"The Apocalypse has already occured. And now we're here to pick up the pieces."
Detroit hat die Apokalypse schon hinter sich, sagt Gary Schwartz. Jetzt gehe es darum, die Scherben einzusammeln. Für den Künstler-Intellektuellen Gary Schwartz ein aufregendes Unterfangen. Die Trümmer: eine Fundgrube. Gäste nimmt er gerne mit, zu seiner:
"Postindustrial Apocalyptic Landscape Tour."
Nur ein paar Blocks von Garys Zuhause im Stadtteil Woodbridge entfernt geht's los: Ausgebrannte Einfamilienhäuser. Leerstehende Grundstücke. Gras wächst kniehoch. Ein Fasan fliegt auf.
"Look how big the boulevards are! It's all built to be a huge city for huge things to happen. But none of that happens anymore."
Vor 100 Jahren wurden hier prunkvolle Hochhäuser hoch gezogen, in den Werken von Henry Ford liefen die Fließbänder heiß. Zwei Millionen Einwohner hatte Detroit einmal. Heute sind es noch rund 700.000. Für den Niedergang wurde die Stadt berühmt, ihre Ruinen sind in Coffeetable-Books verewigt. Eine Ästhetisierung, die viele Detroiter mit dem Begriff "Ruin Porn" schmähen. Michigan Central Station ist die Ikone des Verfalls.
"Mich persönlich beeindruckt dieser Anblick mehr als die Ruinen, die ich letztes Jahr in Rom besucht habe. Als dieser Bahnhof in den 1920ern gebaut wurde, da war er der größte Bahnhof der Welt - und auch der höchste, wegen des Bürogebäudes oben drauf! Aber keiner war glücklich mit dem Standort, niemand wollte einziehen; denn das wahre Leben in den wilden 20ern, das passierte dort drüben in Downtown, und nicht hier."
Der letzte Zug verließ den Bahnhof 1988. Heute steht Michigan Central Station eingezäunt auf einer grünen Wiese. Ein leeres Gerippe, vor dessen Kulisse inzwischen Hipster gemütliche Picknicks veranstalten.
"Detroit ist eine sterbende und zugleich wieder auferstehende Stadt. Wie eine Schlange, die sich häuten muss. Wenn sie wächst, muss sie sich ihrer alten Haut entledigen. Und diesen Häutungsprozess zu dokumentieren - das gefällt mir."
Ein paar Meilen weiter nordöstlich: Packard Plant - zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl die größte Industrieanlage der Welt. Bis in die 50er-Jahre wurde dort der "Packard", eine Luxuskarosse gebaut, dann musste die Fabrik schließen. Heute schießen Bäume durch die löchrigen Etagen.
"Da oben war mal ein Geschoss. Das bricht alles zusammen wegen der Scrapper, wie wir sie nennen. Diese Schrotthändler klauen Metall: Stützen, Träger, alles, was das Gebäude zusammenhält. Bis es unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Die reißen das ganze Innenleben raus."
Die Abendsonne fällt durch eine rostige Glasfassade, die wie durch ein Wunder stehen blieb. Hinter einem riesigen Schuttberg. Die perfekte Theaterkulisse. Aber nein. Dies hier ist alles ganz real.
Mehr Ruinen:
Für Detroit-Einsteiger:
Die zwei Franzosen Yves Marchand und Romain Meffre haben die Detroiter Ruinen fotografiert und damit weltweit Beachtung gefunden. Von Detroitern selbst wird es als Coffeetable-Buch belächelt.
Für Detroit-Fortgeschrittene
Wer nicht nur Ruinen, sondern auch Menschen in Ruinen sehen will, ist mit dem Fotografen Dave Jordano besser beraten: "Detroit - Unbroken Down" - Fotoarbeit von Dave Jordano
Detroit hat die Apokalypse schon hinter sich, sagt Gary Schwartz. Jetzt gehe es darum, die Scherben einzusammeln. Für den Künstler-Intellektuellen Gary Schwartz ein aufregendes Unterfangen. Die Trümmer: eine Fundgrube. Gäste nimmt er gerne mit, zu seiner:
"Postindustrial Apocalyptic Landscape Tour."
Nur ein paar Blocks von Garys Zuhause im Stadtteil Woodbridge entfernt geht's los: Ausgebrannte Einfamilienhäuser. Leerstehende Grundstücke. Gras wächst kniehoch. Ein Fasan fliegt auf.
"Look how big the boulevards are! It's all built to be a huge city for huge things to happen. But none of that happens anymore."
Vor 100 Jahren wurden hier prunkvolle Hochhäuser hoch gezogen, in den Werken von Henry Ford liefen die Fließbänder heiß. Zwei Millionen Einwohner hatte Detroit einmal. Heute sind es noch rund 700.000. Für den Niedergang wurde die Stadt berühmt, ihre Ruinen sind in Coffeetable-Books verewigt. Eine Ästhetisierung, die viele Detroiter mit dem Begriff "Ruin Porn" schmähen. Michigan Central Station ist die Ikone des Verfalls.
"Mich persönlich beeindruckt dieser Anblick mehr als die Ruinen, die ich letztes Jahr in Rom besucht habe. Als dieser Bahnhof in den 1920ern gebaut wurde, da war er der größte Bahnhof der Welt - und auch der höchste, wegen des Bürogebäudes oben drauf! Aber keiner war glücklich mit dem Standort, niemand wollte einziehen; denn das wahre Leben in den wilden 20ern, das passierte dort drüben in Downtown, und nicht hier."
Der letzte Zug verließ den Bahnhof 1988. Heute steht Michigan Central Station eingezäunt auf einer grünen Wiese. Ein leeres Gerippe, vor dessen Kulisse inzwischen Hipster gemütliche Picknicks veranstalten.
"Detroit ist eine sterbende und zugleich wieder auferstehende Stadt. Wie eine Schlange, die sich häuten muss. Wenn sie wächst, muss sie sich ihrer alten Haut entledigen. Und diesen Häutungsprozess zu dokumentieren - das gefällt mir."
Ein paar Meilen weiter nordöstlich: Packard Plant - zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl die größte Industrieanlage der Welt. Bis in die 50er-Jahre wurde dort der "Packard", eine Luxuskarosse gebaut, dann musste die Fabrik schließen. Heute schießen Bäume durch die löchrigen Etagen.
"Da oben war mal ein Geschoss. Das bricht alles zusammen wegen der Scrapper, wie wir sie nennen. Diese Schrotthändler klauen Metall: Stützen, Träger, alles, was das Gebäude zusammenhält. Bis es unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Die reißen das ganze Innenleben raus."
Die Abendsonne fällt durch eine rostige Glasfassade, die wie durch ein Wunder stehen blieb. Hinter einem riesigen Schuttberg. Die perfekte Theaterkulisse. Aber nein. Dies hier ist alles ganz real.
Mehr Ruinen:
Für Detroit-Einsteiger:
Die zwei Franzosen Yves Marchand und Romain Meffre haben die Detroiter Ruinen fotografiert und damit weltweit Beachtung gefunden. Von Detroitern selbst wird es als Coffeetable-Buch belächelt.
Für Detroit-Fortgeschrittene
Wer nicht nur Ruinen, sondern auch Menschen in Ruinen sehen will, ist mit dem Fotografen Dave Jordano besser beraten: "Detroit - Unbroken Down" - Fotoarbeit von Dave Jordano