Elif Senel: Die zweite Runde der Exzellenzinitiative steht bevor. Die Universitäten können wieder ihre herausragenden Forschungsarbeiten unter Beweis stellen. Aber ist das eigentlich notwendig? Das stellt Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg infrage.
Peter Frankenberg: "Ich denke, wir können nicht sozusagen endlos Exzellenzinitiativen machen, wir können aber auch nicht die Einrichtungen exzellenter Forschung nach einer zweiten Runde der Exzellenzinitiative alleine lassen und ohne zusätzliche Finanzierung für Forschungsexzellenz lassen. Mein Vorschlag lautete, dass man danach die Fakultäten für ihre Forschungsleistungen prämiert und alle zehn Jahre evaluiert, also einen ständigen Anreiz für höhere Forschungsleistungen schafft, und dazu eine gemischte Finanzierung Bund/Länder einrichtet."
Senel: Wissenschaftsminister Peter Frankenberg in "Campus & Karriere". Soll also die Exzellenz neu organisiert werden? Das frage ich jetzt Professor Matthias Kleiner, der Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die ja die Exzellenzinitiative maßgeblich organisiert. Sehen Sie auch diese Notwendigkeit von Minister Frankenberg?
Matthias Kleiner: Ja, zunächst mal hat mich etwas gewundert der Zeitpunkt von Herrn Frankenbergs Vorstoß. Ich finde ihn etwas früh, muss ich sagen. Wir stehen ja gerade erst vor der zweiten Phase der Exzellenzinitiative, wir haben ja noch nicht mal ausgeschrieben. Mir schien das ein bisschen so, als ob ein Formel-1-Rennfahrer während des Rennens sich überlegt, ob er dann nach dem Rennen ohne Stau nach Hause kommt. Er sollte sich doch vielleicht erst mal lieber auf das Rennen konzentrieren.
Und dann dachte ich, als ich das noch mal nachgelesen habe und auch gerade gehört habe, Herr Frankenberg äußert sich ja etwas kryptisch, obwohl er eigentlich einen relativ einfachen Sachverhalt, glaube ich, beschreibt. Eine Initiative, die Exzellenzinitiative, ist ja ein Impuls, man setzt einen Anfang. Und so ein Anfang kann natürlich nur endlich sein. Die Exzellenzinitiative setzt Impulse, und man muss sich doch vergegenwärtigen, dass sie Impulse setzt für die Veränderung der Wissenschaftslandschaft und des Wissenschaftssystems insgesamt, und diese Impulse müssen eine angemessene Dauer haben.
Ich denke, wenn wir jetzt auf die erste und zweite Phase schauen, dann sind das zweimal fünf Jahre. Das ist eine angemessene Zeit für einen solchen Impuls. Und danach müssen die Veränderungen greifen, sie müssen, denke ich, aus sich selbst heraus greifen. Und man darf sich auch nicht drüber hinwegtäuschen, dass die Exzellenzinitiative nicht die grundsätzlich zu geringe Finanzausstattung der Universitäten ausgleichen kann.
Senel: Sehen Sie also auch ein Ende der Exzellenzinitiative?
Kleiner: Also ich sehe auch, dass die Exzellenzinitiative nicht dauerhaft angelegt sein kann. Sie ist ja eine Projektförderung, und eine Projektförderung kann am Ende nicht die Grundfinanzierung der Universitäten ausmachen.
Und dann schaue ich auf die erste und zweite Förderlinie der Exzellenzinitiative. Hier haben wir neue Möglichkeiten der Graduiertenausbildung und ein ganz neues Förderformat für die Spitzenforschung in großen Verbünden, die Exzellenzcluster geschaffen, die vor allem dazu beitragen, dass die sogenannte Versoldung aufgebrochen wurde und dass es zu stärkeren Kooperationen über Institutionen hinweg, nämlich Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, industriegesellschaftliche Institutionen gekommen ist.
Hier sind 70 Prozent des Geldes, und man wird dann irgendwann mal, vielleicht am besten nach den Entscheidungen der zweiten Phase, 2012 wird das etwa sein, wird man sich überlegen müssen, was man denn für Förderformate dann für solche Graduiertenschulen und solche Cluster anbietet.
Senel: Also schließen Sie sich eigentlich Herrn Minister Frankenberg an?
