Moskau, das Jahr 1984. Garri Kasparow ist 21 Jahre alt. Noch hat er seinen großen Konkurrenten, den zwölf Jahre älteren Anatolij Karpow, nicht besiegt. Aber er ist auf dem besten Weg dazu. 5 Partien hat Titelverteidiger Karpow am Stück gewonnen, nur noch eine fehlt für den Sieg, da macht er die ersten Fehler. Eine Chance für Kasparow. Die Turnierleitung unterbricht, will die Begegnung verschieben, neu beginnen. Da erklimmt Kasparow das Rednerpult. Mit erhobenem Zeigefinger spricht er zu den Funktionären.
"Zum ersten Mal seit fünf Monaten habe ich gewisse Chancen. Und Sie wollen sie mir nehmen, indem sie das Turnier in die Länge ziehen. Dafür werden Sie sich verantworten müssen! Das Turnier muss fortgesetzt werden, ohne Unterbrechungen! Mit jeder Unterbrechung steigen die Chancen des Titelverteidigers, und meine sinken."
Erst ein Jahr später ist die Sensation perfekt: Kasparow, der junge Rebell, beerbt Karpow und wird der 13. Schach-Weltmeister. Er habe von seiner Mutter gelernt, es gäbe keine ausweglosen Situationen, sagt Kasparow in Interviews. 1997 musste er einsehen: Zumindest die Maschine ist besser. Er trat gegen den Schachcomputer Deep Blue an – und unterlag. Kasparow spielte unkonventionell, angriffslustig, mit Risiko. Und er legte sich auch mit den Funktionären an, überwarf sich mit dem Weltschachverband. Den greift er auch heute noch an.
"Der Weltschachverband gibt ein jämmerliches Bild ab. Schauen Sie sich doch mal an, wo die Turniere stattfinden. Der Schachsport hat nicht einen kommerziellen Sponsor. Man muss da dringend etwas verändern."
2005 beendet Kasparow seine Karriere und fand ein neues Betätigungsfeld: Die Politik.
"Ich hatte nie vor, ewig Schach zu spielen. Ich war immer der Meinung, dass es wichtig ist, etwas zum Positiven zu verändern. Und der Mensch muss doch etwas Neues für sich entdecken. Die Politik ist für mich kein Spiel, sondern eine moralische Verpflichtung."
Sein Gegner hieß nun: Putin. Er habe bereits im Jahr 2000, als Putin zum ersten Mal Präsident wurde, begriffen, dass das Land auf dem falschen Weg sei, so Kasparow.
Er gründete ein oppositionelles Parteienbündnis, marschierte bei Demonstrationen der "Nicht Einverstandenen" vorn mit. 2007 wurde er erstmals für kurze Zeit verhaftet – was ihn von seinem Engagement nicht abbrachte. Kasparow bei einer Demonstration 2009, nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger, wie 25 Jahre zuvor vor den Schachfunktionären, sondern mit geballter Faust:
"Freunde, ich gratuliere allen, die gekommen sind. Viele sagen: Ihr erreicht ja doch nichts. Das stimmt nicht. Jede Kundgebung bedeutet einen Riss im Block der Machthaber."
Als vor eineinhalb Jahren die Protestbewegung in Moskau Zulauf bekam, war Kasparow erneut vorn mit dabei, und bekam die Brutalität der Polizei zu spüren. Als er die Gerichtsverhandlung gegen die Aktionskünstlerinnen von Pussy Riot besuchen wollte, ergriffen ihn vier Beamte und stopften ihn in einen Polizeiwagen. Kasparows Rufe "Warum" blieben ohne Reaktion.
Dass es Kasparow in der russischen Politik jemals zu ähnlichem Ruhm wie im Schach bringen wird, ist unwahrscheinlich. In Russland ist er relativ unbeliebt. Seinem Optimismus schadet das nicht.
"Ich hoffe, das Jahr 2013 wird erfolgreich. Ich bin am 13. geboren, und ich bin der 13. Weltmeister geworden. Die 13 bringt mir Glück."
"Zum ersten Mal seit fünf Monaten habe ich gewisse Chancen. Und Sie wollen sie mir nehmen, indem sie das Turnier in die Länge ziehen. Dafür werden Sie sich verantworten müssen! Das Turnier muss fortgesetzt werden, ohne Unterbrechungen! Mit jeder Unterbrechung steigen die Chancen des Titelverteidigers, und meine sinken."
Erst ein Jahr später ist die Sensation perfekt: Kasparow, der junge Rebell, beerbt Karpow und wird der 13. Schach-Weltmeister. Er habe von seiner Mutter gelernt, es gäbe keine ausweglosen Situationen, sagt Kasparow in Interviews. 1997 musste er einsehen: Zumindest die Maschine ist besser. Er trat gegen den Schachcomputer Deep Blue an – und unterlag. Kasparow spielte unkonventionell, angriffslustig, mit Risiko. Und er legte sich auch mit den Funktionären an, überwarf sich mit dem Weltschachverband. Den greift er auch heute noch an.
"Der Weltschachverband gibt ein jämmerliches Bild ab. Schauen Sie sich doch mal an, wo die Turniere stattfinden. Der Schachsport hat nicht einen kommerziellen Sponsor. Man muss da dringend etwas verändern."
2005 beendet Kasparow seine Karriere und fand ein neues Betätigungsfeld: Die Politik.
"Ich hatte nie vor, ewig Schach zu spielen. Ich war immer der Meinung, dass es wichtig ist, etwas zum Positiven zu verändern. Und der Mensch muss doch etwas Neues für sich entdecken. Die Politik ist für mich kein Spiel, sondern eine moralische Verpflichtung."
Sein Gegner hieß nun: Putin. Er habe bereits im Jahr 2000, als Putin zum ersten Mal Präsident wurde, begriffen, dass das Land auf dem falschen Weg sei, so Kasparow.
Er gründete ein oppositionelles Parteienbündnis, marschierte bei Demonstrationen der "Nicht Einverstandenen" vorn mit. 2007 wurde er erstmals für kurze Zeit verhaftet – was ihn von seinem Engagement nicht abbrachte. Kasparow bei einer Demonstration 2009, nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger, wie 25 Jahre zuvor vor den Schachfunktionären, sondern mit geballter Faust:
"Freunde, ich gratuliere allen, die gekommen sind. Viele sagen: Ihr erreicht ja doch nichts. Das stimmt nicht. Jede Kundgebung bedeutet einen Riss im Block der Machthaber."
Als vor eineinhalb Jahren die Protestbewegung in Moskau Zulauf bekam, war Kasparow erneut vorn mit dabei, und bekam die Brutalität der Polizei zu spüren. Als er die Gerichtsverhandlung gegen die Aktionskünstlerinnen von Pussy Riot besuchen wollte, ergriffen ihn vier Beamte und stopften ihn in einen Polizeiwagen. Kasparows Rufe "Warum" blieben ohne Reaktion.
Dass es Kasparow in der russischen Politik jemals zu ähnlichem Ruhm wie im Schach bringen wird, ist unwahrscheinlich. In Russland ist er relativ unbeliebt. Seinem Optimismus schadet das nicht.
"Ich hoffe, das Jahr 2013 wird erfolgreich. Ich bin am 13. geboren, und ich bin der 13. Weltmeister geworden. Die 13 bringt mir Glück."