Moderator Billy Christal setzte gleich zu Beginn der 84. Oscarverleihung den entscheidenden Akzent: Weil es in der Traumfabrik gerade nicht so gut läuft, werden die goldenen Zeiten Hollywoods heraufbeschworen. Da waren die Oscars noch glamourös und die größte Show der Welt. Elf der begehrten Trophäen gingen an ausgesprochene Nostalgieprojekte, wobei Martin Scorsese sich mit den fünf Technikoscars für seinen Film "Hugo Cabret" begnügen musste, während der französische Stummfilm "The Artist" in allen wichtigen Kategorien wie Regie und Bester Film triumphierte.
Ganz Hollywood verbeugte sich also vor einem europäischen Autorenfilm, weil der von einer Zeit erzählt, als die Geschichten und Stars noch größer zu sein schienen als das Leben selbst. "The Artist" von Michel Hazanavicius - mit fünf Oscars ausgezeichnet - erzählt eine Geschichte aus den letzten Tagen des Stummfilms, in denen ein Star sich dem aufkommenden Tonfilm entgegenstellen will und nur die stille Liebe einer jungen Frau und seine Steptanzkünste ihm helfen sich aus seiner Lebenskrise zu befreien. Der Film ist eine Hommage an das schwarz-weiße Stummfilmkino und verweigert sich selbst dem gängigen Breitwandformat, greift lieber auf das fast quadratische damals übliche Projektionsformat zurück. Großer Triumph für einen schwärmerischen Blick zurück in die Zeit, als der allererste Oscar verliehen wurde.
Und sonst? Die Höhepunkte der vierstündigen Show im Schnelldurchlauf. Die beste Nebendarstellerin Octavia Spencer bedankt sich dafür, dass sie den strammsten Kerl im Saal in Form der Oscarstatue in Händen hält, und ihr Kollege Christopher Plummer fragt sich, warum ihn der 84-jährige Oscar erst jetzt in seinem 82. Lebensjahr entdeckt hat. Meryl Streep glaubt hingegen, dass halb Amerika gerade stöhnt: Nicht die schon wieder. Es ist ihr dritter Oscar nach ihrer 17. Nominierung.
Der Erfolg von "The Artist" und dessen Regisseur Michel Hazanavicius ist Ausdruck der Ratlosigkeit der Traumfabrik Hollywood, die nur noch Fortsetzungsfilme und Remakes hervorzubringen scheint. Da kaum davon auszugehen ist, dass die circa 5000 Mitglieder der Academy auch nur die neun in der Kategorie "Bester Film" nominierten Filme angeschaut haben, setzt sich in der Preisvergabe ein Trend durch - der Film, gewinnt, über den am meisten im Vorfeld geredet worden ist. Und die beste Marketingkampagne wird wieder einmal orchestriert von Harvey Weinstein, der als "letzter Tycoon" mitten im Team von "The Artist" sitzt und schon einmal das Geld zu zählen scheint, das ihm der Neustart des Films am nächsten Wochenende bringen wird. Als reine Poesie entsprach Wim Wenders Pina-Bausch-Huldigung "Pina" - nominiert als bester Dokumentarfilm - hingegen so gar nicht den amerikanischen Erwartungen und ging leer aus. Das hatte man schon am Freitag bei einem Symposion der Dokumentaristen sehen können, bei dem Michael Moore sichtlich widerwillig mit Wenders diskutierte.
Die Football-Dokumentation "Undefeated" entsprach da schon eher dem, was Amerika haben will. In der Dokumentarfilmkategorie müssen die Abstimmenden circa 200 Mitglieder nachweisen, dass sie den Film auch gesehen haben. Das gilt auch für den besten nicht-englischsprachigen Film, zu dem Asgar Farhadis Berlinale-Gewinner von 2011 "Nader und Simin" erklärt wurde. Nach einem beispiellosen Siegeszug rund um die Welt gratulierte auch das Regime in Teheran, das diesen Film über die sozialen Spannungen im Iran lange hatte verhindern wollen. Vielleicht erleichtert das die Arbeitsbedingungen zumindest für Farhadi.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass das iranische Kino mit seinen vorzüglichen Autoren noch immer in der Schraubzwinge der Zensur steckt. In seiner Dankesrede widmete Farhadi seinen Preis dem iranischen Volk, das alle Kulturen respektiere und Feindseligkeiten verachte. Doch noch eine Prise Politik, wenn auch diplomatisch verpackt. Die 84. Oscarverleihung war ansonsten keine besonders spannende Veranstaltung, aber weltoffen kann man sie durchaus finden. Schließlich wurde sie zu einer ausgesprochen französischen Nacht. Und so bekamen die Reichen und die Schönen Hollywoods von einem triumphierenden besten Hauptdarsteller Jean Dujardin, der zwinkern kann wie Errol Flynn, auch eine französische Dankesrede zu hören.
