Es ist eine schlicht und einfach großartige Szene, wenn Natalie Portman irgendwann schwarze Schwanenfedern aus dem Rücken wachsen. Dies ist nur ein ganz kurzer Moment - aber einer derjenigen, die unbedingt in Erinnerung bleiben von diesem Film.
Auch sonst sieht man Natalie Portman in diesem Psychothriller so wie noch nie zuvor: Als kesses Kind wurde sie einst mit Luc Bessons "Leon der Profi" an der Seite von Jean Reno berühmt, später spielte sie oft starke, burschikose Frauen. In dem neuen Film von Darren Aronofsky ist sie hingegen ein ganz verletzlicher Charakter, mit, wenn man so will - und alle GenderforscherInnen mögen diese Formulierung verzeihen -, typisch weiblichen Problemen. Sie spielt Nina, eine junge ehrgeizige Balletttänzerin, die den Hauptpart in der "Schwanensee"-Aufführung bekommt, und davon zunehmend überfordert ist.
Vor zwei Jahren gewann Regisseur Aronofsky in Venedig mit dem Catcherdrama "The Wrestler" den Goldenen Löwen. Auch dieser Film könnte "The Wrestler" heißen, denn Portmans Figur ähnelt in vielem der des Catchers, der kein Leben hat, außer seiner Show, für die er alles riskiert, bis hin zur Selbstzerstörung.
Auch Nina wirft ihren Körper in den Ring, trägt ihre Haut zu Markte, und auch ihr wird sie aufgerissen: die Zehen, die Finger, der Rücken. Und wieder und wieder fließt Blut - das bei Frauen ja immer noch eine zusätzliche Bedeutung hat. Blut an den Händen, Blut in den Kleidern, Blut im Schuh.
"The Black Swan" ist auf seine Art eine Aschenputtelgeschichte: Nina, dieser weibliche Wrestler, ist zunächst nur eine von vielen am New Yorker Ballett. Extrem ehrgeizig und diszipliniert, lebt sie fürs Tanzen allein, bekommt eines Tages ihre große Chance, will diese nutzen, kann das aber im Grunde erst durch Selbstüberwindung, durch Selbstverlust.
Schwarz und Weiß und Rosa sieht der Film von Anfang an aus, das Farbdesign ist so genau und konsequent, wie schön anzusehen. Die Farben stehen für Temperamente, Schwarz und Weiß für die zwei Seiten der erwachsenen Nina, das Rosa für ihre Unschuld, für das Kindsein. Ganz in Rosa ist ihr Jungmädchenzimmer getaucht, man sieht Stofftiere, ein Schmetterlingsmuster auf der Tapete, auf dem Nachttisch steht eine Spieluhr, die Schwanensee spielt. Zuhause ist Nina weiter Kind, quasi entmündigt durch eine übermächtige Mutter.
Eine Entjungferungsfantasie also - kein "Coming-of-age" - ist "The Black Swan", ein Film über das Verhältnis von Frauen zur Sexualität. Nina entpuppt sich im Verlauf des Films als Mensch voller Nervosität, nahe an der Hysterie. Zunehmend wird sie von Realitätsverlust, von Paranoia, von Visionen gepeinigt: Eros und Thanatos verschmelzen. Sie hat Sex-Fantasien und Mord-Fantasien, letztere zielen auf die Mutter, auf die Vorgängerin, auf eine Kollegin, auf sich selbst.
Dass Kunst letztlich nur durchs Extrem beglaubigt wird, ist die These dieses Films. Dies würden viele - und wohl zu recht - zuerst als bürgerliche Kunstmythologie abtun. Aber es ist auch eine Herausforderung: Kunst als Spiel um Leben und Tod; Kunst die tötet; große Kunst, die erst durch Selbstzerstörung entsteht - hat das alles irgendetwas zu tun mit dem, was man gemeinhin im Kino sieht? Welcher deutsche Film wagte solche Fallhöhe?
Aronofsky ist ein spannendes Werk über das Wesen der Kunst und über den Show- und Kunstbetrieb geglückt, mit ein bisschen - gutem - Kitsch und einer Menge Nachdenkenswertem. Man fragt sich unwillkürlich, inwiefern dies auch als ein Porträt der Filmszene, nicht nur in Hollywood zu verstehen ist: Der Regisseur als Manipulator, die Medien, die immerzu Neues und Frischfleisch wollen, die Konkurrenz unter den Stars, ihr Ehrgeiz, und der Druck, der sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs und darüber hinaus treibt.
"The Black Swan" ist auch ein Film über die Disziplinierung des Körpers der Stars, über manche bösen Folgen der rigiden Körperkontrolle wie Magersucht, Waschzwang, Selbstverletzung, und über den Narzissmus auf der anderen Seite. Und wenn man Natalie Portmans Auftritt sieht, wie auch den der etwa eine Dekade älteren Winona Ryder, die einst ein Weltstar war, heute fast weg vom Fenster ist, und hier die alternde Ballerina spielt, die von Nina verdrängt wird, dann fragt man sich unwillkürlich, inwiefern dieser kluge Psychothriller auch ein Film über Portman und Ryder ist, über Startum in Hollywood.
