Der Tag
Kippa für alle! Und dann?

Lieber keine Kippa tragen, viel zu gefährlich! Und: Tragt bitte alle eine Kippa morgen, aus Solidarität! Beides Aufrufe vom "Anti-Antisemitismusbeauftragten" der Bundesregierung, in ein und derselben Woche. Was hält die jüdische Community davon? Und warum ist die AfD im Osten eigentlich so stark?

Von Sarah Zerback |
Ein Mann setzt sich auf der Kundgebung zum "Kippa-Tag" auf dem Römerberg in Frankfurt seine Kippa auf
Solidaritätsaktion: Für Samstag ruft Felix Klein zum gemeinsamen Kippa-Tragen auf (picture alliance/ dpa/ Boris Roessler)
Mike Samuel Delberg hat sich geärgert über die Warnung - vor allem weil sie vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung kam. Schließlich sei der Staat dafür da, Menschen vor antisemitischen Anfeindungen zu schützen, sagt der Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Solidaritätsaktionen wie die am morgigen Al-Quds-Tag findet er zwar gut, Antisemitismus müsse aber das ganze Jahr über bekämpft werden und zwar von der gesamten Gesellschaft. Er sagt: Die antisemitischen und antiisraelischen Märsche müssen in Deutschland verboten werden. Aber: Von der AfD distanziert er sich ganz klar. Die nutze diese Forderung nur dafür, um die Spaltung zwischen Juden und Muslimen zu vertiefen. "Wir Minderheiten müssen zusammenhalten."
Von Alarmismus hält Gudrun Heinrich gar nichts. Dass die AfD im Osten so deutlich abräumen konnte bei den Europawahlen, heiße nicht, dass gleich die Demokratie auf dem Spiel stehe, sagt die Politikwissenschaftlerin von der Uni Rostock. Vielmehr müsse man sich mit den Ursachen auseinandersetzen und die seien vielschichtig. Geld in den Strukturwandel zu stecken, das sei nicht genug. Politische Bildung und der gemeinsame Diskurs müssten gestärkt werden.
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