Trotzdem gibt es hinter den Kulissen mal wieder heftigen Streit. Denn einige Lobbyisten der deutschen Filmindustrie machen mobil gegen alles, was im deutschen Kino mit Niveau zu tun hat und möglicherweise etwas komplizierter ist als die "Sieben Zwerge" oder "Das Parfum". Sie wettern gegen anspruchsvolle Filme, gegen die Kritiker, die diese mitunter gut besprechen, und nun auch gegen Filmfestivals, wie die morgen beginnenden Filmfestspiele von Berlin, und schmähte Berlinale-Leiter Dieter Kosslick - dem bisher eigentlich noch niemand unterstellt hat, etwas gegen Populismus zu haben - als "Floppmacher".
Schon länger tobt diese Debatte in Fachmagazinen. Vor zwei Wochen wurde sie breitenwirksam. Da veröffentlichte Günther Rohrbach, der fast 80-jährige Produzent und Aufsichtsrat der Münchner Constantin im "Spiegel" ein Pamphlet, in dem er kurz und bündig die Legitimation der gesamten deutschen Filmkritik in Frage stellt. Sie sei autistisch, habe den Kontakt zum Publikum verloren und feiere nur kleine intellektuelle Nischenwerke, lautet das weder neue noch originelle Hauptargument.
Pünktlich zum morgigen Auftakt der Berlinale, legte der "Spiegel" am Montag nach: Die Berlinale zeige keine Filme, die beim Publikum ankämen, hieß es in einem bezeichnenderweise nicht namentlich gekennzeichneten Text, von "Fehlzündungen" war die Rede, und hämisch vom "Prekariat des Kinos". Dann rechnete der anonyme Autor noch vor, dass die Wettbewerbsbeiträge des vergangenen Jahres nur knapp 200.000 Zuschauer bekommen hätten - und vergaß mal eben Oskar Roehlers "Elementarteilchen", der nach seiner Wettbewerbsteilnahme allein schon rund eine Million ins Kino lockte.
Aber solche Zahlenspielereien führen in die Irre: Entscheidend für einen Erfolg an der Kasse ist die Höhe des Marketingetats und manchmal auch, ob ein Magazin, wie der Spiegel für den "Untergang" oder Spielbergs "München" sein Titelblatt freiräumt. Außerdem sind Zuschauerzahlen ja nicht alles.
Hinter dem Jammern der Kapitalisten und den massiven Angriffen auf Dieter Kosslick, die Berlinale, und die Filmkritiker der Feuilletons steht ein tiefes Ressentiment gegenüber allem, was überhaupt mit intellektuellem und ästhetischem Anspruch daher kommt. Der "Spiegel" aber, längst auch mehr Mainstream als Kritiker des Etablierten, macht sich hier zum Werkzeug einer Kampagne, die alles niederwalzen will, was sich nicht den Schlichtheitsgesetzen des globalen Entertainment beugen will.
Aber was kommt eigentlich, wenn es in Deutschland keine Filmkunst mehr gibt?
Denn eine global wirksame deutsche Filmindustrie, von der ihre Lobbyisten wie Rohrbach oder Georgia Tornow, Generalsekretärin vom Großproduzentenverband "Film 20" gern vollmundig schwärmen, gibt es noch nicht einmal am Subventionstopf-Tropf der aus Steuergeldern finanzierten Filmförderung.
Wer will im Ausland schon Seichtes wie "Die Sieben Zwerge" sehen? Und "Hui Buh" macht gegen einen Film wie "Monster AG" oder "Shrek" oder das japanische Zeichentrick-Märchen "Das wandelnde Schloss" keinen Stich. Und auch der teuerste deutsche Film aller Zeiten, Tom Tykwers "Parfum" erreichte zwar zuhause viele Zuschauer, im Ausland aber blieb die Resonanz verhalten.
Wer da von "Filmindustrie" a la Hollywood redet, lügt sich selbst in die Tasche.
Die Angriffe auf die Berlinale und die Kritiker sollen also vor allem ablenken von den Versäumnissen einiger Produzenten. Denn wo sind eigentlich die deutschen Genrefilme? Was lernen deutsche Filmemacher von einem Fernseh-Erfolg wie "24" oder den 08/15-Thrillern aus Hongkong und Japan, die um so vieles eleganter, anspruchsvoller, einfach handwerklich und ästhetisch besser gemacht sind.
Was falsch läuft, ist ziemlich klar: Denn nicht, dass es gute Filmkunst gibt, und die von der Kritik auch wertgeschätzt wird, ist das Problem, sondern dass es so schlechten Mainstream gibt, den man auch mit sehr gutem Willen kaum verteidigen kann.
Aufgabe der Filmkritik ist es gerade, inmitten des Marketingtrubels den Überblick zu behalten, und auf das aufmerksam zu machen, was vielleicht leiser und schwieriger, aber nachhaltiger ist: Filmkunst eben, nicht lärmendes Blockbusterkino.
