Der Tag
Jordanien und Libanon: Wo sich die wahre Flüchtlingskrise abspielt

Soll Deutschland großzügig sein beim Familiennachzug für syrische Flüchtlinge? Das war einer der Hauptstreitpunkte zwischen Union und SPD bei den Koalitionsverhandlungen. Die Hauptlast der Fluchtbewegung tragen allerdings andere Länder: Jordanien und der Libanon.

Von Philipp May |
    Die 19-jährige Syrerin Amal (l) umarmt ihre dreijährige Tochter Grufran neben ihrem Bruder Mohommad (M) und ihrem Vater Shihab Ahmad al-Abed (r) in einer Wohnung. Amal, ihre Tochter, ihr Vater und ihr Bruder überlebten die illegale Grenzüberquerung von Syrien in den Libanon, bei der mehrere andere Syrer erfroren. Der Libanon beheimatet derzeit mehr als eine Million vor dem Bürgerkrieg geflohene Syrer.
    Syrische Flüchtlinge im Libanon (dpa / picture alliance / Marwan Naamani)
    Bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin wurde in den vergangenen Tagen vor allem um den Familiennachzug für Flüchtlinge gerungen. Man hat sich darauf geeinigt, den Familiennachzug vorerst weiter auszusetzen und auch ab dem Sommer nur begrenzt Angehörige nach Deutschland nachkommen zu lassen. Die Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Jordanien und in den Libanon Anfang der Woche hat aber gezeigt: Die wahre Flüchtlingskrise findet nicht in Deutschland statt.
    Im Libanon machen Flüchtlinge fast ein Viertel der Bevölkerung aus. Und auch für Jordanien, das unter Ressourcen- und vor allem Wasserknappheit leidet, bedeuten allein die rund 650.000 registrierten syrischen Flüchtlinge eine enorme Belastung.
    Trotzdem komme es dort nur selten zu Auseinandersetzungen, sagt die Leiterin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Jordanien, Michaela Baur. Anders die Situation im Libanon: Christoph Reuter, Spiegel-Korrespondent in Beirut, erzählt, warum der Libanon die Syrer am liebsten sofort zurückschicken würde und wie die Diskussionen in Deutschland um den Familiennachzug aus seiner Perspektive wirken.
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