Khalida Popal war 2007 Gründungsmitglied des afghanischen Frauennationalteams. Doch dass Frauen Fußball spielen, sah und sieht man in vielen Teilen Afghanistans nur ungern. Vor einigen Jahren musste Popal wegen Morddrohungen sogar das Land verlassen. Sie floh nach Dänemark.
Von dort aus hat sie gerade einem Reporter der Associated Press erzählt, dass sie wegen der Machtübernahme der Taliban Anrufe von verzweifelten Teammitgliedern bekommt, die sich noch im Land aufhalten. Das berichtet Deutschlandfunk-Sportredakteurin Marina Schweizer. Popal habe ihnen dazu geraten, sich zu verstecken und Fotos sowie ihre Profile in sozialen Netzwerken zu löschen, damit sie nicht auffliegen.
Von dort aus hat sie gerade einem Reporter der Associated Press erzählt, dass sie wegen der Machtübernahme der Taliban Anrufe von verzweifelten Teammitgliedern bekommt, die sich noch im Land aufhalten. Das berichtet Deutschlandfunk-Sportredakteurin Marina Schweizer. Popal habe ihnen dazu geraten, sich zu verstecken und Fotos sowie ihre Profile in sozialen Netzwerken zu löschen, damit sie nicht auffliegen.
Fußballerinnen fliehen aus ihren Häusern
Diese Frauen, sagte sie weiter, würden derzeit aus ihren Häusern flüchten und sich bei Verwandten verstecken, weil Nachbarn eben wüssten, dass sie Fußballerinnen seien. Afghanische Frauen, die Fußball spielen: In diesen Zeiten müssen sie um ihr Leben bangen. Jahrelang habe man an der Sichtbarkeit von Frauen in der Gesellschaft gearbeitet, trauert Popal. Und jetzt breche es ihr das Herz, dass sie ihren Mitstreiterinnen sagen muss: "Schweigt und verschwindet."
Auch wenn afghanische Sportlerinnen derzeit wohl am gefährdesten sind - die Machtübernahme der Taliban hat auch Auswirkungen auf den restlichen Sportbetrieb im Land. Gestern Abend hat das Internationale Paralympische Komitee bekanntgegeben, dass es die beiden einzigen Sportler aus dem afghanischen Paralympics-Team, die Taekwondo-Sportlerin Zakia Khudadadi und der Läufer Hossain Rasouli, wie so viele andere Menschen nicht mehr aus dem Land geschafft haben. Sie hätten eigentlich an diesem Dienstag in Tokio ankommen sollen – zu den Spielen, die nächste Woche anfangen, wie ARD-Tokio-Korrespondentin Kathrin Erdmann berichtet:
Paralympics 2021 - Kein Team aus Afghanistan dabei in Tokio
"Es bricht mir wirklich das Herz"
Zakia Khudadadi wäre die erste Frau im afghanischen Paralympics Team gewesen. Und wohl kaum etwas anderes hätte sich die Sportlerin mehr gewünscht, als jetzt in Tokio bei den Paralympics dabei zu sein. Doch daraus wird nichts, wie auch der Chef de Mission vom afghanischen paralympischen Komitee, Arian Sadiqi, bestätigte:
"Es bricht mir wirklich das Herz. Es ist total enttäuschend, denn sie wäre die erste afghanische Taekwondo-Sportlerin bei den Paralympics gewesen. Sie hätte Geschichte geschrieben. So oder so. Sie war so aufgeregt dabei zu sein, hat sich so auf den Wettbewerb gefreut. Sie wäre auch ein tolles Vorbild für die Frauen im Land gewesen."
Auch für den Läufer Hossain Rasouli tut es dem afghanischen Delegationsleiter bitter leid, wie er der Agentur Reuters sagt. Er selbst könne das, was gerade in Afghanistan passiere, kaum glauben. In den vergangenen Jahren sei so viel Positives innerhalb des Para-Sports passiert - gerade auch bei den Frauen, so der Chef de Mission Sadiqi in London. Natürlich könne er nicht in die Zukunft schauen. Aber was er jetzt sehe, lasse nichts Gutes hoffen.
"Betet für mein Land"
Bei den kürzlich beendeten Olympischen Spielen waren hingegen noch fünf Athleten und Athletinnen für Afghanistan angetreten, berichtet Marina Schweizer. Und in Kamia Yousufi, die allerdings im Iran lebt und auch dort geboren ist, hat es sogar eine afghanische Flaggenträgerin gegeben. Auf Instagram hat sie ihre Trauer und ihr Entsetzen über die Entwicklung in dem Land, aus dem ihre Eltern kommen, zuletzt immer wieder bekundet - und unter ein Foto von sich von der Eröffnungsfeier geschrieben:
"Ich weiß nicht, ob es das letzte Mal war, dass ich die Flagge mit Ehre bei einem Wettkampf getragen habe."
Auch der Taekwondo-Sportler Farzad Mansouri, der in Tokio mit Yousoufi die Flagge getragen hat, schrieb am Dienstag bei Instagram:
"Betet für mein Land."
Ob er selbst in Afghanistan ist, ist unklar. Wie so vieles in Afghanistan zurzeit nur schwer überschaubar ist. Und wo Sportler und Sportlerinnen in vielen Ländern sonst über viele Privilegien verfügen, kann davon in Afghanistan zurzeit keine Rede sein - schon gar nicht für Frauen.