Kleiner: Nein, ich schließe mich im Moment nicht an, sondern sage, jetzt kommt erst mal die Entscheidung in der zweiten Phase, das wird bis 2012 uns beschäftigen, und danach, denke ich, ist Zeit zu überlegen, a) was kann man tun, damit die Universitäten die Ziele, die damit verbunden sind, nachhaltig weiterverfolgen können, und dann muss man sich überlegen - dann, sage ich ganz ausdrücklich -, was man denn in der Fortführung macht mit den neuen Förderformaten, Graduiertenschulen, Exzellenzcluster. Aber ich gucke im Moment da sehr gelassen in diese Richtung.
Senel: Was sehen Sie in dieser Richtung?
Kleiner: Na ja, man wird schauen zum Beispiel, ob die DFG nicht den ganzen Bereich ihrer koordinierten Förderformate neu gestaltet und auch solche großen Förderformate mit in den Blick nimmt. Das ist ja doch eher projektbezogen. Und im Übrigen, wenn Herr Frankenberg sagt, hier wird mehr auf Konzepte denn auf Ergebnisse geschaut, das stimmt natürlich für die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster nicht, denn jetzt in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative werden wir natürlich genau anschauen, was die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster an Forschungsergebnissen und an Ergebnissen in der Graduiertenausbildung zustande gebracht haben.
Senel: Das heißt, es ist durchaus notwendig, auch diese Exzellenzinitiative langfristig auf den Prüfstand zu stellen?
Kleiner: Wie jede Förderaktivität in unserem Wissenschaftssystem, und wie auch jede Förderaktivität der DFG auf den Prüfstand gestellt werden muss, ja. Ich sage nur, der Zeitpunkt ist im Moment nicht der richtige, und mahne auch an, dass man differenziert gucken muss, was machen wir hier genau in der Exzellenzinitiative, in den unterschiedlichen Förderlinien. Und da wird die Nachhaltigkeit dieser Initiative, wie gesagt ein Impuls, wird die Nachhaltigkeit auch unterschiedlich aussehen müssen. Ich glaube aber, im Moment sollten wir uns darauf konzentrieren, die zweite Phase der Exzellenzinitiative zielgerichtet, genauso wie wir das in der ersten Phase gemacht haben, zielgerichtet anzugehen.
Senel: Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG zum Vorschlag des baden-württembergischen Wissenschaftsministers Peter Frankenberg, die Exzellenzinitiative langfristig zu beenden. Vielen Dank!
Kleiner: Herzlich gerne!
Peter Frankenberg: "Ich denke, wir können nicht sozusagen endlos Exzellenzinitiativen machen, wir können aber auch nicht die Einrichtungen exzellenter Forschung nach einer zweiten Runde der Exzellenzinitiative alleine lassen und ohne zusätzliche Finanzierung für Forschungsexzellenz lassen. Mein Vorschlag lautete, dass man danach die Fakultäten für ihre Forschungsleistungen prämiert und alle zehn Jahre evaluiert, also einen ständigen Anreiz für höhere Forschungsleistungen schafft, und dazu eine gemischte Finanzierung Bund/Länder einrichtet."
Senel: Wissenschaftsminister Peter Frankenberg in "Campus & Karriere". Soll also die Exzellenz neu organisiert werden? Das frage ich jetzt Professor Matthias Kleiner, der Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die ja die Exzellenzinitiative maßgeblich organisiert. Sehen Sie auch diese Notwendigkeit von Minister Frankenberg?
Matthias Kleiner: Ja, zunächst mal hat mich etwas gewundert der Zeitpunkt von Herrn Frankenbergs Vorstoß. Ich finde ihn etwas früh, muss ich sagen. Wir stehen ja gerade erst vor der zweiten Phase der Exzellenzinitiative, wir haben ja noch nicht mal ausgeschrieben. Mir schien das ein bisschen so, als ob ein Formel-1-Rennfahrer während des Rennens sich überlegt, ob er dann nach dem Rennen ohne Stau nach Hause kommt. Er sollte sich doch vielleicht erst mal lieber auf das Rennen konzentrieren.
Und dann dachte ich, als ich das noch mal nachgelesen habe und auch gerade gehört habe, Herr Frankenberg äußert sich ja etwas kryptisch, obwohl er eigentlich einen relativ einfachen Sachverhalt, glaube ich, beschreibt. Eine Initiative, die Exzellenzinitiative, ist ja ein Impuls, man setzt einen Anfang. Und so ein Anfang kann natürlich nur endlich sein. Die Exzellenzinitiative setzt Impulse, und man muss sich doch vergegenwärtigen, dass sie Impulse setzt für die Veränderung der Wissenschaftslandschaft und des Wissenschaftssystems insgesamt, und diese Impulse müssen eine angemessene Dauer haben.
