In unserer Reihe Autoren im Gefängnis stellt Ihnen heute SAID, Präsident des PEN-Zentrums Deutschland den türkischen Publizisten Burak Bekdil vor.
"Für ein friedliches Leben in der Türkei braucht man in der nahen Verwandtschaft einen Arzt, einen Polizeioffizier, einen Automechaniker und vor allem einen Richter. Ein normaler Türke hat wahrscheinlich eins zu einer Million die Chance für einen fairen Prozess, wenn er dumm genug ist, der türkischen Justiz und Richtern zu vertrauen."
Das schrieb Burak Bekdil am 28. August 2001 in seiner Kolumne in der englischsprachigen Tageszeitung "Turkish Daily News", die in Istanbul erscheint. Seinen Artikel schließt Burak mit einem Katalog von 14 Ratschlägen, wie man einen Gang durch die türkische Justiz überlebt. Vielleicht hat er geahnt, dass er diese Ratschläge bald selber brauchen würde.
Am 25. September 2001 wurde Burak zum Gericht bestellt, wegen "Beleidigung des Staates und seiner Institutionen".
Die Anklage könnte ihm nach türkischem Recht sechs Jahre Gefängnis bringen. Die Reaktion Buraks ließ nicht auf sich warten. Er schrieb eine Kolumne:
"Es scheint, die Herren wissen bereits jetzt, was mit mir geschieht, obwohl das Verfahren nicht einmal eröffnet ist. Das klingt nicht vielversprechend."
Gleichzeitig bittet er nicht um Hilfe für sich, aber für die freie Meinungsäußerung in der Türkei:
"Ich würde stolz einige Zeit hinter Gittern verbringen - für die Freiheit des Wortes in der Türkei."
Der 35jährige Burak Bekdil ist in der Türkei ein bekannter Journalist. Seit zehn Jahren schreibt er für "Turkish Daily News", aber auch für ausländische Zeitungen wie "Down Jones Newswire" und die angesehene us-amerikanische Zeitschrift "Defense News". Burak hat an der "Middle East Technical University" Volkswirtschaft studiert. Anschließend ist er mit einem Stipendium vom "British Council" nach England gekommen, um einen höheren Abschluss an der Universität von Surrey zu erlangen. Nach seiner Rückkehr in die Türkei wurde er Vorsitzender des "Türkisch-britischen Clubs". Auch der damalige Präsident der Republik, Süleyman Demirel, ist Mitglied dieses Clubs.
Burak ist bekannt dafür, dass er die Konfrontation mit dem Staat nicht sucht. Häufig teilt er die Meinung seiner Regierung nahezu. Seine journalistische Linie kann man nur als moderat bezeichnen; auch seine Beiträge für "Defense News" sind sehr maßvoll verfasst.
In seiner populären Kolumne "Das Gleichgewicht" hat er aber begonnen, seine Meinung brillant und provokativ zu formulieren. Im November 1999 beschrieb er Premierminister Bülent Ecevit.
"Einst war Ecevit ein notorischer Linker, der fast alles Amerikanische verurteilte, heute klopft er mit einem scheuen Lächeln an die Türen einiger Institutionen, die er früher blutrünstige imperialistische Organisationen nannte, unser Premierminister braucht Geld, und er hat inzwischen gelernt, dass Geld keine Ideologie hat."
Im März 2001 wurde sein Ton schärfer:
"Es ist ein Unglück, dass die heutige Politik in der Türkei nur den Zynismus und die Apathie fördert, die meisten türkischen Wähler neigen dazu zu glauben, dass sich nichts ändert, dass alle Regierungen gleich schlecht sind, dass alle Politiker die gleichen sind und dass es keine Hoffnung mehr gibt für eine saubere Türkei."
Der Gebrauch des Wortes "sauber" zeigt eine Wende in Buraks Denken, als hätte er beschlossen, seine Stimme als die eines respektierten türkischen Journalisten gegen die Korruption zu erheben. Damit hat sich Burak nicht viele Freunde gemacht.
Sein Prozess begann am 21. Dezember 2001. Die zweite Anhörung fand am 14. Februar 2002 statt.
Anschließend wurde Burak in Haft genommen.
Ein Beitrag von SAID, dem Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland. Die Reihe "Autoren im Gefängnis" wird am jeweils ersten Montag eines Monats fortgesetzt. Damit sind wir am Ende unserer heutigen Revue politischer Literatur. Am Mikrophon war Hermann Theißen. Guten Abend.
