Um es vorweg zu nehmen: In dieser Ausstellung gibt es keine intimen Einblicke, wie Rembrandt wurde, was er ist. Keine Anleitung, wie sich das Genie geformt hat. Keine Entmythologisierung des Mythos, zumindest nicht im Rembrandt-Jahr. Zu unterschiedlich sind von vornherein die Wege und Temperamente Pieter Lastmans und seines 23 Jahre jüngeren Adepten, der so etwas wie sein künstlerisches Schicksal werden sollte. Pieter Lastman wird vor allem seit Ausbruch des Rembrandt-Kultes im 19. Jahrhundert nur noch als "Rembrandts Lehrer" erwähnt, seine eigene Stellung im umtriebigen Amsterdamer Malermillieu während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts spielte für die Nachwelt lange keine Rolle mehr. 1991 gab es einen ersten Versuch , signifikanterweise im Amsterdamer Rembrandt Huis, Lastmans Werk um seiner selbst Willen zu würdigen. Die Kunsthalle nutzt das Rembrandt-Jahr für einen zweiten, oder versucht auf diesem Weg, auch ein paar versprengte Rembrandt-Pilger in die Stadt zu locken, denen die übrigen 450 Rembrandt-Ausstellungen in diesem Jahr noch nicht genug sind.
Zunächst erscheint sogar das Etikett des Rembrandt-Lehrers ein wenig hoch gegriffen, denn Rembrandt hatte seine Malerausbildung im engeren Sinn schon hinter sich, als er für ein halbes Jahr in die Werkstatt von Pieter Lastman eintrat, der damals als der vielleicht bedeutendste Historienmaler der Niederlande galt. Rembrandt ging es um die Verfeinerung der Bildkomposition, deren Techniken Lastman wie kein anderer seiner Zeit beherrschte. Nicht zuletzt deshalb sind die meisten Bilder Rembrandts, die man zu unmittelbaren Vergleichen mit Lastmans Werk heranziehen kann, graphische Studien.
Lastmans Erfolg in seiner Zeit basierte darauf, dass er komplexe historische oder biblische Sachverhalte in besonders anschaulicher weise vereinfachen konnte. Seine Bildauffassung ist ausgesprochen theatralisch. Seine Figuren überzeugen nicht als menschliche Charaktere, sondern sind fast schon abstrakt zu nennende Träger von Gesten, Haltungen und Formzitaten , die Lastman vor allem aus der italienischen Malerei schöpft. Zur Wiedererkennbarkeit und Betonung wichtiger Handlungsmomente und geometrischer Beziehungen zwischen Figuren verwendet Lastman den alten Trick unnatürlicher Vergrößerungen einzelner Körperteile. Er schafft reich ausstaffierte Bildhintergründe mit Landschaften und Architekturen, die jedoch nicht wirklich räumliche Bedeutung erlangen, sondern eher als unverbindlicher Bühnenhintergrund für die Handlung im Vordergrund fungieren. Die Stimmungen in seinen Bildern sind oft die Summe kalkulierter Licht- und Handlungseffekte. Im Grunde funktionieren seine Bilder wie Piktogramme, die man auch aus größerer Entfernung ohne Verlust lesen kann, während die nähere Betrachtung oft durch die starke Stilisierung der Figuren und Landschaften enttäuscht. Angesichts dessen erscheint die Gleichsetzung Lastmans zu seiner Zeit mit dem nur wenig älteren Peter Paul Rubens heute als weit übertrieben.
Rembrandt hat sich in seinen frühen Zeichnungen und Gemälden zweifellos bei Lastmans Vorrat an Gesten und Haltungen bedient, aber seine Auffassung von Figur und Raum weist von vornherein in eine ganz andere Richtung. Als Portraitist und Landschaftsmaler zielt Rembrandt viel stärker auf ein Wechselspiel von sichtbaren und unsichtbaren Merkmalen einer Situation, die oft auch erst auf den zwei oder dritten Blick erkennbar sind. Architektur verschwindet oft in der Andeutung. Im Gegensatz zu Lastman hat Rembrandt Zeit seines Lebens auf Italienreisen verzichtet und stattdessen lieber gleich auf die Studien nach Raffael, Tizian oder Caravaggio zurückgegriffen, die Lastman oder Adam Elsheimer aus Rom und Venedig mitbrachten Rembrandt personalisiert, wo Lastman abstrakte Handlungsanweisungen auf die Bühne des Bildes bringt. Aber gerade so fundamentale Unterschiede zwischen zwei so unterschiedlich bewerteten Künstlern zeigen zugleich, in welche Richtung die Kunstrezeption insbesondere seit ihrer historischen Verwissenschaftlichung gelaufen ist. Dass man die psychologische Durchbildung von Charakteren in der Malerei wie bei Rembrandt schätzen lernte, ist ein Resultat der anbrechenden Moderne Mitte des 19.Jahrhunderts. Davor war Rembrandt als "Historienmaler" ebenso vergessen wie sein zu Lebzeit ungleich berühmterer Lehrer Pieter Lastman.
