"Hau ab", ruft sie. Die junge Frau schlägt einen Mann mit ihrem Sportbeutel auf den Kopf. Es ist ihr Trainer. Er ist ihr nach dem Sport in die Umkleide gefolgt. Will angeblich etwas besprechen. Er wird zudringlich, fasst sie an. Lautstark schlägt die Sportlerin ihren Trainer in die Flucht.
Diese nachgespielte Szene rüttelt wach. Sie reißt die 80 Teilnehmer in Münster mit, führt ihnen ihr Tagungs-Thema noch einmal drastisch vor Augen. Der Kongress in Münster "Gegen sexualisierte Gewalt im Sport" ist eine von zwei Veranstaltungen zur gleichnamigen Themenwoche. Initiiert vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Deutschen Sportjugend. Ausschließlich VertreterInnen von Sportbünden und Spitzenverbänden sind dazu nach Münster gekommen. Vereine fehlen. Bei ihnen ist die Themenwoche "Gegen sexualisierte Gewalt im Sport"gar nicht angekommen. So das Ergebnis einer Stichproben-Umfrage des Deutschlandfunks.
Das ist ein Problem, bestätigt Ingo Weiss, 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend:
"Das ist für uns ein bisschen schwierig und Sie haben da einen wunden Punkt getroffen, wir haben, das muss man so sehen, innerhalb des deutschen Sports 27 Millionen Mitglieder und 87 Millionen Sportvereine. Von heute auf morgen bei diesen Vereinen mit Infos anzukommen, das ist selbst für den Sport sehr schwer."
Denn Kontakt zu den Vereinen – also zur Basis – bekommt der Deutsche Olympische Sportbund DOSB wiederum nur über die Verbände und Sportbünde. Und die Info von oben kommt ganz oft nicht unten an der Basis an. Stefan Kipp, vom Kreissportbund Steinfurt sieht ein Strukturproblem:
"Ich glaube, dass da noch eine Menge Optimierungspotenzial vorliegt, was die Netzwerkbildung im organisierten Sport angeht, also wir müssen viel mehr miteinander reden, was die verschiedenen Ebenen angeht."
Sie reden miteinander auf diesem Forum gegen sexualisierte Gewalt im Sport. 80 engagierte Verbandsvertreter berichten vom Umgang mit dem Thema in ihrem Bereich, holen sich Anregungen, geben Erfahrungen weiter.
Die Tagung und damit die komplette Themenwoche scheint allein eine interne Veranstaltung der Dachorganisationen zu sein. Die Vereine, die wir befragt haben, wussten nichts davon. Dabei hätten so manche gern mitgemacht. Sie berichten am Telefon von ihren Projekten und Qualifizierungsmaßnahmen gegen Übergriffe. Vor zwei Jahren wäre das wohl noch nicht so gewesen. Es gibt eine Entwicklung, sagt Michaela Engelmeier-Heite, Vize-Präsidentin des deutschen Judobundes. Der Umgang mit dem Thema sei unverkrampfter geworden, in der Hinsicht,
"...dass man lockerer damit umgeht, dass das nicht mehr das Thema ist`, wo sie früher alle gesagt haben: oh Gott, da wollen wir gar nichts drüber hören"
Michaela Engelmeier-Heite bringt das Thema auch über die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter in die Vereine. Noch sei es aber erst bei 70 von 2.000 Judoklubs in Deutschland wirklich angekommen. Dennoch sieht sich die Dachorganisation Judobund in bestimmten Punkten auf dem richtigen Weg:
"Bei uns bekommen Täter, die überführt und verurteilt sind, ihre Lizenzen aberkannt, die dürfen bei uns nicht mehr als Trainer oder Übungsleiter arbeiten und wir fordern dieses Führungszeugnis, dieses erweiterte, wo Sexualstraftaten drin stehen. Das ist kein Schutz, aber so hat man einen Überblick, was da vielleicht sein könnte."
Dass viele Täter aber gar nicht erst angezeigt, geschweige denn verurteilt werden, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Das zeigt, wie komplex das Thema "sexualisierte Gewalt im Sport" ist. Und wie intensiv und weitreichend der Umgang damit sein muss.
Diese Erkenntnis scheint beim Deutschen Olympischen Sportbund und der Sportjugend angekommen. Immerhin haben sie nach neuesten Zahlen offenbar wenigstens ein Minimalziel erreicht: In einem großen Teil der Landessportbünde und der Sportverbände ist inzwischen ein Beauftragter installiert eigens für das Thema "sexualisierte Gewalt im Sport".