Auch sonst sieht man Natalie Portman in diesem Psychothriller so wie noch nie zuvor: Als kesses Kind wurde sie einst mit Luc Bessons "Leon der Profi" an der Seite von Jean Reno berühmt, später spielte sie oft starke, burschikose Frauen. In dem neuen Film von Darren Aronofsky ist sie hingegen ein ganz verletzlicher Charakter, mit, wenn man so will - und alle GenderforscherInnen mögen diese Formulierung verzeihen -, typisch weiblichen Problemen. Sie spielt Nina, eine junge ehrgeizige Balletttänzerin, die den Hauptpart in der "Schwanensee"-Aufführung bekommt, und davon zunehmend überfordert ist.
Vor zwei Jahren gewann Regisseur Aronofsky in Venedig mit dem Catcherdrama "The Wrestler" den Goldenen Löwen. Auch dieser Film könnte "The Wrestler" heißen, denn Portmans Figur ähnelt in vielem der des Catchers, der kein Leben hat, außer seiner Show, für die er alles riskiert, bis hin zur Selbstzerstörung.
Auch Nina wirft ihren Körper in den Ring, trägt ihre Haut zu Markte, und auch ihr wird sie aufgerissen: die Zehen, die Finger, der Rücken. Und wieder und wieder fließt Blut - das bei Frauen ja immer noch eine zusätzliche Bedeutung hat. Blut an den Händen, Blut in den Kleidern, Blut im Schuh.
"The Black Swan" ist auf seine Art eine Aschenputtelgeschichte: Nina, dieser weibliche Wrestler, ist zunächst nur eine von vielen am New Yorker Ballett. Extrem ehrgeizig und diszipliniert, lebt sie fürs Tanzen allein, bekommt eines Tages ihre große Chance, will diese nutzen, kann das aber im Grunde erst durch Selbstüberwindung, durch Selbstverlust.
Schwarz und Weiß und Rosa sieht der Film von Anfang an aus, das Farbdesign ist so genau und konsequent, wie schön anzusehen. Die Farben stehen für Temperamente, Schwarz und Weiß für die zwei Seiten der erwachsenen Nina, das Rosa für ihre Unschuld, für das Kindsein. Ganz in Rosa ist ihr Jungmädchenzimmer getaucht, man sieht Stofftiere, ein Schmetterlingsmuster auf der Tapete, auf dem Nachttisch steht eine Spieluhr, die Schwanensee spielt. Zuhause ist Nina weiter Kind, quasi entmündigt durch eine übermächtige Mutter.
Eine Entjungferungsfantasie also - kein "Coming-of-age" - ist "The Black Swan", ein Film über das Verhältnis von Frauen zur Sexualität. Nina entpuppt sich im Verlauf des Films als Mensch voller Nervosität, nahe an der Hysterie. Zunehmend wird sie von Realitätsverlust, von Paranoia, von Visionen gepeinigt: Eros und Thanatos verschmelzen. Sie hat Sex-Fantasien und Mord-Fantasien, letztere zielen auf die Mutter, auf die Vorgängerin, auf eine Kollegin, auf sich selbst.
Dass Kunst letztlich nur durchs Extrem beglaubigt wird, ist die These dieses Films. Dies würden viele - und wohl zu recht - zuerst als bürgerliche Kunstmythologie abtun. Aber es ist auch eine Herausforderung: Kunst als Spiel um Leben und Tod; Kunst die tötet; große Kunst, die erst durch Selbstzerstörung entsteht - hat das alles irgendetwas zu tun mit dem, was man gemeinhin im Kino sieht? Welcher deutsche Film wagte solche Fallhöhe?
Aronofsky ist ein spannendes Werk über das Wesen der Kunst und über den Show- und Kunstbetrieb geglückt, mit ein bisschen - gutem - Kitsch und einer Menge Nachdenkenswertem. Man fragt sich unwillkürlich, inwiefern dies auch als ein Porträt der Filmszene, nicht nur in Hollywood zu verstehen ist: Der Regisseur als Manipulator, die Medien, die immerzu Neues und Frischfleisch wollen, die Konkurrenz unter den Stars, ihr Ehrgeiz, und der Druck, der sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs und darüber hinaus treibt.
"The Black Swan" ist auch ein Film über die Disziplinierung des Körpers der Stars, über manche bösen Folgen der rigiden Körperkontrolle wie Magersucht, Waschzwang, Selbstverletzung, und über den Narzissmus auf der anderen Seite. Und wenn man Natalie Portmans Auftritt sieht, wie auch den der etwa eine Dekade älteren Winona Ryder, die einst ein Weltstar war, heute fast weg vom Fenster ist, und hier die alternde Ballerina spielt, die von Nina verdrängt wird, dann fragt man sich unwillkürlich, inwiefern dieser kluge Psychothriller auch ein Film über Portman und Ryder ist, über Startum in Hollywood.