1973 – Elvis Presley ist 38, er hat noch vier Jahre zu leben und ist ein König im Vorruhestand. Zu seinen Glanzzeiten war er der King of Rock´n´Roll, aber die sind längst vorbei. Einerseits. Andererseits steht er 1973 wieder ganz oben. Mit der Fernseh-Show "Elvis: Aloha From Hawaii Via Satellite" erreicht er sagenhafte eineinhalb Milliarden Zuschauer, das dazugehörige Live-Album springt an die Spitze der Charts. Nachdem Elvis den Großteil der 60er-Jahre mit seichten Filmen vertan hat, feiert er 1968 ebenfalls mit einer Fernsehshow ein unverhofftes Comeback. Von 1969 bis zu seinem Tod gibt er über tausend Konzerte, mehr als die Hälfte davon in Las Vegas. Den verfetteten Körper in einen weißen Jumpsuit gequetscht, stark schwitzend vor einem Publikum aus reichen Rentnern bedient er vor allem die Sehnsucht nach dem guten alten Elvis, damals in den Fünfzigern bei Sun Records.
"Bringt mir einen Weißen, der wie ein Schwarzer singt und wir werden reiche Leute sein."
Fordert Studioboss Sam Phillips, er findet Elvis und gemeinsam werden sie tatsächlich reich. Der weiße Sohn eines Lastwagenfahrers aus Tupelo/Mississippi singt wie ein Schwarzer.
"Elvis zertrümmerte die Grenze zwischen dem Amerika der Weißen und dem der Schwarzen, indem er den Gospel und den Beat des Rhythm''n''Blues mit der stolzen Melancholie der weißen Country-Sänger zusammenwirbelte."
So stand es im Spiegel. Andere, vor allem Afroamerikaner sehen das anders. Für sie ist Elvis der weiße Mann, der dem weißen Publikum schwarze Musik verkauft und damit Millionen verdient. Soweit die Vorgeschichte zu "Elvis at Stax". So heißt auch die 3-CD-Box, edel aufgemacht, mit Linernotes des Rock-Historikers Robert Gordon. Stax ist die andere große Plattenfirma in Memphis, neben Sun. Gegründet von zwei Weißen entwickelt sich Stax in den 60er-Jahren zur Hochburg der Soulmusik. In den Studios von Stax entstehen Evergreens von Otis Redding, Wilson Pickett und Isaac Hayes. Die Hausband von Stax ist Booker T. & The MG's, zwei weiße und zwei schwarze Musiker. "Melting Pot", einem ihrer größten Hits.
Der Titel ist Programm, Amerika als Melting Pot, als Schmelztiegel – das ist in den Sechziger Jahren der Gegenentwurf zum grassierenden Rassismus. Gerade in den Südstaaten sind Aufnahmestudios und Konzerthallen oft die einzigen Orte, an denen Schwarze und Weiße ungehindert zusammen sein können. 1973 nun klopft Elvis bei Stax an, die Studios sind gleich um die Ecke von Graceland. Wird er bei Stax zum Soul Man? Ist das seine künstlerische Renaissance? Die Antwort ist ein klares Ja und Nein.
Ja, Elvis ist immer noch ein verdammt guter Sänger. Nein, nur weil er bei Stax aufnimmt, wird er nicht zum Soul Man. Zumal er für die Aufnahmen seine eigenen Musiker mitbringt, die Stax-Hausband kommt kaum zum Einsatz. Aus den nächtlichen Sessions haben es jetzt 55 Aufnahmen auf drei CDs geschafft. Elvis covert Chuck Berry, er schüttelt ein paar Schlager aus dem Ärmel oder inszeniert das große Drama. Etliche Songs gibt´s gleich in mehreren Versionen, einiges davon bis dato unveröffentlicht. Eine Fundgrube für Sammler, wenn auch Elvis-Fans einiges davon schon aus dem 1998er-Album "Rhythm & Country" kennen. Dieser Titel trifft´s ganz gut, schließlich war schon der Rock´n´Roll der Fünfziger ein schillernder Bastard aus Rhythm & Blues und Country, den Traditionsmusiken des amerikanischen Südens. "Elvis at Stax" ist ein interessantes Zeitdokument eines aus der Zeit Gefallenen. Ein großer Sänger, der die Orientierung verloren hat und Halt sucht in der Vergangenheit, gerne auch bei Evergreens.
"Bringt mir einen Weißen, der wie ein Schwarzer singt und wir werden reiche Leute sein."
Fordert Studioboss Sam Phillips, er findet Elvis und gemeinsam werden sie tatsächlich reich. Der weiße Sohn eines Lastwagenfahrers aus Tupelo/Mississippi singt wie ein Schwarzer.
"Elvis zertrümmerte die Grenze zwischen dem Amerika der Weißen und dem der Schwarzen, indem er den Gospel und den Beat des Rhythm''n''Blues mit der stolzen Melancholie der weißen Country-Sänger zusammenwirbelte."
So stand es im Spiegel. Andere, vor allem Afroamerikaner sehen das anders. Für sie ist Elvis der weiße Mann, der dem weißen Publikum schwarze Musik verkauft und damit Millionen verdient. Soweit die Vorgeschichte zu "Elvis at Stax". So heißt auch die 3-CD-Box, edel aufgemacht, mit Linernotes des Rock-Historikers Robert Gordon. Stax ist die andere große Plattenfirma in Memphis, neben Sun. Gegründet von zwei Weißen entwickelt sich Stax in den 60er-Jahren zur Hochburg der Soulmusik. In den Studios von Stax entstehen Evergreens von Otis Redding, Wilson Pickett und Isaac Hayes. Die Hausband von Stax ist Booker T. & The MG's, zwei weiße und zwei schwarze Musiker. "Melting Pot", einem ihrer größten Hits.
Der Titel ist Programm, Amerika als Melting Pot, als Schmelztiegel – das ist in den Sechziger Jahren der Gegenentwurf zum grassierenden Rassismus. Gerade in den Südstaaten sind Aufnahmestudios und Konzerthallen oft die einzigen Orte, an denen Schwarze und Weiße ungehindert zusammen sein können. 1973 nun klopft Elvis bei Stax an, die Studios sind gleich um die Ecke von Graceland. Wird er bei Stax zum Soul Man? Ist das seine künstlerische Renaissance? Die Antwort ist ein klares Ja und Nein.
Ja, Elvis ist immer noch ein verdammt guter Sänger. Nein, nur weil er bei Stax aufnimmt, wird er nicht zum Soul Man. Zumal er für die Aufnahmen seine eigenen Musiker mitbringt, die Stax-Hausband kommt kaum zum Einsatz. Aus den nächtlichen Sessions haben es jetzt 55 Aufnahmen auf drei CDs geschafft. Elvis covert Chuck Berry, er schüttelt ein paar Schlager aus dem Ärmel oder inszeniert das große Drama. Etliche Songs gibt´s gleich in mehreren Versionen, einiges davon bis dato unveröffentlicht. Eine Fundgrube für Sammler, wenn auch Elvis-Fans einiges davon schon aus dem 1998er-Album "Rhythm & Country" kennen. Dieser Titel trifft´s ganz gut, schließlich war schon der Rock´n´Roll der Fünfziger ein schillernder Bastard aus Rhythm & Blues und Country, den Traditionsmusiken des amerikanischen Südens. "Elvis at Stax" ist ein interessantes Zeitdokument eines aus der Zeit Gefallenen. Ein großer Sänger, der die Orientierung verloren hat und Halt sucht in der Vergangenheit, gerne auch bei Evergreens.