"In den letzten Jahren haben wir einen Falken-Roboter
entwickelt und ausprobiert, der wirklich einsatzfähig ist und vom Boden
aus gelenkt werden kann."
Paolo Iori vom römischen Flughafen Fiumicino ist verantwortlich für das
Projekt "Bird Raptor". Ziel ist es, Vögel von den startenden und
landenden Maschinen fern zu halten. Der sogenannte "Bird Raptor" ist
eine funkferngesteuerte Drohne. Der elektronische Falke hat die gleiche
Größe wie ein ausgewachsenes Tier; wirkt lebensecht und kann seine
Flügel bewegen. Immer wenn die Radargeräte des Flughafen-Towers die
Ankunft großer Schwärme von Vögeln melden, Möwen oder Stare, lässt Iori
seinen Vogel aufsteigen. Es reicht aus, die Drohne einige Kreise über den
Lande- und Startbahnen drehen zu lassen, um die Tiere fernzuhalten. Das
wirkt offenbar zur Abschreckung.
Doch warum die Singvögel sich so verhalten, in Schwärmen mit bis zu
200.000 Staren, das will an der Universität in Rom Giorgio Parisi
wissen. Der Quantenphysiker leitet das europäische Projekt "Starlings in
Flight: Understanding Patterns of Animal Group Movements". Er will
herausfinden, wie die vielen Vögel von einer Sekunde auf die andere
ihre Flugrichtung ändern können. Er sucht nach den
Kommunikationstechniken der Vögel untereinander:
"Dafür haben wir auf römischen Dächern sechs digitale
Fotoapparate installiert, auf einer geraden Linie von 25 Metern. Schon
mit einer Folge von sechs Bildern pro Sekunde können wir im Rechner eine
dreidimensionale Darstellung der Bewegungen eines Vogelschwarms
rekonstruieren."
Die von Parisi benutzte Methode zur virtuellen Rekonstruktion ganzer
Vogelschwärme nutzt die Stereoskopie zur realen räumlichen Abbildung,
bei dem paarweise Bilder - stereoskopische Halbbilder genannt - getrennt
für jedes Auge erzeugt werden. Im Unterschied zum zweidimensionalen Bild
wird auf diese Weise eine sogenannte Tieflage jedes Raumpunktes aus dem
Bild mathematisch reproduzierbar ermittelt. Giorgio Parisi:
"Die von uns erstellten Fotos deuten nicht auf ein
Leittier hin, das die Richtung vorgibt. Ich bin davon überzeugt, dass
wir zunächst die Gründe für die plötzlich beim Fliegen der Schwärme
auftretenden Beschleunigungen herausfinden müssen, um erklären zu
können, warum so viele Tiere auf einmal ihre Flugrichtung ändern.""
Parisi entdeckte, dass die Vögel kurz vor einer Richtungsänderung beim
Fliegen ihre Fluggeschwindigkeit beschleunigen. Von schätzungsweise 90
auf 100 Stundenkilometer. Er sieht also einen kausalen Zusammenhang zwischen schnellerem Fliegen und Richtungsänderung. Parisi untersuchte das
Orientierungsvermögen der fliegenden Vögel untereinander, um Gründe für
Flugbeschleunigungen zu ermitteln. Bemerkenswert sei die "Zähigkeit” der
Starenschwärme, die selbst Angreifer nicht aufzulösen vermögen. Bislang
gehen Vogelkundler davon aus, dass die Stare ein sogenanntes
topologisches Abstandsmaß nutzen: Jeder Vogel richtet sich nach
sämtlichen Nachbarn innerhalb eines bestimmten Abstandes aus. Statt des
Abstandes, erklärt Quantenphysiker Parisi, scheine aber vielmehr die
Gehirnkapazität – bezogen zum Beispiel auf die Merkfähigkeit - die Obergrenze
zu setzen.
Jeder Vogel könne gleichzeitig sechs bis sieben Artgenossen
im Auge behalten. Simulationen der Vogelschwärme zeigten ihm, dass die
Vögel den nächsten Nachbarn am liebsten neben und etwas über beziehungsweise unter sich hatten. Erst ab dem sechsten bis siebten Nachbarn wäre keine bevorzugte Position mehr nachweisbar. Selbst in einem dichten Schwarm hätten die Vögel freie Sicht auf mehr als sieben Nachbarn, konnten
Parisi und seine Mitarbeiter nachweisen.
Ein nächster Schritt des Forschungsprojekts sucht eine Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang der topologischen Fähigkeiten der Vögel und ihrer
Kommunikation untereinander. Staren-Forscher Giorgio Parisi will sich
dann nicht nur auf Vögel konzentrieren. Auch das Verhalten von
Fischschwärmen will er studieren, um die Stare besser zu verstehen. Und
um am Ende ihre Angst vor dem Kunst-Falken am Flughafen beschreiben zu
können.
entwickelt und ausprobiert, der wirklich einsatzfähig ist und vom Boden
aus gelenkt werden kann."