Zunächst erscheint sogar das Etikett des Rembrandt-Lehrers ein wenig hoch gegriffen, denn Rembrandt hatte seine Malerausbildung im engeren Sinn schon hinter sich, als er für ein halbes Jahr in die Werkstatt von Pieter Lastman eintrat, der damals als der vielleicht bedeutendste Historienmaler der Niederlande galt. Rembrandt ging es um die Verfeinerung der Bildkomposition, deren Techniken Lastman wie kein anderer seiner Zeit beherrschte. Nicht zuletzt deshalb sind die meisten Bilder Rembrandts, die man zu unmittelbaren Vergleichen mit Lastmans Werk heranziehen kann, graphische Studien.
Lastmans Erfolg in seiner Zeit basierte darauf, dass er komplexe historische oder biblische Sachverhalte in besonders anschaulicher weise vereinfachen konnte. Seine Bildauffassung ist ausgesprochen theatralisch. Seine Figuren überzeugen nicht als menschliche Charaktere, sondern sind fast schon abstrakt zu nennende Träger von Gesten, Haltungen und Formzitaten , die Lastman vor allem aus der italienischen Malerei schöpft. Zur Wiedererkennbarkeit und Betonung wichtiger Handlungsmomente und geometrischer Beziehungen zwischen Figuren verwendet Lastman den alten Trick unnatürlicher Vergrößerungen einzelner Körperteile. Er schafft reich ausstaffierte Bildhintergründe mit Landschaften und Architekturen, die jedoch nicht wirklich räumliche Bedeutung erlangen, sondern eher als unverbindlicher Bühnenhintergrund für die Handlung im Vordergrund fungieren. Die Stimmungen in seinen Bildern sind oft die Summe kalkulierter Licht- und Handlungseffekte. Im Grunde funktionieren seine Bilder wie Piktogramme, die man auch aus größerer Entfernung ohne Verlust lesen kann, während die nähere Betrachtung oft durch die starke Stilisierung der Figuren und Landschaften enttäuscht. Angesichts dessen erscheint die Gleichsetzung Lastmans zu seiner Zeit mit dem nur wenig älteren Peter Paul Rubens heute als weit übertrieben.
Rembrandt hat sich in seinen frühen Zeichnungen und Gemälden zweifellos bei Lastmans Vorrat an Gesten und Haltungen bedient, aber seine Auffassung von Figur und Raum weist von vornherein in eine ganz andere Richtung. Als Portraitist und Landschaftsmaler zielt Rembrandt viel stärker auf ein Wechselspiel von sichtbaren und unsichtbaren Merkmalen einer Situation, die oft auch erst auf den zwei oder dritten Blick erkennbar sind. Architektur verschwindet oft in der Andeutung. Im Gegensatz zu Lastman hat Rembrandt Zeit seines Lebens auf Italienreisen verzichtet und stattdessen lieber gleich auf die Studien nach Raffael, Tizian oder Caravaggio zurückgegriffen, die Lastman oder Adam Elsheimer aus Rom und Venedig mitbrachten Rembrandt personalisiert, wo Lastman abstrakte Handlungsanweisungen auf die Bühne des Bildes bringt. Aber gerade so fundamentale Unterschiede zwischen zwei so unterschiedlich bewerteten Künstlern zeigen zugleich, in welche Richtung die Kunstrezeption insbesondere seit ihrer historischen Verwissenschaftlichung gelaufen ist. Dass man die psychologische Durchbildung von Charakteren in der Malerei wie bei Rembrandt schätzen lernte, ist ein Resultat der anbrechenden Moderne Mitte des 19.Jahrhunderts. Davor war Rembrandt als "Historienmaler" ebenso vergessen wie sein zu Lebzeit ungleich berühmterer Lehrer Pieter Lastman.