Ich denke, wenn wir jetzt auf die erste und zweite Phase schauen, dann sind das zweimal fünf Jahre. Das ist eine angemessene Zeit für einen solchen Impuls. Und danach müssen die Veränderungen greifen, sie müssen, denke ich, aus sich selbst heraus greifen. Und man darf sich auch nicht drüber hinwegtäuschen, dass die Exzellenzinitiative nicht die grundsätzlich zu geringe Finanzausstattung der Universitäten ausgleichen kann.
Senel: Sehen Sie also auch ein Ende der Exzellenzinitiative?
Kleiner: Also ich sehe auch, dass die Exzellenzinitiative nicht dauerhaft angelegt sein kann. Sie ist ja eine Projektförderung, und eine Projektförderung kann am Ende nicht die Grundfinanzierung der Universitäten ausmachen.
Und dann schaue ich auf die erste und zweite Förderlinie der Exzellenzinitiative. Hier haben wir neue Möglichkeiten der Graduiertenausbildung und ein ganz neues Förderformat für die Spitzenforschung in großen Verbünden, die Exzellenzcluster geschaffen, die vor allem dazu beitragen, dass die sogenannte Versoldung aufgebrochen wurde und dass es zu stärkeren Kooperationen über Institutionen hinweg, nämlich Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, industriegesellschaftliche Institutionen gekommen ist.
Hier sind 70 Prozent des Geldes, und man wird dann irgendwann mal, vielleicht am besten nach den Entscheidungen der zweiten Phase, 2012 wird das etwa sein, wird man sich überlegen müssen, was man denn für Förderformate dann für solche Graduiertenschulen und solche Cluster anbietet.
Senel: Also schließen Sie sich eigentlich Herrn Minister Frankenberg an?
Kleiner: Nein, ich schließe mich im Moment nicht an, sondern sage, jetzt kommt erst mal die Entscheidung in der zweiten Phase, das wird bis 2012 uns beschäftigen, und danach, denke ich, ist Zeit zu überlegen, a) was kann man tun, damit die Universitäten die Ziele, die damit verbunden sind, nachhaltig weiterverfolgen können, und dann muss man sich überlegen - dann, sage ich ganz ausdrücklich -, was man denn in der Fortführung macht mit den neuen Förderformaten, Graduiertenschulen, Exzellenzcluster. Aber ich gucke im Moment da sehr gelassen in diese Richtung.
Senel: Was sehen Sie in dieser Richtung?
Kleiner: Na ja, man wird schauen zum Beispiel, ob die DFG nicht den ganzen Bereich ihrer koordinierten Förderformate neu gestaltet und auch solche großen Förderformate mit in den Blick nimmt. Das ist ja doch eher projektbezogen. Und im Übrigen, wenn Herr Frankenberg sagt, hier wird mehr auf Konzepte denn auf Ergebnisse geschaut, das stimmt natürlich für die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster nicht, denn jetzt in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative werden wir natürlich genau anschauen, was die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster an Forschungsergebnissen und an Ergebnissen in der Graduiertenausbildung zustande gebracht haben.
Senel: Das heißt, es ist durchaus notwendig, auch diese Exzellenzinitiative langfristig auf den Prüfstand zu stellen?
Kleiner: Wie jede Förderaktivität in unserem Wissenschaftssystem, und wie auch jede Förderaktivität der DFG auf den Prüfstand gestellt werden muss, ja. Ich sage nur, der Zeitpunkt ist im Moment nicht der richtige, und mahne auch an, dass man differenziert gucken muss, was machen wir hier genau in der Exzellenzinitiative, in den unterschiedlichen Förderlinien. Und da wird die Nachhaltigkeit dieser Initiative, wie gesagt ein Impuls, wird die Nachhaltigkeit auch unterschiedlich aussehen müssen. Ich glaube aber, im Moment sollten wir uns darauf konzentrieren, die zweite Phase der Exzellenzinitiative zielgerichtet, genauso wie wir das in der ersten Phase gemacht haben, zielgerichtet anzugehen.
Senel: Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG zum Vorschlag des baden-württembergischen Wissenschaftsministers Peter Frankenberg, die Exzellenzinitiative langfristig zu beenden. Vielen Dank!
Kleiner: Herzlich gerne!