"We shall overcome."
Es ist ein heißer Sommertag, als Joan Baez am 28. August 1963 den Protestsong der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung anstimmt. Über 250.000 weiße und schwarze US-Amerikaner sind dem Aufruf gegen die Rassentrennung zum "Marsch auf Washington" gefolgt und strömen zum Lincoln-Memorial. Es ist die bisher größte Demonstration in der US-Geschichte. Unter den Demonstranten sind viele prominente Künstler wie Sidney Poitier, Harry Belafonte, Marlon Brando, Charlton Heston, Bob Dylan oder die Gospelsängerin Mahalia Jackson. Und selbst Präsident John F. Kennedy, einer der prominentesten Gegner der Rassentrennung, schaut sich die Veranstaltung live im Fernsehen an. Sie alle warten auf den Hauptredner, den Baptistenpfarrer Martin Luther King:
"Wir sind in die Hauptstadt gekommen, um einen Scheck einzulösen. Dieser Scheck enthielt das Versprechen, allen Menschen - schwarzen und weißen - die unveräußerlichen Rechte auf Leben, Freiheit und den Anspruch auf Glück zu garantieren. Heute ist klar, dass Amerika seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist. Stattdessen hat Amerika den Schwarzen einen Scheck gegeben mit dem Vermerk: keine Deckung vorhanden. Aber wir weigern uns, zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist."
Seit fast acht Jahren engagierte sich King wortgewaltig gegen die Rassendiskriminierung der schwarzen Bevölkerung. Obwohl Präsident Lincoln die Sklaverei im 19. Jahrhundert abgeschafft hatte und den Afroamerikanern schon 1868 im 14. Zusatzartikel der Verfassung die gleichen Rechte zugesichert wurden, waren Rechtsbeschränkungen, sogenannte "black codes", seit über 100 Jahren an der Tagesordnung. Vom alltäglichen und gewalttätigen Rassismus ganz zu schweigen. Seit Jahren hatten Bürgerrechtler vor Schulen und anderen Einrichtungen demonstriert, die die Rassentrennung praktizierten. Priscilla Robinson war eine von ihnen:
"Als ich damals protestierte, war ich mit den anderen davon überzeugt, dass unsere Aktionen Erfolg haben würden. Ich hoffte, dass bald Gerechtigkeit herrschte, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht oder darum, ob Weiße und Schwarze die gleichen Lokale besuchen dürfen. Erst, als ich 1963 an dem Marsch auf Washington teilnahm, wurde mir bewusst, wie groß unsere Bewegung im ganzen Land war. Danach war mir klar, dass die Veränderungen bald kommen würden."
Ausgelöst worden waren die Proteste 1955 in Montgomery, Alabama, durch eine völlig unspektakuläre Aktion einer kleinen schwarzen Frau namens Rosa Parks. Als die Näherin, müde von der Arbeit, mit dem Bus nach Hause fuhr, ließ sie sich auf einem der mittleren Plätze nieder, die nicht für Weiße reserviert waren. Als der Bus sich füllte und der Busfahrer sie trotzdem aufforderte für Weiße Platz zu machen, weigerte sie sich und blieb sitzen, bis sie später verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Nach Parks Verhaftung begann Martin Luther King, Gemeindepfarrer von Montgomery, erfolgreich einen Busboykott zu organisieren, der den Verkehrsbetrieben von Tag zu Tag mehr Verluste bescherte.
Tausende von Bürgerrechtlern zogen in Freiheitsmärschen durchs Land, übertraten massenhaft Rassentrennungsgesetze und ließen sich auch durch Verhaftungen nicht einschüchtern. Als im November 1956 der Oberste Gerichtshof der USA die Rassendiskriminierung in Bussen aufhob, brachte dieser Erfolg Martin Luther King ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Er wurde zum charismatischen Wortführer der Bewegung, die mit dem "Marsch auf Washington" ihren friedlichen Höhepunkt erreichte:
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird."
Dieser Traum hat sich bis heute nur teilweise erfüllt. 1964 wurde zwar der Civil Rights Act, der die Rassentrennung für illegal erklärt, gesetzlich verankert. Doch ihr wichtigster Botschafter Martin Luther King fiel vier Jahre später einem Attentat zum Opfer. Der alltägliche Rassismus und die Diskriminierung einzelner sind in der amerikanischen Gesellschaft längst nicht überwunden.
