Drei Dutzend Zuhörer, fünf Kandidaten. Die politische Frage- und Antwortstunde zum Thema Europawahlen ist nur spärlich besucht. Dabei gelten die Bürger von Hampstead im Norden Londons als ungewöhnlich europafreundlich.
Zwei Drittel der Wahlberechtigten erklärten bei einer Umfrage, sie wüssten wenig über Europa, nur ein Drittel wird voraussichtlich wählen, und in Großbritannien ist die Beteiligung besonders niedrig, sagt Paul ver Bruggen, der Moderator.
Das Publikum kommt schnurstracks zur Sache. Was hat Ihre Partei im Europaparlament erreicht?
"Wir verteidigen unsere nationalen Interessen,",
... unterstreicht der konservative Europa-Abgeordnete Charles Tannock.
"Wir lehnen die Arbeitszeitdirektive ab, wir wollen aus der Sozialcharta austreten. Und wir bestehen auf einem Referendum über den Vertrag von Lissabon."
Mary Honeyball von der Labour-Partei belässt es bei einem Kurzbekenntnis zu Europa. Der liberaldemokratische Vertreter und seine grüne Kollegin stellen den Umweltschutz in den Vordergrund. Die einzige dramatische Note setzt der Abgeordnete der europakritischen Ukip-Partei, Gerard Batten:
"Wir sind gegen die Europäische Verfassung. Wir wollen aus der EU austreten. Wir haben uns bei den Referenden in Frankreich, Irland und den Niederlanden engagiert. Wir wissen, dass 50 Prozent der Briten gegen Europa sind, jetzt brauchen wir nur noch ihre Stimme."
Eine zivilisierte Veranstaltung. Die Kandidaten behandeln sich mit ausgesuchter Höflichkeit. Welch ein Kontrast zu den turbulenten Szenen im Unterhaus. Die Botschaft ist klar: Mit den in Verruf geratenen Parteigenossen in Westminster wollen diese Europaparlamentarier nicht in Verbindung gebracht werden.
Gleichermaßen gesittet verhält sich das Publikum. Keine Buhrufe. Kein höhnisches Gelächter - wie es derzeit vorkommt bei politischen Veranstaltungen. Stattdessen engagierte Diskussionen - im Mittelpunkt: die Ignoranz der Briten im Hinblick auf Europa.
"Wie können wir ein Referendum abhalten, wenn zwei Drittel der Briten nicht einmal wissen, was die EU eigentlich ist?"
In ihrer Antwort sind sich alle Kandidaten einig: Sie beschuldigen die britische Presse und das britische Parlament, die das Thema Europa absichtlich auf kleiner Flamme hielten.
Charles Tannock:
"Die Politiker in Westminster wollen den Eindruck vermitteln, dass alle Initativen von ihnen ausgehen. Sie können es unmöglich eingestehen, wie viel Macht sie schon an Brüssel abgetreten haben."
Für die britischen Medien seien die Vorgänge im Europäischen Parlament schlichtweg nicht sexy, fügt Labour-Abgeordnete Mary Honeyball hinzu.
"Wenn wir nach einer Sitzung interviewt werden, dann fast immer von deutschen oder französischen Reportern,"
... erzählt die Labour-Abgeordnete Mary Honeyball. Britische Journalisten berichteten lieber darüber, wie sich die Politiker in Westminister zerfleischen - das Europaparlament sei ihnen schlichtweg zu zivilisiert.
Wenn Sie einen Zweitwohnsitz aus Steuergeldern finanzieren und später mit Gewinn verkaufen - können sie das Geld auch unversteuert einstecken, wie unsere korrupte Bande in Westminster. Die Europa-Parlamentarier erklären ihr reformiertes Spesensystem. Vielleicht sollte Westminster - so das Publikum - das Brüsseler System übernehmen.
Nur einmal wird spontan geklatscht: als ein junger Mann auf den Einfluss der übermächtigen Murdoch-Medien hinweist. Sie führten schon seit Jahren eine europafeindliche Kampagne.
Erst im Anschluss, bei einem Gläschen Wein, werden die Auswirkungen der politischen Krise auf die Europawahlen diskutiert:
"Ich habe Angst, dass die Randparteien profitieren, Ukip und die rechtsextreme BNP. Wahrscheinlich wähle ich die Grünen. Ich kann mir auch vorstellen, dass unabhängige Kandidaten Zulauf bekommen. Leute, die nachweislich eine weiße Weste haben,"
...sagt ein Mann.
Eine Frau fügt an:
"Das Chaos in Westminster ist eine Katastrophe. Aber ich finde, die Presse hat die Affäre zu sehr hochgespielt. Unsere Banker sind viel schlimmer."
Mann:
"Ich befürchte, dass die Leute gar nicht erst zu den Urnen gehen. Wenn wir nicht so insulär wären, könnten wir so viel von unseren Nachbarn lernen, von ihrem Bildungs-, ihrem Gesundheits-, ihrem Sozialsystem. Und von ihren Zügen. Warum sind wir bloß so insulär! Wir haben wohl immer noch unsere inoffizielle Nationalhymne im Ohr: Britannia, beherrsche die Wellen. Nie und nimmer werden sich Briten versklaven lassen."
