"Da war noch einer!"
"Hast ihn gesehen, Laurenz? Schau da kommt er jetzt gerade runter."
Ein niedriger Zaun, dahinter hohe schattenspendende Linden. Im Geäst: Strickleitern. Über eine von ihnen läuft ein rot-braunes Tier mit langem buschigem Schwanz.
"Die Unterart die wir hier halten ist der Ailurus fulgens fulgens, die westliche Unterart, die in Nepal und Nordindien vorkommt. Unsere Tiere sind so zwischen 4,5, fünf Kilo höchstens schwer."
Und heißen auf deutsch Roter oder Kleiner Panda, erzählt Lydia Kolter. Sie ist Kuratorin am Kölner Zoo. Dort ist gerade Fütterungszeit. Eine Tierpflegerin verteilt Bambusbüschel im Gehege und ein Kleiner Panda klettert kopfüber den Stamm einer Linde hinab.
"So, da sieht man jetzt, wie er dieses Bündel mit dem Bambus, dem breitblättrigen Bambus nimmt und hochzieht."
Das Tier rupft mit einer Vorderpfote die Blätter von den Bambuszweigen und schiebt sie sich ins Maul.
"Er presst dazu im Prinzip die Stängel, die er in der Tatze hat, mit einem sogenannten falschen Daumen, das ist ein verlängertes Sesambein, ein Knochen aus der Mittelhand des Tieres, gegen die Handfläche und kann die so festhalten, und das teilt er mit dem Großen Panda, dieses Merkmal."
Deshalb und aufgrund ihrer gemeinsamen Vorliebe für Bambus gingen Forscher lange davon aus, dass der Große und der Kleine Panda eng miteinander verwandt seien. Neuere Untersuchungen allerdings zeigen, dass der Große Panda wesentlich mehr mit den Bären gemein hat, als mit seinem Namensvetter. Und auch der Kleine Panda hat in der Vergangenheit immer mal wieder seinen Platz in der Biologischen Systematik gewechselt.
"Was jetzt in den letzten 10, 15 Jahren ziemlich konstant ist, dass tatsächlich der Kleine Panda einer eigenen Familie angehört und er der einzige Vertreter dieser Familie ist."
Die Familie ist in der Systematik der Biologie eine Einheit nahe verwandter Gattungen. Der Mensch zum Beispiel teilt seine Familie der Menschenaffen mit allen Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang Utans, ist also, verglichen mit dem Kleinen Panda, nicht sonderlich einsam.
"Man möchte möglichst viel Diversität, sowohl auf der organismischen Ebene als dann auch natürlich auf der genetischen Ebene erhalten. Und eine Art, die sonst keine Verwandten mehr hat und möglicherweise eine ganz bestimmte ökologische Nische besetzt, ist von daher schon sehr wichtig."
Denn stirbt eine solche "einsame" Art aus, verschwindet mit ihr auf einen Schlag ein ganzer Zweig vom Stammbaum des Lebens. Die Kleinen Pandas leben im östlichen Himalaja, in einem schmalen Streifen der sich von Nepal über Indien, Bhutan, Burma bis nach China erstreckt. Die Weltnaturschutzunion IUCN schätzt den weltweiten Bestand fortpflanzungsfähiger Tiere auf weniger als 10.000 und stuft den Kleinen Panda als gefährdet ein. Denn die Tiere brauchen intakte Waldgebiete, die ihnen Schatten spenden und sie vor Überhitzung schützen. Aber immer mehr Wälder in der Region werden abgeholzt, um Platz für Äcker und Felder zu schaffen. Und die Zerstörung ihres Lebensraums ist nicht das einzige Problem der Kleinen Pandas.
"Es sind Pelztiere, die natürlich im Winter auch einen sehr dichten Pelz haben und es scheint bestimmte Gruppen in China nach wie vor zu geben, die diese Felle zu Mützen verarbeiten, die dann zur angestammten Tracht dieser Volksgruppen gehören."
Die Mützen aus Pandafell werden frisch verheirateten Paaren geschenkt, als Talisman für eine glückliche Ehe. Das wäre im Prinzip kein Problem, sagt Lydia Kolter, wenn diese Jagd kontrolliert würde und es feste Entnahmequoten gäbe. Aber um festlegen zu können, wie viele Tiere getötet werden dürfen, ohne das Überleben der Art zu gefährden, bräuchten die Forscher viel mehr Informationen.
"Über die Kleinen Pandas weiß man so gut wie nichts von draußen, weil sie eben so heimlich hoch in den Bäumen leben. Man muss also wirklich in die Bäume klettern, um Zeichen von Pandas zu sehen, von kleinen Pandas zu sehen."
Deshalb ist die Jagd auf den Kleinen Panda in allen Staaten, in denen er vorkommt, gesetzlich verboten. Ob es ihm hilft, ist fraglich.
Hinweis: Beiträge zum Jahr der Biodiversität wie die anderen Teile der Reihe "Die Einzigen ihrer Art" finden Sie auf unserer Spezialseite Der Rückzug der Vielfalt.
