Der Tag
Menschenjäger und Menschenfänger

Rechte Stimmungsmache - erst im Netz, dann auf Chemnitz Straßen. Weder das erste, noch das letzte Mal. Was ist da los und wer steckt dahinter? Und: Der italienische Innenminister will den Rechtstaat verteidigen und bricht stattdessen das Recht. Warum er trotzdem im Amt bleiben dürfte.

Von Sarah Zerback |
    Demonstranten bei einer Demo der Partei "Die Rechte" in Essen
    In Chemnitz kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Rechtsextremisten und Menschen mit Migrationshintergrund (Deutschlandradio/Jochen Tack)
    In der Nacht zum Sonntag streitet sich in Chemnitz eine Gruppe Männer, die einen Deutsch, die anderen nicht. Ein 35-Jähriger Deutscher wird erstochen, zwei weitere Männer verletzt. Rechte Gruppen rufen zur Demo auf und nur wenig später ziehen rund 1000 Menschen durch die Stadt, einige pöbeln gezielt gegen Migranten, hetzen sie durch die Straßen. Den Behörden wird die Lage zu heiß, ein Stadtfest wird abgesagt. Während Details noch ermittelt werden, füllt sich das Netz mit Spekulationen und Falschmeldungen. Das passe ins Muster der rechten Szene, sagt Andrea Röpke. Die Journalistin und Autorin des "Jahrbuch rechte Gewalt" warnt vor rechten Hooligans, die von den Behörden noch immer unterschätzt würden, obwohl sie besonders in Sachsen gefährlich extrem gefährlich werden könnten.
    Die Rechtslage ist ziemlich klar: Auch in Italien dürfen Behörden Menschen nicht einfach so tagelang gegen ihren Willen festhalten. Darüber kann sich auch ein Innenminister nicht einfach so hinwegsetzen, der aus Seenot gerettete Migranten nicht von Bord gehen lassen will, bis sich die EU bewegt. Trotzdem glaubt Rom-Korrespondentin Lisa Weiß nicht, dass die italienische Justiz jetzt ernsthaft gegen Matteo Salvini im Fall der "Diciotti" ermittelt. Viel zu kompliziert, politisch viel zu heikel. Und seine Anhänger, sagt sie, feiern Salvini dafür sogar umso mehr.
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