"Für ein friedliches Leben in der Türkei braucht man in der nahen Verwandtschaft einen Arzt, einen Polizeioffizier, einen Automechaniker und vor allem einen Richter. Ein normaler Türke hat wahrscheinlich eins zu einer Million die Chance für einen fairen Prozess, wenn er dumm genug ist, der türkischen Justiz und Richtern zu vertrauen."
Das schrieb Burak Bekdil am 28. August 2001 in seiner Kolumne in der englischsprachigen Tageszeitung "Turkish Daily News", die in Istanbul erscheint. Seinen Artikel schließt Burak mit einem Katalog von 14 Ratschlägen, wie man einen Gang durch die türkische Justiz überlebt. Vielleicht hat er geahnt, dass er diese Ratschläge bald selber brauchen würde.
Am 25. September 2001 wurde Burak zum Gericht bestellt, wegen "Beleidigung des Staates und seiner Institutionen".
Die Anklage könnte ihm nach türkischem Recht sechs Jahre Gefängnis bringen. Die Reaktion Buraks ließ nicht auf sich warten. Er schrieb eine Kolumne:
"Es scheint, die Herren wissen bereits jetzt, was mit mir geschieht, obwohl das Verfahren nicht einmal eröffnet ist. Das klingt nicht vielversprechend."
Gleichzeitig bittet er nicht um Hilfe für sich, aber für die freie Meinungsäußerung in der Türkei:
"Ich würde stolz einige Zeit hinter Gittern verbringen - für die Freiheit des Wortes in der Türkei."
Der 35jährige Burak Bekdil ist in der Türkei ein bekannter Journalist. Seit zehn Jahren schreibt er für "Turkish Daily News", aber auch für ausländische Zeitungen wie "Down Jones Newswire" und die angesehene us-amerikanische Zeitschrift "Defense News". Burak hat an der "Middle East Technical University" Volkswirtschaft studiert. Anschließend ist er mit einem Stipendium vom "British Council" nach England gekommen, um einen höheren Abschluss an der Universität von Surrey zu erlangen. Nach seiner Rückkehr in die Türkei wurde er Vorsitzender des "Türkisch-britischen Clubs". Auch der damalige Präsident der Republik, Süleyman Demirel, ist Mitglied dieses Clubs.
Burak ist bekannt dafür, dass er die Konfrontation mit dem Staat nicht sucht. Häufig teilt er die Meinung seiner Regierung nahezu. Seine journalistische Linie kann man nur als moderat bezeichnen; auch seine Beiträge für "Defense News" sind sehr maßvoll verfasst.
In seiner populären Kolumne "Das Gleichgewicht" hat er aber begonnen, seine Meinung brillant und provokativ zu formulieren. Im November 1999 beschrieb er Premierminister Bülent Ecevit.
"Einst war Ecevit ein notorischer Linker, der fast alles Amerikanische verurteilte, heute klopft er mit einem scheuen Lächeln an die Türen einiger Institutionen, die er früher blutrünstige imperialistische Organisationen nannte, unser Premierminister braucht Geld, und er hat inzwischen gelernt, dass Geld keine Ideologie hat."
Im März 2001 wurde sein Ton schärfer:
"Es ist ein Unglück, dass die heutige Politik in der Türkei nur den Zynismus und die Apathie fördert, die meisten türkischen Wähler neigen dazu zu glauben, dass sich nichts ändert, dass alle Regierungen gleich schlecht sind, dass alle Politiker die gleichen sind und dass es keine Hoffnung mehr gibt für eine saubere Türkei."
Der Gebrauch des Wortes "sauber" zeigt eine Wende in Buraks Denken, als hätte er beschlossen, seine Stimme als die eines respektierten türkischen Journalisten gegen die Korruption zu erheben. Damit hat sich Burak nicht viele Freunde gemacht.
Sein Prozess begann am 21. Dezember 2001. Die zweite Anhörung fand am 14. Februar 2002 statt.
Anschließend wurde Burak in Haft genommen.
Ein Beitrag von SAID, dem Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland. Die Reihe "Autoren im Gefängnis" wird am jeweils ersten Montag eines Monats fortgesetzt. Damit sind wir am Ende unserer heutigen Revue politischer Literatur. Am Mikrophon war Hermann Theißen. Guten Abend.