"Mit Donata Hopfen übernimmt zum Jahreswechsel erstmals eine Frau die Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga. Wie die DFL mitteilte, folgt die 45-Jährige auf Christian Seifert, der den Posten bei dem Liga-Dachverband bereits Ende Dezember abgibt, ein halbes Jahr früher als geplant."
Das meldet die Tagesschau. Die Entscheidung des Aufsichtsrates der Deutschen Fußball-Liga DFL für Hopfen verlief auffallend geräuschlos. Im Oktober vergangen Jahres hatte Amtsinhaber Seifert angekündigt, seinen bis Mitte 2022 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Knapp zehn Monate später ist seine Nachfolge geregelt, ohne große mediale Scharmützel um potentielle Kandidaten.
Durchsetzungsstark und gut vernetzt
Jetzt kann sich die DFL auf ihre Fahnen schreiben, dass erstmals eine Frau an der Spitze einer der mächtigsten nationalen Sportorganisationen steht. Aber Donata Hopfen ist alles andere als eine Quotenfrau. In der Branche gilt die "Medienfrau des Jahres 2014" als durchsetzungsstark und hervorragend vernetzt.
"Eine gute Entscheidung der DFL, weil man auch diesmal jemand ausgesucht hat, der man keinerlei Verbindung zu einem anderen Verein der Bundesliga oder 2. Bundesliga nachsagen könnte", sagt DFL-Ehrenmitglied Wolfgang Holzhäuser. Er hatte vor 16 Jahren auch maßgeblichen Anteil daran, dass mit Seifert ein externer Kandidat DFL-Chef wurde. Anfangs mit Argwohn beäugt, machte sich der 52-Jährige erst einen Namen als Vermarktungsexperte. Und in der Corona-Krise erwies er sich als Krisenmanager, dem nun alle Wege offenstehen.
Auf ihn folgt nun wieder eine Expertin aus der Medien- und Digitalbranche. Ihre Karriere startete die 45-Jährige bei der Unternehmensberatung Accenture, dann folgten 14 Jahre bei Axel-Springer, zuletzt als Vorsitzende der Verlagsgeschäftsführung der BILD-Gruppe. Nach einem Intermezzo als Geschäftsführerin bei Verimi, einem digitalen Gemeinschaftsprojekt großer deutscher Unternehmen, ist sie derzeit noch Partnerin bei BCG Digital Ventures, einem Unternehmen der Boston Consulting Group.
Hopfen verweist auf Tradition und Veränderungen
Dieser berufliche Hintergrund wird auch in ihrem Statement In der DFL-Pressemitteilung deutlich. Die designierte Chefin verweist auf die große Tradition und die gesellschaftliche Verankerung des Fußballs. Weiter wird sie zitiert:
"Dies alles gilt es auch vor dem Hintergrund technologischer, gesellschaftlicher und medialer Veränderungen im Umfeld des Fußballs zu bewahren – und gleichzeitig innovativ weiterzuentwickeln."
Dabei tritt sie in große Fußstapfen. Seifert hatte die Medienerlöse auf fast 1,5 Milliarden Euro verdreifacht. Solche Vervielfachungen sind wahrscheinlich nicht mehr möglich. Aber Tobias Künkel von der Digitalagentur Terravolt ist überzeugt, dass die Erlöse beim Verkauf von Medienrechten für ein derart exklusives Produkt wie die deutsche Bundesliga nicht sinken werden.
"Im Gegenteil: Ihr Wert in Summe wird weiter steigen. Der Grund dafür ist: Aktuell gibt es immer noch ganz schön viele technische Grenzen bei der Übertragung von Video-Inhalten. Fernsehinhalte sind heute noch längst nicht immer und überall in allerbester Qualität verfügbar. Das ändert sich gerade mit neuen Techniken wie 5G, Glasfaserausbau oder auch Cloud-Computing."
Vielfältige Aufgaben warten
Für diese Herausforderung ist Donata Hopfen wohl die richtige Wahl. Glaubt auch Wolfgang Holzhäuser: "Dass man auf Digitalisierung und Medienbereich offensichtlich Wert gelegt hat, zeigt, dass man sich für die zukünftigen Aufgaben im Lizenzfußball gut aufstellen will. Und auch diese Entscheidung erscheint mir sehr richtig."
Neben der Digitalisierung warten aber auch noch weitere Herausforderungen auf die neue DFL-Chefin: Zum einem die gerechte Verteilung der Medienerlöse, zum anderen die Debatte um die 50+1-Regel. Dazu kommt noch die zukünftige Zusammenarbeit mit dem im Chaos versunkenen DFB.