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Der Tenor James King
Späte Liebe zum Belcanto

Seine persönliche Lieblingsrolle war Wagners Lohengrin. Aufführungsgeschichte schrieb der Amerikaner als Kaiser in der Oper "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss. Durch die Aufführungen, an denen er mitwirkte, erlebte die Oper eine Renaissance. Ein Porträt zum Todestag.

Am Mikrofon: Kirsten Liese |
    Der Sänger James King steht mit ausgebreiteten Armen auf einer weiß-blauen Bühne, die unscharf gehalten ist und schaut in die Höhe. Er trägt ein beige-braunes Kostüm, das ihn als einen Krieger ausweist, mit einem roten Umhang. Er hat dunkle kurze Haare.
    Der Tenor James King 1968 in Berlin als Othello in Giuseppe Verdis gleichnamiger Oper. (dpa)
    Seine Jugend verlebte James King bis zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg in der Prärie. Seine Weltkarriere als Tenor startete der 1925 in Dodge City geborene Sohn eines Sheriffs nach einer zunächst falsch konzipierten Stimmausbildung zum Bariton erst im Alter von 36 Jahren.
    Die Deutsche Oper Berlin wurde Anfang der 1960er Jahre zum Sprungbrett für den fortan stark umworbenen Heldentenor.
    Mit seinem baritonalen Fundament und einer strahlenden Höhe fand King bald als Florestan ("Fidelio") und Don José ("Carmen") viel Beachtung. Vor allem aber empfahl er sich als Spezialist für Wagner und die gefürchteten Tenorrollen in den Opern von Richard Strauss.
    Der Verzicht auf die kräftezehrenden Partien Tristan, Tannhäuser und Siegfried ermöglichte dem Umsichtigen noch im fortgeschrittenen Alter von Anfang siebzig kleinere Auftritte als Aegisth in Strauss' "Elektra", sowie Auftritte in Konzerten und Liederabenden. Am 20. November 2005 starb James King in Naples in Florida.