Als Theologe und Volksprediger auf Tschechisch habe Hus die damals Regierenden sehr gestört, so Brummer. Prediger wie er hätten im Mittelalter auch Medienfunktionen besessen: Die Menschen seien gekommen, um aktuelle Informationen und ihre Einordnung zu erhalten. Und Hus habe gegen Ablasshandel und andere gängige Praktiken der damaligen Zeit gepredigt.
Dass er damit in den Fokus der Mächtigen geriet, sei ihm in der "finalen Phase" seines Lebens auch bewusst gewesen, so Brummer. "Aber er wollte nicht zurück." Zeitweise durch seinen damaligen Erzbischof Zbynko Zajíc von Hasenburg ermutigt, habe er dem Klerus seine Grenzen aufgezeigt.
Hus' Wirken und Tod hatten Laut dem Chefredakteur der evangelischen Zeitschrift "Chrismon" "heftigen Einfluss" auf die weitere europäische Geschichte. Die sogenannten Hussitenkriege nach dem ersten Prager Fenstersturz seien allerdings nicht in seinem Sinne gewesen. Der zweite Fenstersturz sei eine Reminiszenz an den ersten und der Beginn des 30-jährigens Krieges gewesen.
Luther bezieht sich auf Hus
Hus und andere Vor-Reformatoren hätten für eine Trennung von Staat, Wirtschaft und Kirche plädiert, darauf habe sich später auch Martin Luther bezogen, der sich als "Hussiten" bezeichnete. Ein Nationalist sei Hus allerdings nicht gewesen, so Brummer: Er habe sich für die "armen Säcke" in Böhmen eingesetzt und sei auch mit seiner ersten Bibelübersetzung ins Tschechische der Wegbereiter "eines direkten Zugangs zum Glauben für die einfachen Menschen" gewesen.
Dennoch sei Hus ein " ganz klar im Sinne der katholischen Kirche tätiger Priester" gewesen. Doch bis heute täte sich die katholische Kirche schwer mit ihm. Nur Papst Johannes Paul II habe einmal von einer "großen Fehlergeschichte, die man korrigieren sollte", gesprochen. Doch das sei bis heute nicht geschehen.