"Hast ihn gesehen, Laurenz? Schau da kommt er jetzt gerade runter."
Ein niedriger Zaun, dahinter hohe schattenspendende Linden. Im Geäst: Strickleitern. Über eine von ihnen läuft ein rot-braunes Tier mit langem buschigem Schwanz.
"Die Unterart die wir hier halten ist der Ailurus fulgens fulgens, die westliche Unterart, die in Nepal und Nordindien vorkommt. Unsere Tiere sind so zwischen 4,5, fünf Kilo höchstens schwer."
Und heißen auf deutsch Roter oder Kleiner Panda, erzählt Lydia Kolter. Sie ist Kuratorin am Kölner Zoo. Dort ist gerade Fütterungszeit. Eine Tierpflegerin verteilt Bambusbüschel im Gehege und ein Kleiner Panda klettert kopfüber den Stamm einer Linde hinab.
"So, da sieht man jetzt, wie er dieses Bündel mit dem Bambus, dem breitblättrigen Bambus nimmt und hochzieht."
Das Tier rupft mit einer Vorderpfote die Blätter von den Bambuszweigen und schiebt sie sich ins Maul.
"Er presst dazu im Prinzip die Stängel, die er in der Tatze hat, mit einem sogenannten falschen Daumen, das ist ein verlängertes Sesambein, ein Knochen aus der Mittelhand des Tieres, gegen die Handfläche und kann die so festhalten, und das teilt er mit dem Großen Panda, dieses Merkmal."
Deshalb und aufgrund ihrer gemeinsamen Vorliebe für Bambus gingen Forscher lange davon aus, dass der Große und der Kleine Panda eng miteinander verwandt seien. Neuere Untersuchungen allerdings zeigen, dass der Große Panda wesentlich mehr mit den Bären gemein hat, als mit seinem Namensvetter. Und auch der Kleine Panda hat in der Vergangenheit immer mal wieder seinen Platz in der Biologischen Systematik gewechselt.
"Was jetzt in den letzten 10, 15 Jahren ziemlich konstant ist, dass tatsächlich der Kleine Panda einer eigenen Familie angehört und er der einzige Vertreter dieser Familie ist."
Die Familie ist in der Systematik der Biologie eine Einheit nahe verwandter Gattungen. Der Mensch zum Beispiel teilt seine Familie der Menschenaffen mit allen Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang Utans, ist also, verglichen mit dem Kleinen Panda, nicht sonderlich einsam.
"Man möchte möglichst viel Diversität, sowohl auf der organismischen Ebene als dann auch natürlich auf der genetischen Ebene erhalten. Und eine Art, die sonst keine Verwandten mehr hat und möglicherweise eine ganz bestimmte ökologische Nische besetzt, ist von daher schon sehr wichtig."
Denn stirbt eine solche "einsame" Art aus, verschwindet mit ihr auf einen Schlag ein ganzer Zweig vom Stammbaum des Lebens. Die Kleinen Pandas leben im östlichen Himalaja, in einem schmalen Streifen der sich von Nepal über Indien, Bhutan, Burma bis nach China erstreckt. Die Weltnaturschutzunion IUCN schätzt den weltweiten Bestand fortpflanzungsfähiger Tiere auf weniger als 10.000 und stuft den Kleinen Panda als gefährdet ein. Denn die Tiere brauchen intakte Waldgebiete, die ihnen Schatten spenden und sie vor Überhitzung schützen. Aber immer mehr Wälder in der Region werden abgeholzt, um Platz für Äcker und Felder zu schaffen. Und die Zerstörung ihres Lebensraums ist nicht das einzige Problem der Kleinen Pandas.
"Es sind Pelztiere, die natürlich im Winter auch einen sehr dichten Pelz haben und es scheint bestimmte Gruppen in China nach wie vor zu geben, die diese Felle zu Mützen verarbeiten, die dann zur angestammten Tracht dieser Volksgruppen gehören."
Die Mützen aus Pandafell werden frisch verheirateten Paaren geschenkt, als Talisman für eine glückliche Ehe. Das wäre im Prinzip kein Problem, sagt Lydia Kolter, wenn diese Jagd kontrolliert würde und es feste Entnahmequoten gäbe. Aber um festlegen zu können, wie viele Tiere getötet werden dürfen, ohne das Überleben der Art zu gefährden, bräuchten die Forscher viel mehr Informationen.
"Über die Kleinen Pandas weiß man so gut wie nichts von draußen, weil sie eben so heimlich hoch in den Bäumen leben. Man muss also wirklich in die Bäume klettern, um Zeichen von Pandas zu sehen, von kleinen Pandas zu sehen."
Deshalb ist die Jagd auf den Kleinen Panda in allen Staaten, in denen er vorkommt, gesetzlich verboten. Ob es ihm hilft, ist fraglich.
Hinweis: Beiträge zum Jahr der Biodiversität wie die anderen Teile der Reihe "Die Einzigen ihrer Art" finden Sie auf unserer Spezialseite Der Rückzug der Vielfalt.