In den späten 1950er- und 1960er-Jahren begann Harasiewicz eine fast vollständige Einspielung der Klavierwerke von Frédéric Chopin. Sein Spiel erinnert oft an jene "süßen Abgründe" und "die schmerzliche Lieblichkeit" der Musik, die schon Heinrich Heine an Chopins Spiel gefiel. Von manchen Kritikern als Einengung empfunden, bedeutet die starke Fokussierung auf Chopins Klaviermusik für Harasiewicz‘ Bewunderer ein Glücksfall. Neutral betrachtet, bleibt sie zumindest ein Sonderfall, denn viele Pianisten seiner Generation, ob Gulda, Fleisher, Berman oder andere lehnten eine solche Ausschließlichkeit ab. Seine Texttreue wurde zu Harasiewicz‘ Markenzeichen, was einem auf vordergründige Effekte bedachten Chopin-Spiel geradezu wohltuend entgegensteht. Insofern dürfen die Einspielungen des Polen im besten Sinne als zeitlos gelten.
Archiv
Der Pianist Adam Harasiewicz
Chopin als "Traumland der Poesie"
Er hat mit zehn Jahren mit dem Musizieren begonnen, aber sein erstes Instrument war nicht das Klavier, sondern die Geige. In den frühen 1950er-Jahren nahm die Pianisten-Karriere von Adam Harasiewicz rasant an Fahrt auf. Mit 23 Jahren gewann er den Internationalen Chopin-Wettbewerb, der ihm die Türen zu den bedeutendsten Konzertsälen öffnete.