Eine hohe Stirn, schütteres Haar und ein durch die hochgezogenen Schultern bucklig wirkender Oberkörper. Dass wir eine zumindest ungefähre Vorstellung davon haben, wie der Maler Meijer De Haan aussah, ist Paul Gauguin zu verdanken. Immer wieder hat Gauguin seinen Freund und Kollegen portraitiert - oft als lesenden, in sich gekehrten, manchmal beinah diabolisch erscheinenden kauzigen Typen. So verewigte er Meijer de Haan auch noch Jahre nach dessen Tod auf dem Bild "Contes barbares", "Barbarische Erzählungen" von 1902. Ihre gemeinsame Zeit lag da mehr als zehn Jahre zurück. 1889 war Meijer de Haan seinem Meister und Vorbild Gauguin nach Pont-Aven und Le Pouldu in die Bretagne gefolgt.
"Es war wirklich Gauguin, der ihn ermutigte; der ihm Orte zum Malen zeigte, sagt Sylvie Patry, die die Ausstellung im Musée d'Orsay mitkuratiert hat. In der Bretagne malten sie Seite an Seite. Gauguin zeigte ihm auch seine Methode. Man kann da wirklich von einem Lehrer-Schüler-Verhältnis sprechen. Obwohl De Haan nicht mehr jung war, ließ er sich darauf ein, noch einmal neu zu lernen, noch einmal Schüler zu sein, nachdem er vorher in Amsterdam schon selbst Lehrer gewesen war. "
In seiner Heimatstadt Amsterdam war Meijer de Haans Malerei noch geprägt von seiner Bewunderung für die holländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Seine Farbpallette ist dunkel, die Bilder, meist Stillleben oder Portraits, dominiert von wohlkalkulierten Licht und Schatten-Effekten. Mit einer kleinen Auswahl dieser altmeisterlichen Amsterdamer Gemälde beginnt die Ausstellung und konzentriert sich dann rasch auf Meijer de Haans Bildproduktion in Frankreich. Der Kontrast könnte heftiger nicht sein. In Paris lernt de Haan nicht nur Pissaro und Gauguin kennen, er sieht auch die Bilder von Monet, Seurat oder Cézanne - und das sieht man seinen Bildern an. Da ist zum Beispiel "Paysage à l'arbre bleu" - "Landschaft mit blauem Baum", ein Bild ohne Himmel, das dadurch fast abstrakt wirkt. Das satte kräftige Blau des Baumstamms im Vordergrund wird ergänzt durch das ebenso kräftige und flächige Grün des Grases, im Kontrast dazu hat Meijer de Haan Baumwipfel im Hintergrund in leuchtenden warmen Farbtönen gemalt. Cézanne und besonders Gauguin lassen grüßen. Sylvie Patry:
"Meijer de Haans Modernität schlägt die gleiche Richtung ein wie Gauguin. Da ist ein Wille zur Vereinfachung, zum Bruch mit der realistischen Tradition. Das Bild wird zu einer Neuschöpfung, losgelöst von dem Anspruch, die Natur nachzuahmen. Es ist vielmehr eine sehr dekorative Neukomposition, die sich auf das Wesentliche konzentriert und die Wirklichkeit sozusagen bereinigt, um die großen Flächen und Linien freizulegen."
Dieser Synthetismus à la Gauguin charakterisiert viele der Bilder, die Meijer de Haan in der Bretagne malt. Auf einem Landschaftsbild verwandeln sich Bäume in leuchtend blaue wattebauschähnliche Linien, die horizontal und diagonal das Bild strukturieren. Und auf dem letzten Bild der Ausstellung, einem Selbstportrait, bilden im Hintergrund leuchtende Primärfarben die Fragmente einer Landschaft.
"Meijer de Haan, der verborgene Meister" ist eine in vielerlei Hinsicht spannende Ausstellung. Da ist das Gesamtwerk eines Malers zu entdecken, der bisher so gut wie unbekannt war, obwohl oder vielleicht gerade weil er in einer Zeit arbeitete, die zu den interessantesten und bestens erforschten Epochen der Kunstgeschichte gehört. Insofern erzählt die Ausstellung auch die bewegende Geschichte eines Künstlers, der trotz seines offensichtlichen Talents und trotz namhafter Zeitgenossen zur Marginalität verdammt war. 1890 verlässt Meijer de Haan die Bretagne und lässt alle seine Bilder in der Pension zurück, in der er mit Gauguin gelebt hatte und deren Wirtin seine Geliebte geworden war. Die gemeinsame Tochter wird er nie kennen lernen. 1895 stirbt Meijer de Haan im Alter von 43 Jahren in Amsterdam. Sein französischer Nachlass wird Ende der Fünfziger Jahre in Paris versteigert. Die meisten Bilder landen in Privatsammlungen, wo die Kuratoren dieser ersten Meijer de Haan-Retrospektive den "verborgenen Meister" jetzt aufgespürt haben.
