"Einmal bitte zur Seite hier, da möchte jemand durch."
Der kleine Konferenzsaal platzt fast aus allen Nähten. Im hinteren Teil des Saales, dort wo die Eingangstür ist, versuchen immer noch ein paar Fotografen und Journalisten, einen Platz zu finden. Auch Alice Weidel und Alexander Gauland, die beiden Spitzenkandidaten der Alternative für Deutschland müssen sich ihren Weg zur Front des Raumes bahnen.
Dort angekommen verschwinden sie hinter einer dichten Mauer von Kamerastativen, die vor ihrem Tisch aufgebaut sind.
"Ja, Sie haben jetzt die Möglichkeit Fragen zu stellen. Allerdings sehe ich Sie wegen der Kameras alle überhaupt gar nicht. Deswegen würde ich dann doch bitten, hinten dann ausnahmsweise aufzustehen und Ihren Namen zu nennen."
Fragen zu Rechtsextremen weggewischt
Zum festen Ritual dieser Berliner Pressekonferenzen gehört, dass die Mitglieder der Parteiführung neben den Fragen zur Sache auch Rede und Antwort stehen müssen zu den jüngsten verbalen Provokationen aus der Afd. Denn die gibt es in ziemlicher Regelmäßigkeit - mal unbeabsichtigt, meist aber, weil das zum Konzept gehört: Aufmerksamkeit durch Tabubruch. An diesem Montagmittag geht es einmal nicht um Björn Höcke, der sonst den Spitzenplatz anführt bei den Nachfragen. Es geht um Alexander Gauland selbst. Nicht darum, dass er die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung nach Anatolien entsorgen wollte, sondern um seine Rede beim jährlichen Kyffhäuser-Treffen des nationalen Flügels der Partei.
"Man muss uns diese zwölf Jahre jetzt nicht mehr vorhalten. Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Wenn die Franzosen zu Recht stolz auf ihren Kaiser sind und die Briten auf Nelson und Churchill, dann haben wir das Recht, stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen."
Der Parteivize sagt, er verstehe die Aufregung nicht, er habe ja nicht "die Wehrmacht" gesagt. Nächstes Thema. Nächste Frage. Die zukünftige Fraktion. In der werden auch Menschen das Volk vertreten, die Flüchtlinge Migrassoren nennen, die sich antisemitisch geäußert haben, die ein Ende des Schuldkults fordern und vor der Herstellung von Mischvölkern warnen, die das Tragen von Kopftüchern mit dem Zeigen von SS-Runen oder Hakenkreuzen vergleichen oder in engem Kontakt zur rechtsextremen Identitären Bewegung stehen. Frage: Wie gehen Sie als zukünftige Fraktionsvorsitzende mit einigen Rechtsextremen in einer Fraktion um? Antwort Alice Weidel:
"Wir haben einen gerichtlichen Beschluss erwirkt, der es verbietet, die AfD insgesamt als rechtsextrem zu bezeichnen. Und dieses Verfahren haben wir gewonnen. Dementsprechend beantwortet das auch ihre Frage."
Petry allein unterwegs
"Unsere Bundessprecherin der Afd, unsere Landesvorsitzende der Alternative für Deutschland hier in Sachsen, und jetzt viel Spaß mit Frau Dr. Petry."
Ein Dienstagabend Anfang September. Frauke Petry tritt in der Alten Börse am Leipziger Naschmarkt auf, der Saal ist voll. Leipzig ist ein Heimspiel, hier ist Petry zuhause. Außerhalb Sachsens aber ist von der Parteichefin nicht viel zu sehen und zu hören. Nun, nach ihrer Rückkehr aus der Babypause wird der Riss zwischen ihr und dem Großteil der Führungsmannschaft der Partei noch deutlicher sichtbar. Während ihr Co-Sprecher Jörg Meuthen durchs ganze Bundesgebiet reist, mit dem Spitzenduo und anderen hochrangigen AfDlern auf einer Bühne steht, ist Petry zumeist alleine unterwegs. In einem kurzen Interview nach ihrem Auftritt erzählt sie, es sei eine Fehlwahrnehmung, dass die Partei sich seit der Spaltung 2015 nach rechts entwickelt habe. Ein Problem sieht sie dennoch.
"Wer Angst vor einer Partei hat, weil er einzelne Stimmen daraus als zutiefst abstoßend empfindet, der wird diese Partei trotzdem nicht wählen, obwohl das Programm ihm gefällt."
Diese Woche legt die Parteichefin in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung nach. Der rechte Flügel erstarke. Zitat: "Es ist zu erleben, dass sich gerade viele bürgerliche Wähler abwenden. Das liegt auch an Schlagzeilen, wie sie in jüngster Zeit produziert wurden, und bei denen man sich jedes Mal fragt, ob sie tatsächlich wahr und damit ein Skandal sind."
Kritik an Gauland sorgt für Empörung
Dieses Mal gilt die Kritik auch Alexander Gaulands Äußerung auf dem Kyffhäuser-Treffen - und einer Mail im Reichsbürgerton, die Alice Weidel 2013 geschrieben haben soll. In der Partei sorgt das für Empörung, so wenige Tage vor der Wahl.
Vorgestern widerspricht Alexander Gauland seiner Parteichefin im Fernsehen.
"Ich weiß nicht, was sie bewegt hat. Was man nicht machen sollte, ist auf den letzten drei Tagen des Wahlkampfes die eigenen Leute in Zweifel stellen."
Denn ab kommender Woche werden sie voraussichtlich gemeinsam in einer Fraktion sitzen. Alexander Gauland, Alice Weidel und Frauke Petry.