Seit Längerem wird er verdächtigt, ein Mann ohne nennenswerte musikalische Eigenschaften zu sein: Albert Lortzing. Man hat ihn man zu Unrecht in die Biedermeier-Ecke der Kulturgeschichte gerückt (zutreffend ist lediglich, dass die deutschen und österreichischen Stadt- und Staatstheater seine Arbeiten mehr als ein Jahrhundert lang als betuliche "Spielopern" verschlissen haben). Die bis ins zweite Drittel des 20. Jahrhunderts weithin bekannten und wie selbstverständlich zum Repertoire gehörenden Bühnenwerke, die in den Leipziger Vormärz-Jahren entstanden - voran der "Zar" und der "Wildschütz", zeichnen sich durch Versiertheit, Pfiffigkeit und Funktionalität fürs Theatermetier aus. Auch die bereits zuvor, während Lortzings Engagement in Detmold komponierten Singspiele - Stück wie "Der Pole und sein Kind" oder "Andreas Hofer".
Auch diese Arbeiten weisen - im Vergleich zu dem ansonsten um 1830 an den hiesigen Theatern präsentierten "Mittelgut" - nicht nur bemerkenswertes kompositorisches Geschick auf, sondern einen in der damaligen Tonkunst sonst nur selten vernehmbaren Atem der Freiheit. Die kleine Polen-Oper entstand in Solidarität mit den Opfern des Warschauer Aufstands von 1830. Der Einakter zum Freiheitskämpfer Hofer wurde konsequenterweise damals umgehend von der Zensur aus dem Verkehr gezogen. Jetzt erklang erstmals die Ouverture in einer Version für zwei Klaviere. Eingerichtet wurde dieser Klavierauszug von Kateryna Shtryfanova, die dann auch über die bescheidene Lortzing-Rezeptionsgeschichte in Osteuropa Auskunft gab.
Im Vergleich zu den musikalischen "Hausgöttern" der sächsischen Messestadt, Mendelssohn, Schumann, Wagner und vornan Johann Sebastian Bach, hat Lortzing in der Erinnerungskultur bislang eine völlig marginale Rolle gespielt.
"Lortzing ist ein unterbelichtetes, ein weit unterbelichtetes Thema in Leipzig",
erläutert Prof. Thomas Schipperges, der die Leipziger Zusammenkunft gemeinsam mit der Lortzing-Gesellschaft einberief und ausrichtete.
"An Neuem kann man vor allem viele Kleinigkeiten erwarten, den Archivmaterialien; ich habe deshalb auch versucht, möglichst viel aus Leipziger Kulturorganisationen - Archiv, Gewandhaus, Oper - einzubinden, denn da ruhen noch ungehobene Schätze, die eben Lortzings Beziehung zum Schiller-Verein, zum Tunnel-Verein, zu den Freimaurern - all diese Dinge, die bei den Lortzing-Kennern noch nicht so präsent sind."
So war die Mehrzahl der Vorträge, die den ernsthaften Anteil des Komödianten Lortzing an der deutschen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts aufwerten sollten, konsequent auf Leipzig bezogen: auf die Leipziger Salonkultur und das launige bürgerliche Familienleben, die Leipziger Presse, das Leipziger Theater und dessen Orchester, die vielleicht nicht durchgängig ganz freundschaftlichen Beziehung des Komponisten zum Leipziger Theaterbetriebsdirektor, Buchhändler und linksliberalen Politiker Robert Blum.
