Der Tag
Endspiel um Glaubwürdigkeit

Die CSU hat es mantramäßig wiederholt: Es geht um Glaubwürdigkeit. Stimmt, und zwar in der Politik insgesamt. Doch wie gefährdet ist die, wenn es wochenlang um Macht- statt Sachfragen geht? Außerdem: Im NSU-Prozess hatten die Angeklagten das letzte Wort. Doch ist damit auch alles gesagt?

Von Sarah Zerback |
    Zum Schwur erhobene Hand
    Ich tue, was ich sage: Ich schwör! (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Es steht 0:0 im "Endspiel um die Glaubwürdigkeit" - wobei die Kanzlerin am meisten verloren hat, denn "sie kommt von einem höheren Niveau", so sieht es Deutschlandfunkredakteurin Christiane Florin. Klug sei das nicht, denn Wähler schätzen es durchaus, wenn sie Politikern vertrauen können. Umso mehr in einer komplexer werdenden Welt, in der sich viel im Internet abspielt, in der es schwieriger wird, Fakten selbst zu überprüfen. Doch nachdem Glaubwürdigkeit viele Jahre zum Markenkern der Politik gehörte, verschiebe sich jetzt was. Christiane Florin findet: Das befeuert Politikverdrossenheit und Populismus.
    Nach mehr als 437 Verhandlungstagen hatten die Angeklagten heute das letzte Wort im NSU-Prozess. Thies Marsen war auch bei diesem Prozesstag dabei und hat das Verfahren in den letzten fünf Jahren als Reporter begleitet. Dass das Urteil nun nächste Woche fallen soll, sei vor allem für die Angehörigen wichtig. Auch wenn Vieles unaufgeklärt bleibt und auch wenn die Kanzlerin eigentlich volle Aufklärung des NSU-Komplexes versprochen hatte. Er findet: Es ist zu früh für einen Schlussstrich.
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