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Der Rektor des Jahres geht an …

In Hamburg werden heute Abend die Nachwuchswissenschaftlerin, die Hochschulprofessorin, die Wissenschaftsministerin und: der Rektor des Jahres geehrt. Der Designierte ist gerade mal ein Jahr im Amt.

Von Lenore Lötsch |
    Rektor des Jahres 2010: Professor Wolfgang Schareck, Universität Rostock
    Rektor des Jahres 2010: Professor Wolfgang Schareck, Universität Rostock (Universität Rostock)
    Die Rektorkette ist für die Reise sicher verpackt, die Dankesworte hat er im Hinterkopf und der sonst eher konzentriert blickende Wolfgang Schareck erlaubt sich sogar ein vergnügtes Lächeln. Die Auszeichnung "Rektor des Jahres" war auch für ihn eine handfeste Überraschung. Schließlich lenkt der 57-jährige Mediziner die Geschicke der Rostocker Universität erst seit Januar 2009.

    "Mich hat das überrascht, denn so früh so eine Ehre zu erhalten, damit hatte ich nun weiß Gott nicht gerechnet. Zumal ich ja etwas mache, was ich nicht gelernt habe. In der Chirurgie, wenn man da nach 25 Jahren irgendeinen Preis bekommen hätte, dann hätte ich gesagt, ja das hast du auch verdient. Ich freue mich über den Preis, weil er eben auch die Geschlossenheit der Professorenschaft zeigt."

    Denn die, verkörpert durch den Hochschulverband, hat ihn gewählt. Bei dem Ende vergangenen Jahres wurden die Wissenschaftler deutscher Hochschulen aufgefordert, ihren jeweiligen Rektor einschätzen. Führungskompetenz, Verhandlungsgeschick und Ehrlichkeit, aber auch der Mut, Entscheidungen zu treffen oder die Kontakte zur Politik und Wirtschaft wurden mit Schulnoten von 1 bis 6 bewertet. Das Urteil für den Rektor der Universität Rostock lautet: 1,7 und damit "voll gut". Damit hat der Rostocker 36 andere Rektoren hinter sich gelassen. Dass Wolfgang Schareck, bevor er zum Rektor gewählt wurde, jahrzehntelang als Transplantationschirurg am OP-Tisch stand, nützt ihm, sagt er.

    "Ein Chirurg muss rasch entscheiden, muss eine Analyse finden und muss dann auch eine klare Entscheidung treffen, die weitreichend und nachhaltig ist. Das hat mich schon geformt, weil es durchaus innovative Bereiche sind, die auch besonders interdisziplinär ausgestattet sind. Das ist sicher ein Vorteil in diesem Amt."
    Obwohl die Studierenden bei der Wahl zum "Rektor des Jahres" keine Stimme hatten, wird auch im Rostocker ASTA-Büro ein Loblied auf Wolfgang Schareck angestimmt. Als der Rektor im Januar 2010 zur sogenannten Bologna-Woche einlud, um über die Schwierigkeiten in den Bachelorstudiengängen zu reden, da hielt das mancher noch für Aktionismus. Doch es war keiner der üblichen Pressetermine mit ein paar Alibistudierenden, erinnert sich Philipp da Cunha , der in Rostock Elektrotechnik studiert.

    "Er hat sich eine komplette Woche frei genommen, jeder Studiengang wurde angehört und alle konnten vortragen, wo sie ihre Probleme haben und es war schön zu merken, dass er wirklich das ernst nimmt, dass die Studenten die meiste Zeit zum Erzählen hatten. Wir sind sehr zufrieden mit ihm. Er ist sehr fair, das ist einfach das Tolle an ihm."

    Und die Studentin und ASTA- Geschäftsführerin Katharina Mahrt ergänzt:

    "Man kann mit ihm eigentlich über tatsächlich alles reden. Man kann mit jedem Anliegen an ihn herantreten und er versucht, möglichst schnell eine effektive Lösung zu finden, das erspart natürlich viel Verwaltungsaufwand auch."
    Wolfgang Schareck ist der 906. Rektor der Rostocker Universität. Und dass er ein Freund der Tradition ist, das spürt der Besucher, wenn er das Arbeitszimmer des Rektors betritt: Von den Wänden blicken einige seiner Vorgänger in Öl, und im kleinen Hinterzimmer hängt ein Foto mit der Schiffsflotte seines Großvaters, der in Rostock Reeder war. Anders als mancher Rektor vor ihm, ist Schareck, der in Düsseldorf geboren wurde, nicht auf der akademischen Durchreise in der Hansestadt gelandet. Er will hier alt werden, aber durchaus nicht unbedingt als Rektor.

    "Ja, ich hab mich entschieden für Rostock. Sollte man nach vier Jahren im Rektorat meinen, das war jetzt genug von Wolfgang Schareck, hätte ich die Möglichkeit, in die chirurgische Klinik zurückzukehren."

    Das Preisgeld von 10.000 Euro, das mit der Ehrung zum "Rektor des Jahres" verbunden ist, das hat Wolfgang Schareck in Gedanken schon mal verteilt. Mit einem Teil des Betrages möchte er fünf Jahre lang die besten Staatsexamensarbeiten im Lehramtsbereich mit Preisen von 500 Euro auszeichnen.

    "Den anderen Teil, da werden wir ganz konkret - KES nenne ich das, Kinder-, Eltern-, Spiel- und Studierräume - in den Campi einrichten, sodass junge Eltern auch ihre Kinder mitbringen können und bessere Möglichkeiten haben, auch an der Universität studieren zu können mit ihrer Elternschaft."

    Und die nächste Baustelle wartet schon auf ihn: Bisher gibt es drei sogenannte Profillinien an der Rostocker Universität, die eher ingenieur- und naturwissenschaftlich ausgerichtet sind. Nun drängt auch die Philosophische Fakultät auf die schnelle Einrichtung einer vierten, vorwiegend geisteswissenschaftlichen Profillinie. Da wird Scharecks konstruktive Moderation dringend gebraucht. Allerdings erst morgen wieder, denn heute wird er erst mal "Rektor des Jahres 2010".