"Wir hatten zwar gedacht, dass sich im Bereich vom Sponsoring von den Zuschauerzahlen sich erhebliche Sprünge ergeben, aber das war einfach nicht der Fall."
Willi Wißing, Manager des Frauen-Erstligisten Essen Schönebeck, macht klar: Der im Umfeld der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren immer wieder beschworene nachhaltige Schub für Deutschlands Mädchen- und Frauenfußball ist ausgeblieben. Dazu passt, dass die Zahl der Mädchen unter 17 Jahren im DFB rückläufig ist. Bei den Mädchenteams ist der Rückgang enorm. 2010 waren es noch 8.665, heute sind es 7.329 – über 1.300 weniger.
Die Bundesliga muss kämpfen. Mit Ausnahme des Spitzentrios Potsdam, Frankfurt und Wolfsburg haben es die Teams sehr schwer, Sponsoren zu finden. Mehr überregionale Fernsehberichterstattung könne hier helfen, meint der Essener Manager Willi Wißing.
"Wenn man den Frauenfußball wirklich weiter fördern will, dann muss der DFB auch hingehen und sagen, Leute, WDR, ARD, bringt mehr Frauenfußball, nur das bringt uns wirklich nach vorne."
Denn nur über eine Medienpräsenz kann man natürlich auch Sponsoren gewinnen. Die DFB-Direktorin für Mädchen- und Frauenfußball Steffi Jones reagiert eher defensiv und bemüht den Vergleich zur medialen Präsenz anderer Frauensportarten.
"Dann ist es irgendwo auch nicht richtig, wenn dann wir immer nur klagen, wo wir doch sehr, sehr gute Werte auch haben und andere Sportarten werden gar nicht gezeigt. Ich tue mich da schwer und sage mir, wir müssen da dranbleiben, wir haben’s auch verdient, dass man Topspiele auch mal in Ausschnitten zeigt und unsere Marketingabteilung ist da immer wieder dran. Es ist nicht leicht, aber Sie können mir glauben, dass wir schon versuchen, immer wieder rein zu kommen in die Sendezeiten."
Der Medienhype während der WM ist längst verblasst. Von der Frauenbundesliga berichten, wenn überhaupt, lediglich einige dritte Programme oder das bisher kaum nachgefragte Internetfernsehen des DFB. Vielleicht vermag Eurosport die Lücke zu füllen. Der Sender übertrug am Ostersamstag mit dem Spiel Bayern München gegen Turbine Potsdam erstmals eine Bundesliga-Begegnung live und erntete gleich eine überdurchschnittliche Zuschauerquote.
Mehr Aufmerksamkeit tut Not. Denn zu den Spielen der gerade abgeschlossenen Saison kamen pro Spiel durchschnittlich gut 200 Besucher weniger als in der Spielzeit zuvor. Nur 895 Fans zählten die Erstligisten im Schnitt pro Spiel. Wobei zwei Drittel der zwölf Bundesligaclubs diese Zahl noch nicht einmal erreichte.
"Das ist aber auch ein Stückweit dem geschuldet, dass wir gerade durch die U20-WM dann eben auch nicht die Saison so spielen konnten, wie wir das gewünscht hätten."
Relativiert die DFB-Direktorin. Steffi Jones macht vor allem die zerrissenen Spieltage und die vielen Nachholtermine für das rückläufige Interesse an der Frauenbundesliga verantwortlich. Auch an der Basis hält sich die Begeisterung nach der WM 2011 in Grenzen.
"Die Weltmeisterschaft an sich hat mir nicht das Gefühl gegeben, dass da sich richtig was entwickelt hat, dass da was geboomt hat."
Klaus Pelka betreut als Jugendleiter bei Alemannia Aachen etwa 100 Mädchen. Er beklagt fehlende Zuschüsse für die Vereine unterhalb der Bundesligen und die Ausbeutung des Ehrenamtes. Das Engagement von Eltern, Betreuern und Trainern, ohne das gar nichts laufe, sei kaum noch zu steigern.
"Ich hab Trainer, die bezahlen die Spritkosten, wenn sie die abziehen, bleibt letztendlich unterm Strich überhaupt nichts übrig. Die verbringen drei Tage die Woche mit dem Training auf dem Platz, fahren mit den Mannschaften, ich nehme jetzt mal die U17-Regionalliga, wir kriegen keinerlei Zuschüsse, wir fahren dann mal, wie jetzt am Wochenende nach Warendorf, 250 Kilometer von Aachen, 250 Kilometer zurück, und wenn der Verein uns da nicht die Busse zur Verfügung stellen würde, müssten wir die Kosten auch noch selber bezahlen."