Die Antwort auf Rohrbachs Frage "Wem dienen die Kritiker?" ist daher einfach. Sie dienen einer Filmkultur, in der es neben Kassenerfolgen und Unterhaltungsmainstream auch ein breites Spektrum an ungewöhnlichen, anspruchsvollen, manchmal "schwierigen", jedenfalls künstlerisch herausfordernden, eigensinnigen Filmen gibt - und ein Publikum, das das zu schätzen weiß.
Schon länger tobt diese Debatte in Fachmagazinen. Vor zwei Wochen wurde sie breitenwirksam. Da veröffentlichte Günther Rohrbach, der fast 80-jährige Produzent und Aufsichtsrat der Münchner Constantin im "Spiegel" ein Pamphlet, in dem er kurz und bündig die Legitimation der gesamten deutschen Filmkritik in Frage stellt. Sie sei autistisch, habe den Kontakt zum Publikum verloren und feiere nur kleine intellektuelle Nischenwerke, lautet das weder neue noch originelle Hauptargument.
Pünktlich zum morgigen Auftakt der Berlinale, legte der "Spiegel" am Montag nach: Die Berlinale zeige keine Filme, die beim Publikum ankämen, hieß es in einem bezeichnenderweise nicht namentlich gekennzeichneten Text, von "Fehlzündungen" war die Rede, und hämisch vom "Prekariat des Kinos". Dann rechnete der anonyme Autor noch vor, dass die Wettbewerbsbeiträge des vergangenen Jahres nur knapp 200.000 Zuschauer bekommen hätten - und vergaß mal eben Oskar Roehlers "Elementarteilchen", der nach seiner Wettbewerbsteilnahme allein schon rund eine Million ins Kino lockte.
Aber solche Zahlenspielereien führen in die Irre: Entscheidend für einen Erfolg an der Kasse ist die Höhe des Marketingetats und manchmal auch, ob ein Magazin, wie der Spiegel für den "Untergang" oder Spielbergs "München" sein Titelblatt freiräumt. Außerdem sind Zuschauerzahlen ja nicht alles.
Hinter dem Jammern der Kapitalisten und den massiven Angriffen auf Dieter Kosslick, die Berlinale, und die Filmkritiker der Feuilletons steht ein tiefes Ressentiment gegenüber allem, was überhaupt mit intellektuellem und ästhetischem Anspruch daher kommt. Der "Spiegel" aber, längst auch mehr Mainstream als Kritiker des Etablierten, macht sich hier zum Werkzeug einer Kampagne, die alles niederwalzen will, was sich nicht den Schlichtheitsgesetzen des globalen Entertainment beugen will.
Aber was kommt eigentlich, wenn es in Deutschland keine Filmkunst mehr gibt?
Denn eine global wirksame deutsche Filmindustrie, von der ihre Lobbyisten wie Rohrbach oder Georgia Tornow, Generalsekretärin vom Großproduzentenverband "Film 20" gern vollmundig schwärmen, gibt es noch nicht einmal am Subventionstopf-Tropf der aus Steuergeldern finanzierten Filmförderung.
Wer will im Ausland schon Seichtes wie "Die Sieben Zwerge" sehen? Und "Hui Buh" macht gegen einen Film wie "Monster AG" oder "Shrek" oder das japanische Zeichentrick-Märchen "Das wandelnde Schloss" keinen Stich. Und auch der teuerste deutsche Film aller Zeiten, Tom Tykwers "Parfum" erreichte zwar zuhause viele Zuschauer, im Ausland aber blieb die Resonanz verhalten.
Wer da von "Filmindustrie" a la Hollywood redet, lügt sich selbst in die Tasche.
Die Angriffe auf die Berlinale und die Kritiker sollen also vor allem ablenken von den Versäumnissen einiger Produzenten. Denn wo sind eigentlich die deutschen Genrefilme? Was lernen deutsche Filmemacher von einem Fernseh-Erfolg wie "24" oder den 08/15-Thrillern aus Hongkong und Japan, die um so vieles eleganter, anspruchsvoller, einfach handwerklich und ästhetisch besser gemacht sind.
Was falsch läuft, ist ziemlich klar: Denn nicht, dass es gute Filmkunst gibt, und die von der Kritik auch wertgeschätzt wird, ist das Problem, sondern dass es so schlechten Mainstream gibt, den man auch mit sehr gutem Willen kaum verteidigen kann.
Aufgabe der Filmkritik ist es gerade, inmitten des Marketingtrubels den Überblick zu behalten, und auf das aufmerksam zu machen, was vielleicht leiser und schwieriger, aber nachhaltiger ist: Filmkunst eben, nicht lärmendes Blockbusterkino.
Die Antwort auf Rohrbachs Frage "Wem dienen die Kritiker?" ist daher einfach. Sie dienen einer Filmkultur, in der es neben Kassenerfolgen und Unterhaltungsmainstream auch ein breites Spektrum an ungewöhnlichen, anspruchsvollen, manchmal "schwierigen", jedenfalls künstlerisch herausfordernden, eigensinnigen Filmen gibt - und ein Publikum, das das zu schätzen weiß.