Der heute real existierende Leipziger Operdirektor Peter Konwitschny erläuterte anhand von Dias den oppositionellen Gehalt und die antimilitaristische Gesinnung einer Inszenierung, die er 1986 für das Haus am Karl-Marx-Platz beisteuerte (heute liegt die Leipziger Oper am Augustus-Platz, ohne sich wirklich von der Stelle bewegt zu haben). Jasmin Solfaghari, die an der Leipziger Musikhochschule eine Regieklasse betreut, steuerte eine mit Hochschulkollegen und Studenten erarbeitete Inszenierung der "Opernprobe" bei (einer Farce, die Lortzing kurz vor seinem frühen Tod in der Not für das Theater in Frankfurt schrieb, wo das Paulskirchenparlament damals gerade so schnöde abserviert worden war). Auch das war von musikhistorischem Interesse und hat aufs Neue ein paar bunte Pfeile und Lanzen für Lortzing in die Konkurrenz um die Befüllung der Spielpläne geschickt.
Auch diese Arbeiten weisen - im Vergleich zu dem ansonsten um 1830 an den hiesigen Theatern präsentierten "Mittelgut" - nicht nur bemerkenswertes kompositorisches Geschick auf, sondern einen in der damaligen Tonkunst sonst nur selten vernehmbaren Atem der Freiheit. Die kleine Polen-Oper entstand in Solidarität mit den Opfern des Warschauer Aufstands von 1830. Der Einakter zum Freiheitskämpfer Hofer wurde konsequenterweise damals umgehend von der Zensur aus dem Verkehr gezogen. Jetzt erklang erstmals die Ouverture in einer Version für zwei Klaviere. Eingerichtet wurde dieser Klavierauszug von Kateryna Shtryfanova, die dann auch über die bescheidene Lortzing-Rezeptionsgeschichte in Osteuropa Auskunft gab.
Im Vergleich zu den musikalischen "Hausgöttern" der sächsischen Messestadt, Mendelssohn, Schumann, Wagner und vornan Johann Sebastian Bach, hat Lortzing in der Erinnerungskultur bislang eine völlig marginale Rolle gespielt.
"Lortzing ist ein unterbelichtetes, ein weit unterbelichtetes Thema in Leipzig",
erläutert Prof. Thomas Schipperges, der die Leipziger Zusammenkunft gemeinsam mit der Lortzing-Gesellschaft einberief und ausrichtete.
"An Neuem kann man vor allem viele Kleinigkeiten erwarten, den Archivmaterialien; ich habe deshalb auch versucht, möglichst viel aus Leipziger Kulturorganisationen - Archiv, Gewandhaus, Oper - einzubinden, denn da ruhen noch ungehobene Schätze, die eben Lortzings Beziehung zum Schiller-Verein, zum Tunnel-Verein, zu den Freimaurern - all diese Dinge, die bei den Lortzing-Kennern noch nicht so präsent sind."
So war die Mehrzahl der Vorträge, die den ernsthaften Anteil des Komödianten Lortzing an der deutschen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts aufwerten sollten, konsequent auf Leipzig bezogen: auf die Leipziger Salonkultur und das launige bürgerliche Familienleben, die Leipziger Presse, das Leipziger Theater und dessen Orchester, die vielleicht nicht durchgängig ganz freundschaftlichen Beziehung des Komponisten zum Leipziger Theaterbetriebsdirektor, Buchhändler und linksliberalen Politiker Robert Blum.
Der heute real existierende Leipziger Operdirektor Peter Konwitschny erläuterte anhand von Dias den oppositionellen Gehalt und die antimilitaristische Gesinnung einer Inszenierung, die er 1986 für das Haus am Karl-Marx-Platz beisteuerte (heute liegt die Leipziger Oper am Augustus-Platz, ohne sich wirklich von der Stelle bewegt zu haben). Jasmin Solfaghari, die an der Leipziger Musikhochschule eine Regieklasse betreut, steuerte eine mit Hochschulkollegen und Studenten erarbeitete Inszenierung der "Opernprobe" bei (einer Farce, die Lortzing kurz vor seinem frühen Tod in der Not für das Theater in Frankfurt schrieb, wo das Paulskirchenparlament damals gerade so schnöde abserviert worden war). Auch das war von musikhistorischem Interesse und hat aufs Neue ein paar bunte Pfeile und Lanzen für Lortzing in die Konkurrenz um die Befüllung der Spielpläne geschickt.