Auch in der Talentförderung läuft nicht alles rund. Alex Abels, Stützpunkttrainerin beim Fußball-Landesverband Mittelrhein FVM, sorgt sich um den Nachwuchs. Hintergrund ist die in den letzten Jahren forcierte Spitzenförder-Philosophie, die Mädchen so lange wie möglich zusammen mit den Jungs trainieren und spielen zu lassen.
"Der DFB möchte die Förderung dahingehend bringen, dass die talentiertesten Mädchen im Jungenbereich trainieren, im Jungenbereich spielen. Und wenn man das ganze wieder von Vereinsseite sieht, ist es so natürlich, wenn jedes gute Mädchen oder jedes Mädchen im Jungenbereich weiterspielt, dann stirbt der Mädchenfußball aus."
Diese Sorge teilt die DFB-Direktorin Steffi Jones ganz und gar nicht und stellt klar:
"Was immer ein bisschen falsch rüberkommt, ist so dieses Argument: ‚Alle Mädels sollen am besten bei den Jungs spielen‘. Das ist nicht damit gemeint, sondern einfach: die Toptalente, die man sichtet oder die sowieso bei den Jungs spielen und die sich dort durchsetzen können, sollen, wenn es möglich ist, gerne dort auch weiter spielen."
Festzustellen ist allerdings, dass der DFB seine 366 Nachwuchs-Förderstützpunkte, an denen Jungen und Mädchen geschult werden, ausbaut, während die reinen Mädchen-Stützpunkte, die von einigen Landesverbänden eingerichtet und finanziert wurden, eine Ausdünnung erfahren. Alex Abels:
"Der FVM hatte bisher vier Stützpunkte, die Stützpunkte sind reduziert worden auf drei Stützpunkte, weil der DFB keine Gelder zur Verfügung stellen konnte, um die Mädchen sportlich zu fördern."
Zwei Jahre nach den WM-Träumen hat der Alltag den Mädchen- und Frauenfußball in Deutschland wieder eingeholt. Es bleibt weiterhin viel zu tun, so Steffi Jones.
"Der Frauenfußball bedarf immer noch einer sehr hohen finanziellen Zuwendung, und das wird auch noch länger so bleiben."
Die Frage, wie viel Geld der DFB dafür alljährlich locker macht, kann die Verbandsdirektorin jedoch nicht beantworten.
Willi Wißing, Manager des Frauen-Erstligisten Essen Schönebeck, macht klar: Der im Umfeld der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren immer wieder beschworene nachhaltige Schub für Deutschlands Mädchen- und Frauenfußball ist ausgeblieben. Dazu passt, dass die Zahl der Mädchen unter 17 Jahren im DFB rückläufig ist. Bei den Mädchenteams ist der Rückgang enorm. 2010 waren es noch 8.665, heute sind es 7.329 – über 1.300 weniger.
Die Bundesliga muss kämpfen. Mit Ausnahme des Spitzentrios Potsdam, Frankfurt und Wolfsburg haben es die Teams sehr schwer, Sponsoren zu finden. Mehr überregionale Fernsehberichterstattung könne hier helfen, meint der Essener Manager Willi Wißing.
"Wenn man den Frauenfußball wirklich weiter fördern will, dann muss der DFB auch hingehen und sagen, Leute, WDR, ARD, bringt mehr Frauenfußball, nur das bringt uns wirklich nach vorne."
Denn nur über eine Medienpräsenz kann man natürlich auch Sponsoren gewinnen. Die DFB-Direktorin für Mädchen- und Frauenfußball Steffi Jones reagiert eher defensiv und bemüht den Vergleich zur medialen Präsenz anderer Frauensportarten.
"Dann ist es irgendwo auch nicht richtig, wenn dann wir immer nur klagen, wo wir doch sehr, sehr gute Werte auch haben und andere Sportarten werden gar nicht gezeigt. Ich tue mich da schwer und sage mir, wir müssen da dranbleiben, wir haben’s auch verdient, dass man Topspiele auch mal in Ausschnitten zeigt und unsere Marketingabteilung ist da immer wieder dran. Es ist nicht leicht, aber Sie können mir glauben, dass wir schon versuchen, immer wieder rein zu kommen in die Sendezeiten."
Der Medienhype während der WM ist längst verblasst. Von der Frauenbundesliga berichten, wenn überhaupt, lediglich einige dritte Programme oder das bisher kaum nachgefragte Internetfernsehen des DFB. Vielleicht vermag Eurosport die Lücke zu füllen. Der Sender übertrug am Ostersamstag mit dem Spiel Bayern München gegen Turbine Potsdam erstmals eine Bundesliga-Begegnung live und erntete gleich eine überdurchschnittliche Zuschauerquote.