Paolo Iori vom römischen Flughafen Fiumicino ist verantwortlich für das
Projekt "Bird Raptor". Ziel ist es, Vögel von den startenden und
landenden Maschinen fern zu halten. Der sogenannte "Bird Raptor" ist
eine funkferngesteuerte Drohne. Der elektronische Falke hat die gleiche
Größe wie ein ausgewachsenes Tier; wirkt lebensecht und kann seine
Flügel bewegen. Immer wenn die Radargeräte des Flughafen-Towers die
Ankunft großer Schwärme von Vögeln melden, Möwen oder Stare, lässt Iori
seinen Vogel aufsteigen. Es reicht aus, die Drohne einige Kreise über den
Lande- und Startbahnen drehen zu lassen, um die Tiere fernzuhalten. Das
wirkt offenbar zur Abschreckung.
Doch warum die Singvögel sich so verhalten, in Schwärmen mit bis zu
200.000 Staren, das will an der Universität in Rom Giorgio Parisi
wissen. Der Quantenphysiker leitet das europäische Projekt "Starlings in
Flight: Understanding Patterns of Animal Group Movements". Er will
herausfinden, wie die vielen Vögel von einer Sekunde auf die andere
ihre Flugrichtung ändern können. Er sucht nach den
Kommunikationstechniken der Vögel untereinander:
"Dafür haben wir auf römischen Dächern sechs digitale
Fotoapparate installiert, auf einer geraden Linie von 25 Metern. Schon
mit einer Folge von sechs Bildern pro Sekunde können wir im Rechner eine
dreidimensionale Darstellung der Bewegungen eines Vogelschwarms
rekonstruieren."
Die von Parisi benutzte Methode zur virtuellen Rekonstruktion ganzer
Vogelschwärme nutzt die Stereoskopie zur realen räumlichen Abbildung,
bei dem paarweise Bilder - stereoskopische Halbbilder genannt - getrennt
für jedes Auge erzeugt werden. Im Unterschied zum zweidimensionalen Bild
wird auf diese Weise eine sogenannte Tieflage jedes Raumpunktes aus dem
Bild mathematisch reproduzierbar ermittelt. Giorgio Parisi:
"Die von uns erstellten Fotos deuten nicht auf ein
Leittier hin, das die Richtung vorgibt. Ich bin davon überzeugt, dass
wir zunächst die Gründe für die plötzlich beim Fliegen der Schwärme
auftretenden Beschleunigungen herausfinden müssen, um erklären zu
können, warum so viele Tiere auf einmal ihre Flugrichtung ändern.""
Parisi entdeckte, dass die Vögel kurz vor einer Richtungsänderung beim
Fliegen ihre Fluggeschwindigkeit beschleunigen. Von schätzungsweise 90
auf 100 Stundenkilometer. Er sieht also einen kausalen Zusammenhang zwischen schnellerem Fliegen und Richtungsänderung. Parisi untersuchte das
Orientierungsvermögen der fliegenden Vögel untereinander, um Gründe für
Flugbeschleunigungen zu ermitteln. Bemerkenswert sei die "Zähigkeit” der
Starenschwärme, die selbst Angreifer nicht aufzulösen vermögen. Bislang
gehen Vogelkundler davon aus, dass die Stare ein sogenanntes
topologisches Abstandsmaß nutzen: Jeder Vogel richtet sich nach
sämtlichen Nachbarn innerhalb eines bestimmten Abstandes aus. Statt des
Abstandes, erklärt Quantenphysiker Parisi, scheine aber vielmehr die
Gehirnkapazität – bezogen zum Beispiel auf die Merkfähigkeit - die Obergrenze
zu setzen.
Jeder Vogel könne gleichzeitig sechs bis sieben Artgenossen
im Auge behalten. Simulationen der Vogelschwärme zeigten ihm, dass die
Vögel den nächsten Nachbarn am liebsten neben und etwas über beziehungsweise unter sich hatten. Erst ab dem sechsten bis siebten Nachbarn wäre keine bevorzugte Position mehr nachweisbar. Selbst in einem dichten Schwarm hätten die Vögel freie Sicht auf mehr als sieben Nachbarn, konnten
Parisi und seine Mitarbeiter nachweisen.
Ein nächster Schritt des Forschungsprojekts sucht eine Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang der topologischen Fähigkeiten der Vögel und ihrer
Kommunikation untereinander. Staren-Forscher Giorgio Parisi will sich
dann nicht nur auf Vögel konzentrieren. Auch das Verhalten von
Fischschwärmen will er studieren, um die Stare besser zu verstehen. Und
um am Ende ihre Angst vor dem Kunst-Falken am Flughafen beschreiben zu
können.