In seinem Nachwort schreibt Michael Krüger, der "Taumel" sei ein "rigoroser Exorzismus", der für Moníková notwendig gewesen sei. Ja. Aber besteht bei der Austreibung von Dämonen nicht die Gefahr, daß die Felder "gut" und "böse" allzu klar voneinander getrennt werden? Libuse Moníková hatte, das wissen ihre Leser, immer einen herzhaften Gerechtigkeitssinn; sie sagte einmal, mit ihrem Schreiben wolle sie "eine Welt kreieren, die vielleicht eine Chance hat." Auch im "Taumel" geht es darum, so etwas wie Gerechtigkeit wiederherzustellen. Einmal ist etwa vom viel verspotteten Maler Rousseau die Rede, und da heißt es dann verteidigend, Zitat:
"Geduldig wartete er auf den Ruhm und ließ sich von der Banalität der Dummheit um ihn herum nicht stören. " Ein andermal spricht Brandl verbittert und unwidersprochen von der "asiatischen Stumpfheit der Befreier von ´45". Ob Moníková solche Sätze in dieser Form belassen hätte, wenn sie ihren Roman hätte vollenden können? Sie kann sich jetzt nicht mehr wehren, nichts mehr richtigstellen. Und so möchte man trotz einiger Fragen an diesen ja nun unfertigen Roman festhalten: Der "Taumel" ist ein gültiger Bestandteil von Moníkovás Arbeit, er ist die Fort-schreibung ihrer "einen Sache". Wer über den "Taumel" und andere Romane hinaus einen Zugang zu dieser Autorin finden will, kann das "Rowohlt- Literaturmagazin Nr 44" lesen. Freunde, Kollegen und Literaturkritiker erinnern sich an sie und führen in ihre Arbeit ein. Jirí Grusa weist darauf hin, daß Moníková die "Westerweiterung" des Landes repräsentierte und gleichzeitig Europäerin war; ein Mensch, für den Welt und Zuhause keine Kontradiktionen waren. F. C. Delius pointiert eine Grundhaltung von Libuse Moníková, zutreffend und schön schreibt er von ihrem federnden Ernst und vernünftigen Witz. Sibylle Cramer spricht in diesem Zusammenhang von einer "humoristischen Ästhetik des Widerstandes" und entfaltet, wie Moníková zu einer kritischen Überwindung des von ihr bewunderten Franz Kafka kam; wie ihre eigenen Texte eine Art Befreiung aus dem "Starrkrampf der Melancholie" versuchten. Etwas irritierend liest sich der Beitrag von Alena Wagnerová, er wirkt unwillig, laviert hin und her in den Zuschreibungen, was Moníková nun gewesen sei, "ungezähmt", "unbeirrbar", oder "fast arrogant". Daneben finden sich dann wieder andere Dokumente und Erinnerungen, nicht zu-letzt die ihres Bruders Josef Moník. Ein Literaturmagazin kann nicht den Anspruch haben, die ganze Person und alle Facetten ihres Werks vorzustellen. Aber wer das Heft gelesen hat, wird neugierig auf die Entdeckung oder Wiederentdeckung einer Autorin, die hohe Ansprüche an sich, an ihre Arbeit, an die Zeitgenossen stellte. Vielleicht kann man auch so sagen: Libuse Moníková hat als Person und als Autorin immer nach Integrität gesucht; ihr Schreiben war einer kritischen Idee von Aufklärung verpflichtet.