Zunächst wollte der Schotte Frederic Lamond am liebsten von Clara Schumann unterrichtet werden, doch hierfür fehlte ihm ein Empfehlungsschreiben. Bei Liszt war das anders. Sein Lehrer ließ verlauten, dass Lamond eine "gute Wiedergabe der Sonate Op. 106", der Hammerklaviersonate von Beethoven, liefern könne und so nahm sich Liszt seiner an.
Nachdem Lamond zuvor bereits von Liszts Meister-Schüler Hans von Bülow unterrichtet wurde und auch mit ihm intensiv an Beethovens Sonaten- und Variations-Schaffen gearbeitet hatte, erhielt Lamond über ein Jahre lang die Möglichkeit, von Liszt persönlich Anregungen zu erhalten. Mehrmals die Woche spielte Lamond ihm vor und begleitete ihn auch auf Reisen, bis Liszt 1886 verstarb.
Die Auseinandersetzung Lamonds mit Beethoven ging so weit, dass er 1923 dessen Sonaten neu herausgab. Zusätzlich notierte er Anweisungen zur Verzierung, Phrasierung und Dynamik. Dass er damit eine deutlich freiere Herangehensweise als heutzutage allgemein üblich im Sinn hatte, davon zeugen die alten Studioaufnahmen aus den 1920er Jahren. Diese sind zusammen mit Werken seiner Mentoren Liszt und Rubinstein neu veröffentlicht worden.