Beethovens Eroica mit dem Cleveland Orchestra unter George Szell: Eine Aufnahme von 1957, die auch heute noch überzeugt und mitreißt. Vor allem für die Musik der Wiener Klassik war Szell einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts; seine Haydn-, Mozart-, Beethoven- und Schubert-Interpretationen gelten bis heute als Referenz.
György Szell wurde am 7. Juni 1897 im damals österreichisch-ungarischen Budapest geboren und zog mit seinen Eltern sechs Jahre später nach Wien. Die Familie konvertierte vom Judentum zum Katholizismus, und der kleine Georg, wie er nun hieß, studierte Musik - unter anderem Klavier bei Richard Robert und Komposition bei Max Reger.
Dem Klavier ist er zeit seines Lebens treu geblieben
Als Wunderkind gefeiert, debütierte er mit 11 als Pianist und Komponist und dirigierte mit 17 die Berliner Philharmoniker in der Aufführung eines eigenen Werkes. Das Komponieren hat Szell bald aufgegeben, aber dem Klavier ist er zeit seines Lebens treu geblieben, wie eine Aufnahme von 1946 zeigt: Mozarts Klavierquartett g-Moll mit Mitgliedern des Budapest String Quartet.
Zu den frühen Förderern Szells gehörte Richard Strauss, der den 18-Jährigen als seinen Assistenten nach Berlin holte.
George Szell: „Und dann war ich '15 bis '17 Korrepetitor an der Königlichen Oper und '24 bis '29 Erster Kapellmeister an der Staatsoper Unter den Linden.“
Dazwischen lagen Engagements als Operndirigent in Straßburg, Prag, Darmstadt und Düsseldorf. Von Berlin aus ging Szell dann zunächst wieder nach Prag, weitere Stationen waren Den Haag und Glasgow. Die Judenverfolgungen der Nazis bewogen ihn 1939 schließlich zur Emigration in die USA, wo aus „Georg“ „George“ wurde. Anfang der 1940er-Jahre gastierte er regelmäßig an der New Yorker Metropolitan Opera, 1946 wurde er zum Music Director des Cleveland Orchestra ernannt.
„Als man mir das Orchester antrug, sagte ich mir, ich werde das nur übernehmen, wenn ich die Möglichkeiten habe, aus diesem Orchester ein Orchester zu machen, das keinem anderen Orchester der Welt nachsteht. Dazu gehört völlige Machtvollkommenheit und genug Geld.“
„Als man mir das Orchester antrug, sagte ich mir, ich werde das nur übernehmen, wenn ich die Möglichkeiten habe, aus diesem Orchester ein Orchester zu machen, das keinem anderen Orchester der Welt nachsteht. Dazu gehört völlige Machtvollkommenheit und genug Geld.“
Szell galt als pedantischer Perfektionist
24 Jahre lang - bis zu seinem Tod am 30. Juli 1970 - blieb Szell in Cleveland und machte das Orchester, mit dem er zahllose Schallplatten aufnahm, zu einem der besten der Welt. Sein dezidiert anti-romantischer Stil, wie gerade in Haydns Symphonie Nr. 88, war völlig anders als die Emphase Leonard Bernsteins oder das Pathos Herbert von Karajans; der scharfe und durchsichtige Orchesterklang und die straffen Tempi nahmen vieles von dem vorweg, was sich später die „historische Aufführungspraxis“ auf die Fahnen schrieb. Szell galt als pedantischer Perfektionist – „wir fangen da an zu proben, wo andere Orchester aufhören“, lautete eines seiner Bonmots -, aber seine Musiker respektierten und liebten ihn.
Zitat: „Kein anderer hat einem Orchester einen derart schönen und wohlartikulierten Klang mit so viel Finesse und Eleganz zu entlocken vermocht wie er.“
Neben der Arbeit in Cleveland kehrte George Szell regelmäßig nach Europa zurück, unter anderem als häufiger Gast der Salzburger Festspiele und von 1958 bis 1961 als Principal
Guest des Amsterdamer Concertgebouw Orchestra, mit dem er Franz Schuberts Musik zu Rosamunde aufnahm - ein weiteres Dokument seines unbestechlichen Künstlertums.
Guest des Amsterdamer Concertgebouw Orchestra, mit dem er Franz Schuberts Musik zu Rosamunde aufnahm - ein weiteres Dokument seines unbestechlichen Künstlertums.