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Der Organist Heinz Wunderlich
In der Tradition von Max Reger

Kirchenmusiker stehen seit jeher im Schatten ihrer Kollegen aus Oper und Konzert. Frenetischen Applaus kennen sie nicht, doch verdient hätten ihn einige. Zu diesen Organisten zählt Heinz Wunderlich, der sich ab 1958 für die Schnitger-Orgel der Hamburger Jacobikirche einsetzte.

Von Bernd Heyder |
    Schnitger Orgel der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg.
    Wunderlichs Lieblingsinstrument: die Schnitger-Orgel der Jacobikirche (Imago / Imagebroker)
    Wunderlich wurde 1919 im Deutschland der Nachkriegswirren geboren, wuchs in der Weimarer Republik auf und studierte während der Herrschaft der Nationalsozialisten bis in den Zweiten Weltkrieg hinein an der Leipziger Musikhochschule. In der DDR avancierte er zum anerkannten Orgelvirtuosen, doch seinen beruflichen Bestimmungsort fand er erst 1958 nach seiner Flucht in das damalige Westdeutschland. Es war die Hamburger Hauptkirche St. Jacobi mit ihrer historischen viermanualigen Arp-Schnitger-Orgel, die schon Johann Sebastian Bach begeistert hatte. Dieses Instrument sowie das Vermächtnis seines einstigen Lehrers Karl Straube, Schüler und Freund von Max Reger, standen lebenslang im Zentrum seines Schaffens. Viele Konzertreisen führten Wunderlich rund um den Globus. Als Resonanz kam die Welt in Form zahlreicher ausländischer Studenten zu ihm, als er an der Musikhochschule in Hamburg eine Professur innehatte. Er prägte somit eine ganze Organisten-Generation und hinterließ viele Plattenaufnahmen, von denen seine Reger-Interpretationen nach wie vor exemplarisch sind.