Ganz Hollywood verbeugte sich also vor einem europäischen Autorenfilm, weil der von einer Zeit erzählt, als die Geschichten und Stars noch größer zu sein schienen als das Leben selbst. "The Artist" von Michel Hazanavicius - mit fünf Oscars ausgezeichnet - erzählt eine Geschichte aus den letzten Tagen des Stummfilms, in denen ein Star sich dem aufkommenden Tonfilm entgegenstellen will und nur die stille Liebe einer jungen Frau und seine Steptanzkünste ihm helfen sich aus seiner Lebenskrise zu befreien. Der Film ist eine Hommage an das schwarz-weiße Stummfilmkino und verweigert sich selbst dem gängigen Breitwandformat, greift lieber auf das fast quadratische damals übliche Projektionsformat zurück. Großer Triumph für einen schwärmerischen Blick zurück in die Zeit, als der allererste Oscar verliehen wurde.
Und sonst? Die Höhepunkte der vierstündigen Show im Schnelldurchlauf. Die beste Nebendarstellerin Octavia Spencer bedankt sich dafür, dass sie den strammsten Kerl im Saal in Form der Oscarstatue in Händen hält, und ihr Kollege Christopher Plummer fragt sich, warum ihn der 84-jährige Oscar erst jetzt in seinem 82. Lebensjahr entdeckt hat. Meryl Streep glaubt hingegen, dass halb Amerika gerade stöhnt: Nicht die schon wieder. Es ist ihr dritter Oscar nach ihrer 17. Nominierung.
Der Erfolg von "The Artist" und dessen Regisseur Michel Hazanavicius ist Ausdruck der Ratlosigkeit der Traumfabrik Hollywood, die nur noch Fortsetzungsfilme und Remakes hervorzubringen scheint. Da kaum davon auszugehen ist, dass die circa 5000 Mitglieder der Academy auch nur die neun in der Kategorie "Bester Film" nominierten Filme angeschaut haben, setzt sich in der Preisvergabe ein Trend durch - der Film, gewinnt, über den am meisten im Vorfeld geredet worden ist. Und die beste Marketingkampagne wird wieder einmal orchestriert von Harvey Weinstein, der als "letzter Tycoon" mitten im Team von "The Artist" sitzt und schon einmal das Geld zu zählen scheint, das ihm der Neustart des Films am nächsten Wochenende bringen wird. Als reine Poesie entsprach Wim Wenders Pina-Bausch-Huldigung "Pina" - nominiert als bester Dokumentarfilm - hingegen so gar nicht den amerikanischen Erwartungen und ging leer aus. Das hatte man schon am Freitag bei einem Symposion der Dokumentaristen sehen können, bei dem Michael Moore sichtlich widerwillig mit Wenders diskutierte.
Die Football-Dokumentation "Undefeated" entsprach da schon eher dem, was Amerika haben will. In der Dokumentarfilmkategorie müssen die Abstimmenden circa 200 Mitglieder nachweisen, dass sie den Film auch gesehen haben. Das gilt auch für den besten nicht-englischsprachigen Film, zu dem Asgar Farhadis Berlinale-Gewinner von 2011 "Nader und Simin" erklärt wurde. Nach einem beispiellosen Siegeszug rund um die Welt gratulierte auch das Regime in Teheran, das diesen Film über die sozialen Spannungen im Iran lange hatte verhindern wollen. Vielleicht erleichtert das die Arbeitsbedingungen zumindest für Farhadi.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass das iranische Kino mit seinen vorzüglichen Autoren noch immer in der Schraubzwinge der Zensur steckt. In seiner Dankesrede widmete Farhadi seinen Preis dem iranischen Volk, das alle Kulturen respektiere und Feindseligkeiten verachte. Doch noch eine Prise Politik, wenn auch diplomatisch verpackt. Die 84. Oscarverleihung war ansonsten keine besonders spannende Veranstaltung, aber weltoffen kann man sie durchaus finden. Schließlich wurde sie zu einer ausgesprochen französischen Nacht. Und so bekamen die Reichen und die Schönen Hollywoods von einem triumphierenden besten Hauptdarsteller Jean Dujardin, der zwinkern kann wie Errol Flynn, auch eine französische Dankesrede zu hören.