfernsehen, wo nur läuft, was Quote bringt, analysiert der ehemalige Nationalspieler Thomas Strunz inzwischen fundiert die taktischen Auffälligkeiten des Bundesligawochenendes.
"Also das hat sich mittlerweile sehr gut etabliert, in dem Bereich. Es war am Anfang natürlich ein neuer Bestandteil, weil es weniger darum ging, einfach einen Talk zu haben, sondern eben auch analytisch mal die Dinge anzugehen und bestimmte Situationen und Szenen, die sich wiederholen immer mal wieder anzusprechen und die Wahrnehmung ist das sehr, sehr positiv."
Rangnick war seiner Zeit voraus. Doch wie das Spiel sich verändert, so entwickelt sich auch die Art, wie das Publikum den Fußball betrachtet.
Das war 1998. Ralf Rangnick erklärte der Fußballnation im "Aktuellen Sportstudio" die Vorzüge einer modernen Abwehrarbeit und wurde dafür von einigen Boulevardzeitungen jahrelang als Fußballprofessor verspottet. Hätte damals schon das Internetvokabular der Gegenwart existiert, wäre Rangnick wohl nicht als Professor sondern als Nerd bezeichnet worden. Als Streber. Und dieser Begriff hat seine negative Konnotation zuletzt mehr und mehr verloren. Leute, die sich tief hinein graben in eine spezielle Materie, gelten inzwischen oft als Erfolgstypen. Im Internet finden s ie Gleichgesinnte und legen ihren Außenseiterstatus ab. Und natürlich gibt es im Netz auch die Gemeinde der Taktikfreaks, deren erster öffentlicher Vertreter Rangnick war. Tobias Escher ist so einer, er betreibt den Blog Spielverlagerung.de. Für ihn ist Fußball eine intellektuelle Herausforderung.
"Die Faszination ist sicherlich die Zusammenspiele verschiedener Formationen und auch die Frage: Wie wird ein Fußballspiel entschieden. Nicht nur oberflächlich zu gucken, sondern genau zu sehen wieso hat diese Mannschaft gewonnen, obwohl die andere Mannschaft dauernd am Ball war. Und solche Fragen beantworten zu können, wenn man Fußball schaut, das ist die Faszination für mich dahinter steckt."
Es ist eine andere Art Fußball zu gucken. Konzentration statt Geselligkeit, Wissensdurst, statt Erlebnishunger, Lust an der Erkenntnis, statt Fernsehabend mit Bier und Chips. Hinterher schreibt er seine Beobachtungen auf, erstellt Grafiken mit den taktischen Formationen der Teams, und offensichtlich teilt Escher seine Leidenschaft mit vielen anderen.
"Mittlerweile haben wir sogar bis zu 10.000 Besucher an einem Tag, das hat sich also ziemlich schnell gemausert, und ich bin auch relativ überrascht, wie gut das ganze ankommt. Ich habe immer gedacht, Taktik, das ist so ein Nischenthema, aber ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Fans sind, die sich dafür interessieren."
Diese Erfahrung hat auch Michael Cox gemacht. Der Engländer begann 2004 in seinem Wohnzimmer Notizen über die taktischen Feinheiten bestimmter Spiele zu sammeln. Er machte sich Gedanken, welche Vorzüge und Nachteile ein 4-4-2-System gegenüber den 4-2-3-1 hat. Er war fasziniert von Aspekten des Spiels, die die Massenmedien lange ausblendeten. Als Jonathan Wilsons Taktikbuch "Inverting the Pyramid" in England 2008 zum Überraschungserfolg wurde, beschloss auch Cox an die Öffentlichkeit zu gehen. Er gründete die Internetplattform "Zonal Marking" und gewährte der Fußballwelt Einblick in seine Beobachtungen. Die User stürmten das Portal, inzwischen schauen täglich fast 20.000 Leute vorbei. Jürgen Klinsmann lobt den Blog auf seiner Internetseite, einmal rief sogar ein Preimer-League-Trainer bei Cox an, um zu fachsimpeln. Diese Geschichte hat auch den deutschen Blogger Escher fasziniert.
"Man kann natürlich nicht leugnen, dass Michael Cox ein Vorbild war, er hat als erstes so einen Blog gemacht. Und nachdem ich diesem Blog entdeckt habe und nach der WM in Südafrika hat sich bei mir selber der Entschluss gereift, auch so etwas Ähnliches anzubieten. Ich habe damals Taktikguru gegründet, und nach einem recht erfolgreichen und interessanten Jahr habe ich mich mit vier anderen Bloggern zusammengeschlossen, und wir haben das Projekt Spielverlagerung ins Leben gerufen."
Spätestens seit der heutige Dortmunder Trainer Jürgen Klopp der Nation bei der WM 2006 die Strategien der besten Nationalmannschaften der Welt auseinandersetzte, gilt der Blick auf die Taktik nicht mehr als abseitiges Hobby irgendwelcher Außenseiter. Im Privatfernsehen, wo nur läuft, was Quote bringt, analysiert der ehemalige Nationalspieler Thomas Strunz inzwischen fundiert die taktischen Auffälligkeiten des Bundesligawochenendes.
"Also das hat sich mittlerweile sehr gut etabliert, in dem Bereich. Es war am Anfang natürlich ein neuer Bestandteil, weil es weniger darum ging, einfach einen Talk zu haben, sondern eben auch analytisch mal die Dinge anzugehen und bestimmte Situationen und Szenen, die sich wiederholen immer mal wieder anzusprechen und die Wahrnehmung ist das sehr, sehr positiv."
Rangnick war seiner Zeit voraus. Doch wie das Spiel sich verändert, so entwickelt sich auch die Art, wie das Publikum den Fußball betrachtet.