Mehr Aufmerksamkeit tut Not. Denn zu den Spielen der gerade abgeschlossenen Saison kamen pro Spiel durchschnittlich gut 200 Besucher weniger als in der Spielzeit zuvor. Nur 895 Fans zählten die Erstligisten im Schnitt pro Spiel. Wobei zwei Drittel der zwölf Bundesligaclubs diese Zahl noch nicht einmal erreichte.
"Das ist aber auch ein Stückweit dem geschuldet, dass wir gerade durch die U20-WM dann eben auch nicht die Saison so spielen konnten, wie wir das gewünscht hätten."
Relativiert die DFB-Direktorin. Steffi Jones macht vor allem die zerrissenen Spieltage und die vielen Nachholtermine für das rückläufige Interesse an der Frauenbundesliga verantwortlich. Auch an der Basis hält sich die Begeisterung nach der WM 2011 in Grenzen.
"Die Weltmeisterschaft an sich hat mir nicht das Gefühl gegeben, dass da sich richtig was entwickelt hat, dass da was geboomt hat."
Klaus Pelka betreut als Jugendleiter bei Alemannia Aachen etwa 100 Mädchen. Er beklagt fehlende Zuschüsse für die Vereine unterhalb der Bundesligen und die Ausbeutung des Ehrenamtes. Das Engagement von Eltern, Betreuern und Trainern, ohne das gar nichts laufe, sei kaum noch zu steigern.
"Ich hab Trainer, die bezahlen die Spritkosten, wenn sie die abziehen, bleibt letztendlich unterm Strich überhaupt nichts übrig. Die verbringen drei Tage die Woche mit dem Training auf dem Platz, fahren mit den Mannschaften, ich nehme jetzt mal die U17-Regionalliga, wir kriegen keinerlei Zuschüsse, wir fahren dann mal, wie jetzt am Wochenende nach Warendorf, 250 Kilometer von Aachen, 250 Kilometer zurück, und wenn der Verein uns da nicht die Busse zur Verfügung stellen würde, müssten wir die Kosten auch noch selber bezahlen."
Auch in der Talentförderung läuft nicht alles rund. Alex Abels, Stützpunkttrainerin beim Fußball-Landesverband Mittelrhein FVM, sorgt sich um den Nachwuchs. Hintergrund ist die in den letzten Jahren forcierte Spitzenförder-Philosophie, die Mädchen so lange wie möglich zusammen mit den Jungs trainieren und spielen zu lassen.
"Der DFB möchte die Förderung dahingehend bringen, dass die talentiertesten Mädchen im Jungenbereich trainieren, im Jungenbereich spielen. Und wenn man das ganze wieder von Vereinsseite sieht, ist es so natürlich, wenn jedes gute Mädchen oder jedes Mädchen im Jungenbereich weiterspielt, dann stirbt der Mädchenfußball aus."
Diese Sorge teilt die DFB-Direktorin Steffi Jones ganz und gar nicht und stellt klar:
"Was immer ein bisschen falsch rüberkommt, ist so dieses Argument: ‚Alle Mädels sollen am besten bei den Jungs spielen‘. Das ist nicht damit gemeint, sondern einfach: die Toptalente, die man sichtet oder die sowieso bei den Jungs spielen und die sich dort durchsetzen können, sollen, wenn es möglich ist, gerne dort auch weiter spielen."
Festzustellen ist allerdings, dass der DFB seine 366 Nachwuchs-Förderstützpunkte, an denen Jungen und Mädchen geschult werden, ausbaut, während die reinen Mädchen-Stützpunkte, die von einigen Landesverbänden eingerichtet und finanziert wurden, eine Ausdünnung erfahren. Alex Abels:
"Der FVM hatte bisher vier Stützpunkte, die Stützpunkte sind reduziert worden auf drei Stützpunkte, weil der DFB keine Gelder zur Verfügung stellen konnte, um die Mädchen sportlich zu fördern."
Zwei Jahre nach den WM-Träumen hat der Alltag den Mädchen- und Frauenfußball in Deutschland wieder eingeholt. Es bleibt weiterhin viel zu tun, so Steffi Jones.
"Der Frauenfußball bedarf immer noch einer sehr hohen finanziellen Zuwendung, und das wird auch noch länger so bleiben."
Die Frage, wie viel Geld der DFB dafür alljährlich locker macht, kann die Verbandsdirektorin jedoch nicht beantworten.