Tränen fließen beim Gottesdienst mit venezolanischen Pilgern. Die jungen Gläubigen beten zu Beginn des Weltjugendtags in Panama für ihr krisengeschütteltes Heimatland, in dem Hunger und Krankheit herrschen. Junge Mönche halten ein Transparent, das ein Ende der Diktatur fordert.
"Wir Venezolaner wünschen uns die Wende! Wir sind müde, ertragen es nicht mehr, ohne Freiheit zu leben und unterdrückt zu werden."
Sechs, hinter denen 1000 stehen
Vor der Kirche in Panamas Zentrum trifft eine neue Gruppe aus Venezuela ein: sechs junge Gläubige aus Barquisimeto. Etwa 400 Pilger haben es nach Panama geschafft. Beim letzten lateinamerikanischen Weltjugendtag in Rio de Janeiro waren es noch 6000. Die Krise im katholisch geprägten Venezuela, die Hyperinflation, mache es unmöglich, erklärt Wilmaris Amaro:
"Ein Venezolaner, der den Mindestlohn von sechs Dollar im Monat verdient, kann sich so eine Reise nicht leisten. Für uns sechs war es nur möglich, weil unser Priester eine Spendenaktion gestartet hat. Wir sind sechs, aber wir wissen, dass tausende hinter jedem stehen, die sich wünschen, diesen Traum leben zu können. Wir werden dafür beten, dass niemand mehr aus unserem Land fliehen muss. Wir werden uns mit Glauben und Hoffnung aufladen und beten, dass die Tyrannei endet."
Visapflicht für Venezolaner
Am schwierigsten sei es gewesen, ein Visum zu bekommen. Panamas Gastfreundschaft gegenüber Venezolanern ist abgekühlt. Seit die Massenflucht vor etwa anderthalb Jahren einsetzte, gilt Visapflicht. Deshalb lebt Darwin seit fünf Monaten ohne gültige Papiere hier. Mit Gelegenheitsjobs hält sich der 25-jährige Grafikdesigner über Wasser. Auf dem Weltjugendtag verkauft er Telefonkarten zum Pilger-Spezialpreis:
"Ich hoffe, dass Papst Franziskus etwas für uns tut und vermittelt. Aber leider hat er vor kurzem erklärt, dass er sich nicht in Venezuelas Probleme einmischen will. Aber er ist doch ein Vermittler des Friedens, also sollte er etwas tun."
Hoffen auf Verständnis
Millionen Venezolaner sind bereits geflohen, die meisten ins Nachbarland Kolumbien, 100.000 sollen nach offiziellen Angaben in Panama leben. Aber es dürften weit mehr sein, weil viele – wie Darwin – illegal eingereist sind. Vielleicht könne der Papst für diese Flüchtlinge etwas erreichen, hofft Thais Castillo. Die Kosmetikerin ist mit ihren drei Kindern über Nacht geflohen, weil die älteste Tochter beim Straßenprotest 2017 verhaftet und anschließend gefoltert wurde.
"Am besten wäre es, der Papst käme nach Venezuela. Ich hoffe, dass er hier etwas für uns erreicht: Dass die Panamaer mehr Verständnis für uns aufbringen. Schließlich sind wir nicht freiwillig gegangen."
Venezuela wird sich retten, singen die Pilger auf dem Weltjugendtag, auf dem Politik keine Nebensache ist.