Das ist von außen beobachtet selbstverständlich, für die Organisationen aber schon eine sehr große Errungenschaft. Die versammelten Verbandsvertreter selbst, wollen viel schneller viel mehr erreichen. So der Eindruck von Münster. Aber es sind auch die zähen Strukturen, die sie hindern.
Diese nachgespielte Szene rüttelt wach. Sie reißt die 80 Teilnehmer in Münster mit, führt ihnen ihr Tagungs-Thema noch einmal drastisch vor Augen. Der Kongress in Münster "Gegen sexualisierte Gewalt im Sport" ist eine von zwei Veranstaltungen zur gleichnamigen Themenwoche. Initiiert vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Deutschen Sportjugend. Ausschließlich VertreterInnen von Sportbünden und Spitzenverbänden sind dazu nach Münster gekommen. Vereine fehlen. Bei ihnen ist die Themenwoche "Gegen sexualisierte Gewalt im Sport"gar nicht angekommen. So das Ergebnis einer Stichproben-Umfrage des Deutschlandfunks.
Das ist ein Problem, bestätigt Ingo Weiss, 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend:
"Das ist für uns ein bisschen schwierig und Sie haben da einen wunden Punkt getroffen, wir haben, das muss man so sehen, innerhalb des deutschen Sports 27 Millionen Mitglieder und 87 Millionen Sportvereine. Von heute auf morgen bei diesen Vereinen mit Infos anzukommen, das ist selbst für den Sport sehr schwer."
Denn Kontakt zu den Vereinen – also zur Basis – bekommt der Deutsche Olympische Sportbund DOSB wiederum nur über die Verbände und Sportbünde. Und die Info von oben kommt ganz oft nicht unten an der Basis an. Stefan Kipp, vom Kreissportbund Steinfurt sieht ein Strukturproblem:
"Ich glaube, dass da noch eine Menge Optimierungspotenzial vorliegt, was die Netzwerkbildung im organisierten Sport angeht, also wir müssen viel mehr miteinander reden, was die verschiedenen Ebenen angeht."
Sie reden miteinander auf diesem Forum gegen sexualisierte Gewalt im Sport. 80 engagierte Verbandsvertreter berichten vom Umgang mit dem Thema in ihrem Bereich, holen sich Anregungen, geben Erfahrungen weiter.
Die Tagung und damit die komplette Themenwoche scheint allein eine interne Veranstaltung der Dachorganisationen zu sein. Die Vereine, die wir befragt haben, wussten nichts davon. Dabei hätten so manche gern mitgemacht. Sie berichten am Telefon von ihren Projekten und Qualifizierungsmaßnahmen gegen Übergriffe. Vor zwei Jahren wäre das wohl noch nicht so gewesen. Es gibt eine Entwicklung, sagt Michaela Engelmeier-Heite, Vize-Präsidentin des deutschen Judobundes. Der Umgang mit dem Thema sei unverkrampfter geworden, in der Hinsicht,
"...dass man lockerer damit umgeht, dass das nicht mehr das Thema ist`, wo sie früher alle gesagt haben: oh Gott, da wollen wir gar nichts drüber hören"
Michaela Engelmeier-Heite bringt das Thema auch über die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter in die Vereine. Noch sei es aber erst bei 70 von 2.000 Judoklubs in Deutschland wirklich angekommen. Dennoch sieht sich die Dachorganisation Judobund in bestimmten Punkten auf dem richtigen Weg:
"Bei uns bekommen Täter, die überführt und verurteilt sind, ihre Lizenzen aberkannt, die dürfen bei uns nicht mehr als Trainer oder Übungsleiter arbeiten und wir fordern dieses Führungszeugnis, dieses erweiterte, wo Sexualstraftaten drin stehen. Das ist kein Schutz, aber so hat man einen Überblick, was da vielleicht sein könnte."
Dass viele Täter aber gar nicht erst angezeigt, geschweige denn verurteilt werden, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Das zeigt, wie komplex das Thema "sexualisierte Gewalt im Sport" ist. Und wie intensiv und weitreichend der Umgang damit sein muss.
Diese Erkenntnis scheint beim Deutschen Olympischen Sportbund und der Sportjugend angekommen. Immerhin haben sie nach neuesten Zahlen offenbar wenigstens ein Minimalziel erreicht: In einem großen Teil der Landessportbünde und der Sportverbände ist inzwischen ein Beauftragter installiert eigens für das Thema "sexualisierte Gewalt im Sport".
Das ist von außen beobachtet selbstverständlich, für die Organisationen aber schon eine sehr große Errungenschaft. Die versammelten Verbandsvertreter selbst, wollen viel schneller viel mehr erreichen. So der Eindruck von Münster. Aber es sind auch die zähen Strukturen, die sie hindern.