"Es war wirklich Gauguin, der ihn ermutigte; der ihm Orte zum Malen zeigte, sagt Sylvie Patry, die die Ausstellung im Musée d'Orsay mitkuratiert hat. In der Bretagne malten sie Seite an Seite. Gauguin zeigte ihm auch seine Methode. Man kann da wirklich von einem Lehrer-Schüler-Verhältnis sprechen. Obwohl De Haan nicht mehr jung war, ließ er sich darauf ein, noch einmal neu zu lernen, noch einmal Schüler zu sein, nachdem er vorher in Amsterdam schon selbst Lehrer gewesen war. "
In seiner Heimatstadt Amsterdam war Meijer de Haans Malerei noch geprägt von seiner Bewunderung für die holländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Seine Farbpallette ist dunkel, die Bilder, meist Stillleben oder Portraits, dominiert von wohlkalkulierten Licht und Schatten-Effekten. Mit einer kleinen Auswahl dieser altmeisterlichen Amsterdamer Gemälde beginnt die Ausstellung und konzentriert sich dann rasch auf Meijer de Haans Bildproduktion in Frankreich. Der Kontrast könnte heftiger nicht sein. In Paris lernt de Haan nicht nur Pissaro und Gauguin kennen, er sieht auch die Bilder von Monet, Seurat oder Cézanne - und das sieht man seinen Bildern an. Da ist zum Beispiel "Paysage à l'arbre bleu" - "Landschaft mit blauem Baum", ein Bild ohne Himmel, das dadurch fast abstrakt wirkt. Das satte kräftige Blau des Baumstamms im Vordergrund wird ergänzt durch das ebenso kräftige und flächige Grün des Grases, im Kontrast dazu hat Meijer de Haan Baumwipfel im Hintergrund in leuchtenden warmen Farbtönen gemalt. Cézanne und besonders Gauguin lassen grüßen. Sylvie Patry:
"Meijer de Haans Modernität schlägt die gleiche Richtung ein wie Gauguin. Da ist ein Wille zur Vereinfachung, zum Bruch mit der realistischen Tradition. Das Bild wird zu einer Neuschöpfung, losgelöst von dem Anspruch, die Natur nachzuahmen. Es ist vielmehr eine sehr dekorative Neukomposition, die sich auf das Wesentliche konzentriert und die Wirklichkeit sozusagen bereinigt, um die großen Flächen und Linien freizulegen."
Dieser Synthetismus à la Gauguin charakterisiert viele der Bilder, die Meijer de Haan in der Bretagne malt. Auf einem Landschaftsbild verwandeln sich Bäume in leuchtend blaue wattebauschähnliche Linien, die horizontal und diagonal das Bild strukturieren. Und auf dem letzten Bild der Ausstellung, einem Selbstportrait, bilden im Hintergrund leuchtende Primärfarben die Fragmente einer Landschaft.
"Meijer de Haan, der verborgene Meister" ist eine in vielerlei Hinsicht spannende Ausstellung. Da ist das Gesamtwerk eines Malers zu entdecken, der bisher so gut wie unbekannt war, obwohl oder vielleicht gerade weil er in einer Zeit arbeitete, die zu den interessantesten und bestens erforschten Epochen der Kunstgeschichte gehört. Insofern erzählt die Ausstellung auch die bewegende Geschichte eines Künstlers, der trotz seines offensichtlichen Talents und trotz namhafter Zeitgenossen zur Marginalität verdammt war. 1890 verlässt Meijer de Haan die Bretagne und lässt alle seine Bilder in der Pension zurück, in der er mit Gauguin gelebt hatte und deren Wirtin seine Geliebte geworden war. Die gemeinsame Tochter wird er nie kennen lernen. 1895 stirbt Meijer de Haan im Alter von 43 Jahren in Amsterdam. Sein französischer Nachlass wird Ende der Fünfziger Jahre in Paris versteigert. Die meisten Bilder landen in Privatsammlungen, wo die Kuratoren dieser ersten Meijer de Haan-Retrospektive den "verborgenen Meister" jetzt aufgespürt haben.