Zwei Drittel der Wahlberechtigten erklärten bei einer Umfrage, sie wüssten wenig über Europa, nur ein Drittel wird voraussichtlich wählen, und in Großbritannien ist die Beteiligung besonders niedrig, sagt Paul ver Bruggen, der Moderator.
Das Publikum kommt schnurstracks zur Sache. Was hat Ihre Partei im Europaparlament erreicht?
"Wir verteidigen unsere nationalen Interessen,",
... unterstreicht der konservative Europa-Abgeordnete Charles Tannock.
"Wir lehnen die Arbeitszeitdirektive ab, wir wollen aus der Sozialcharta austreten. Und wir bestehen auf einem Referendum über den Vertrag von Lissabon."
Mary Honeyball von der Labour-Partei belässt es bei einem Kurzbekenntnis zu Europa. Der liberaldemokratische Vertreter und seine grüne Kollegin stellen den Umweltschutz in den Vordergrund. Die einzige dramatische Note setzt der Abgeordnete der europakritischen Ukip-Partei, Gerard Batten:
"Wir sind gegen die Europäische Verfassung. Wir wollen aus der EU austreten. Wir haben uns bei den Referenden in Frankreich, Irland und den Niederlanden engagiert. Wir wissen, dass 50 Prozent der Briten gegen Europa sind, jetzt brauchen wir nur noch ihre Stimme."
Eine zivilisierte Veranstaltung. Die Kandidaten behandeln sich mit ausgesuchter Höflichkeit. Welch ein Kontrast zu den turbulenten Szenen im Unterhaus. Die Botschaft ist klar: Mit den in Verruf geratenen Parteigenossen in Westminster wollen diese Europaparlamentarier nicht in Verbindung gebracht werden.
Gleichermaßen gesittet verhält sich das Publikum. Keine Buhrufe. Kein höhnisches Gelächter - wie es derzeit vorkommt bei politischen Veranstaltungen. Stattdessen engagierte Diskussionen - im Mittelpunkt: die Ignoranz der Briten im Hinblick auf Europa.
"Wie können wir ein Referendum abhalten, wenn zwei Drittel der Briten nicht einmal wissen, was die EU eigentlich ist?"
In ihrer Antwort sind sich alle Kandidaten einig: Sie beschuldigen die britische Presse und das britische Parlament, die das Thema Europa absichtlich auf kleiner Flamme hielten.
Charles Tannock:
"Die Politiker in Westminster wollen den Eindruck vermitteln, dass alle Initativen von ihnen ausgehen. Sie können es unmöglich eingestehen, wie viel Macht sie schon an Brüssel abgetreten haben."
Für die britischen Medien seien die Vorgänge im Europäischen Parlament schlichtweg nicht sexy, fügt Labour-Abgeordnete Mary Honeyball hinzu.
"Wenn wir nach einer Sitzung interviewt werden, dann fast immer von deutschen oder französischen Reportern,"
... erzählt die Labour-Abgeordnete Mary Honeyball. Britische Journalisten berichteten lieber darüber, wie sich die Politiker in Westminister zerfleischen - das Europaparlament sei ihnen schlichtweg zu zivilisiert.
Wenn Sie einen Zweitwohnsitz aus Steuergeldern finanzieren und später mit Gewinn verkaufen - können sie das Geld auch unversteuert einstecken, wie unsere korrupte Bande in Westminster. Die Europa-Parlamentarier erklären ihr reformiertes Spesensystem. Vielleicht sollte Westminster - so das Publikum - das Brüsseler System übernehmen.
Nur einmal wird spontan geklatscht: als ein junger Mann auf den Einfluss der übermächtigen Murdoch-Medien hinweist. Sie führten schon seit Jahren eine europafeindliche Kampagne.
Erst im Anschluss, bei einem Gläschen Wein, werden die Auswirkungen der politischen Krise auf die Europawahlen diskutiert:
"Ich habe Angst, dass die Randparteien profitieren, Ukip und die rechtsextreme BNP. Wahrscheinlich wähle ich die Grünen. Ich kann mir auch vorstellen, dass unabhängige Kandidaten Zulauf bekommen. Leute, die nachweislich eine weiße Weste haben,"
...sagt ein Mann.
Eine Frau fügt an:
"Das Chaos in Westminster ist eine Katastrophe. Aber ich finde, die Presse hat die Affäre zu sehr hochgespielt. Unsere Banker sind viel schlimmer."
Mann:
"Ich befürchte, dass die Leute gar nicht erst zu den Urnen gehen. Wenn wir nicht so insulär wären, könnten wir so viel von unseren Nachbarn lernen, von ihrem Bildungs-, ihrem Gesundheits-, ihrem Sozialsystem. Und von ihren Zügen. Warum sind wir bloß so insulär! Wir haben wohl immer noch unsere inoffizielle Nationalhymne im Ohr: Britannia, beherrsche die Wellen. Nie und nimmer werden sich Briten versklaven lassen."