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Der Wissenschaftswahn

Der Biologe Rupert Sheldrake ist ein Autor, der polarisiert. Seine These, wonach unsichtbare morphogenetische Felder das Universum durchdringen und seine Entwicklung in eine bestimmte Richtung lenken, findet unter Fachleuten kaum Unterstützung, weil die experimentellen Belege dafür dürftig sind.

Rezension: Ralf Krauter |
    Doch viele Laien fasziniert der Gedanke, dass es Phänomene jenseits des Horizontes der modernen Naturwissenschaften geben könnte - Dinge, die sich dem Betrachter nur bei einer ganzheitlicheren Sicht der Welt offenbaren und die etwas über Zweck und Ziel des Daseins verraten.

    In seinem neuesten Buch schlägt Rupert Sheldrake rhetorisch geschickt Kapital aus dieser Einsicht. Er kritisiert die reduktionistische Methodik von Physikern, Chemikern und Biologen und wirft ihnen vor, einem materialistischen Weltbild anzuhängen, dessen zentrale Dogmen längst widerlegt sind. Der erste Teil des Buches, in dem Sheldrake beschreibt, wo die Forschung aktuell in der Sackgasse steckt, ist durchaus lesenswert. Der Autor formuliert darin teils berechtigte Fragen, die die Debatte über die Erklärungsmacht und die Grenzen der Naturwissenschaften bereichern.

    Doch leider fällt es schwer, den Schlüssen zu folgen, die er daraus zieht. Denn die basieren im wesentlichen alle auf Rupert Sheldrakes eigener umstrittener Theorie vom universellen Gedächtnis der Natur. Wer daran glauben mag, wird selig. Alle anderen Leser werden überzeugende Antworten vermissen.

    Rupert Sheldrake: Der Wissenschaftswahn. Warum der Materialismus ausgedient hat
    ISBN 978-3-426-29210-5
    O.W.Barth-Verlag, 491 Seiten, 24,99 Euro