Es ist ein heißer Sommertag, als Joan Baez am 28. August 1963 den Protestsong der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung anstimmt. Über 250.000 weiße und schwarze US-Amerikaner sind dem Aufruf gegen die Rassentrennung zum "Marsch auf Washington" gefolgt und strömen zum Lincoln-Memorial. Es ist die bisher größte Demonstration in der US-Geschichte. Unter den Demonstranten sind viele prominente Künstler wie Sidney Poitier, Harry Belafonte, Marlon Brando, Charlton Heston, Bob Dylan oder die Gospelsängerin Mahalia Jackson. Und selbst Präsident John F. Kennedy, einer der prominentesten Gegner der Rassentrennung, schaut sich die Veranstaltung live im Fernsehen an. Sie alle warten auf den Hauptredner, den Baptistenpfarrer Martin Luther King:
"Wir sind in die Hauptstadt gekommen, um einen Scheck einzulösen. Dieser Scheck enthielt das Versprechen, allen Menschen - schwarzen und weißen - die unveräußerlichen Rechte auf Leben, Freiheit und den Anspruch auf Glück zu garantieren. Heute ist klar, dass Amerika seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist. Stattdessen hat Amerika den Schwarzen einen Scheck gegeben mit dem Vermerk: keine Deckung vorhanden. Aber wir weigern uns, zu glauben, dass die Bank der Gerechtigkeit bankrott ist."
Seit fast acht Jahren engagierte sich King wortgewaltig gegen die Rassendiskriminierung der schwarzen Bevölkerung. Obwohl Präsident Lincoln die Sklaverei im 19. Jahrhundert abgeschafft hatte und den Afroamerikanern schon 1868 im 14. Zusatzartikel der Verfassung die gleichen Rechte zugesichert wurden, waren Rechtsbeschränkungen, sogenannte "black codes", seit über 100 Jahren an der Tagesordnung. Vom alltäglichen und gewalttätigen Rassismus ganz zu schweigen. Seit Jahren hatten Bürgerrechtler vor Schulen und anderen Einrichtungen demonstriert, die die Rassentrennung praktizierten. Priscilla Robinson war eine von ihnen:
"Als ich damals protestierte, war ich mit den anderen davon überzeugt, dass unsere Aktionen Erfolg haben würden. Ich hoffte, dass bald Gerechtigkeit herrschte, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht oder darum, ob Weiße und Schwarze die gleichen Lokale besuchen dürfen. Erst, als ich 1963 an dem Marsch auf Washington teilnahm, wurde mir bewusst, wie groß unsere Bewegung im ganzen Land war. Danach war mir klar, dass die Veränderungen bald kommen würden."
Ausgelöst worden waren die Proteste 1955 in Montgomery, Alabama, durch eine völlig unspektakuläre Aktion einer kleinen schwarzen Frau namens Rosa Parks. Als die Näherin, müde von der Arbeit, mit dem Bus nach Hause fuhr, ließ sie sich auf einem der mittleren Plätze nieder, die nicht für Weiße reserviert waren. Als der Bus sich füllte und der Busfahrer sie trotzdem aufforderte für Weiße Platz zu machen, weigerte sie sich und blieb sitzen, bis sie später verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Nach Parks Verhaftung begann Martin Luther King, Gemeindepfarrer von Montgomery, erfolgreich einen Busboykott zu organisieren, der den Verkehrsbetrieben von Tag zu Tag mehr Verluste bescherte.
Tausende von Bürgerrechtlern zogen in Freiheitsmärschen durchs Land, übertraten massenhaft Rassentrennungsgesetze und ließen sich auch durch Verhaftungen nicht einschüchtern. Als im November 1956 der Oberste Gerichtshof der USA die Rassendiskriminierung in Bussen aufhob, brachte dieser Erfolg Martin Luther King ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Er wurde zum charismatischen Wortführer der Bewegung, die mit dem "Marsch auf Washington" ihren friedlichen Höhepunkt erreichte:
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird."
Dieser Traum hat sich bis heute nur teilweise erfüllt. 1964 wurde zwar der Civil Rights Act, der die Rassentrennung für illegal erklärt, gesetzlich verankert. Doch ihr wichtigster Botschafter Martin Luther King fiel vier Jahre später einem Attentat zum Opfer. Der alltägliche Rassismus und die Diskriminierung einzelner sind in der amerikanischen Gesellschaft längst nicht überwunden.