Ruinenstadt Detroit. Die einstige Bedeutung von Motor City ist selbst in den Trümmern noch erkennbar. Gary Schwartz, 55-jähriger Künstler, Intellektueller, bietet eine "Postindustrial Apocalyptic Landscape Tour" an – was ehrlich gesagt nicht mehr ist als eine unterhaltsame Besichtung des Verfalls.
"So haben sie vor 100 Jahren Fabrikfußböden gemacht. Hier, wo wir stehen, das war die Fabrikhalle. Jetzt stehen wir im Freien. All diese Geschichte - als würde sie weglaufen."
"Wer sich nicht verändert, ist tot. Aber wer will schon tot sein? Wir können zurückschauen oder nach vorne. Nach vorne zu gehen, das ist wohl der bessere Weg."
Auch wenn Jennene Whitfield nicht sagen kann, was die Zukunft bringt für Detroit – sie ist sich sicher: Die Zukunft hat begonnen. Überall packen junge Leute an und gründen Kulturorte. Vorbild ist das Heidelberg Project, dessen Geschäftsführerin sie ist. Seit 19 Jahren. Ein schriller Ort. Umsonst und draußen.
"Das Heidelberg Project ist eine Kunst-Installation. Es erstreckt sich über zwei Blocks. Wir verändern das Leben der Menschen hier: mit Kunst im Viertel und mit Bildungsprogrammen in Schulen etwa. Wir schaffen einzigartige Installationen in einer Gegend, deren Bewohner sonst niemals ein Museum betreten würden. Das verändert das Bewusstsein."
Hier, nimm das mit!, sagt Labelmanager Cornelius Harris beim Rausgehen, und drückt mir eine Platte von Underground Resistance in die Hand. Auf der einen Seite ist das verglaste Renaissance-Center von Detroit zu sehen, auf der anderen ein abgebranntes Haus. Zwei Seiten einer Stadt, die jenseits des Ozeans oft missverstanden wird. Genau wie die Musik, mit der Cornelius aufgewachsen ist: Techno.
"Es gab diesen Song "Acid", aus dem dann der Acid-Sound entstand. Manchmal mussten wir lachen, weil die Leute in Europa das mit der Droge "Acid" in Verbindung brachten. Aber komplett falsch – uns ging es ja um den Sound. Daran siehst du, wie groß die Kluft war zwischen dem, was hier in Detroit passierte und wie es die Leute in Europa auslegten. Uns ging es doch gerade um eine drogenfreie Zukunft, weil man sah, was Drogen hier anrichteten. Aber als Techno nach Europa exportiert wurde, nahm die Musik einen ganz anderen Ton an."
Die Wände seines Ateliers hängen voll. Scott Hocking sammelt, was andere weg werfen. Scott Hocking liebt den Wandel. Gut, dass er in Detroit geboren wurde, gut, dass er hier lebt.
"Als ich vor elf Jahren hier ins North End gezogen bin, da war das hier noch viel ruppiger. Ich war hier definitiv der einzige Weiße. Und ich habe immer wieder diese Sprüche gehört – etwa von Betrunkenen: dass ich hier nichts zu suchen habe. Diese Zeiten sind vorbei. Viele meiner Nachbarn sind zu Freunden geworden."
Scott Hocking ist in Detroit eine große Nummer unter den bildenden Künstlern. Er ist der Typ "Front-Mann einer nicht mehr ganz jungen, aber hippen Indie-Band". Er ist Mitte 30. Vom Dach seines Ateliers aus schauen wir über alte Fabriken und Brachen. Das liebt er. Scott Hocking arbeitet in und mit Ruinen.
"Ein paar Blocks weiter stößt man auf jene Bahngleise, an denen die Autoindustrie entstand. Die erste Fabrik von Henry Ford, dann Fisher Body Plant, Studebaker Company – all diese alten Autofabriken sind um die Ecke."
Das Corso-Spezial im Überblick:
Motor City ohne Motoren - Detroit - eine wilde Stadt erfindet sich neu
"So haben sie vor 100 Jahren Fabrikfußböden gemacht. Hier, wo wir stehen, das war die Fabrikhalle. Jetzt stehen wir im Freien. All diese Geschichte - als würde sie weglaufen."
"Wer sich nicht verändert, ist tot. Aber wer will schon tot sein? Wir können zurückschauen oder nach vorne. Nach vorne zu gehen, das ist wohl der bessere Weg."
Auch wenn Jennene Whitfield nicht sagen kann, was die Zukunft bringt für Detroit – sie ist sich sicher: Die Zukunft hat begonnen. Überall packen junge Leute an und gründen Kulturorte. Vorbild ist das Heidelberg Project, dessen Geschäftsführerin sie ist. Seit 19 Jahren. Ein schriller Ort. Umsonst und draußen.
"Das Heidelberg Project ist eine Kunst-Installation. Es erstreckt sich über zwei Blocks. Wir verändern das Leben der Menschen hier: mit Kunst im Viertel und mit Bildungsprogrammen in Schulen etwa. Wir schaffen einzigartige Installationen in einer Gegend, deren Bewohner sonst niemals ein Museum betreten würden. Das verändert das Bewusstsein."
Hier, nimm das mit!, sagt Labelmanager Cornelius Harris beim Rausgehen, und drückt mir eine Platte von Underground Resistance in die Hand. Auf der einen Seite ist das verglaste Renaissance-Center von Detroit zu sehen, auf der anderen ein abgebranntes Haus. Zwei Seiten einer Stadt, die jenseits des Ozeans oft missverstanden wird. Genau wie die Musik, mit der Cornelius aufgewachsen ist: Techno.
"Es gab diesen Song "Acid", aus dem dann der Acid-Sound entstand. Manchmal mussten wir lachen, weil die Leute in Europa das mit der Droge "Acid" in Verbindung brachten. Aber komplett falsch – uns ging es ja um den Sound. Daran siehst du, wie groß die Kluft war zwischen dem, was hier in Detroit passierte und wie es die Leute in Europa auslegten. Uns ging es doch gerade um eine drogenfreie Zukunft, weil man sah, was Drogen hier anrichteten. Aber als Techno nach Europa exportiert wurde, nahm die Musik einen ganz anderen Ton an."
Die Wände seines Ateliers hängen voll. Scott Hocking sammelt, was andere weg werfen. Scott Hocking liebt den Wandel. Gut, dass er in Detroit geboren wurde, gut, dass er hier lebt.
"Als ich vor elf Jahren hier ins North End gezogen bin, da war das hier noch viel ruppiger. Ich war hier definitiv der einzige Weiße. Und ich habe immer wieder diese Sprüche gehört – etwa von Betrunkenen: dass ich hier nichts zu suchen habe. Diese Zeiten sind vorbei. Viele meiner Nachbarn sind zu Freunden geworden."
Scott Hocking ist in Detroit eine große Nummer unter den bildenden Künstlern. Er ist der Typ "Front-Mann einer nicht mehr ganz jungen, aber hippen Indie-Band". Er ist Mitte 30. Vom Dach seines Ateliers aus schauen wir über alte Fabriken und Brachen. Das liebt er. Scott Hocking arbeitet in und mit Ruinen.
"Ein paar Blocks weiter stößt man auf jene Bahngleise, an denen die Autoindustrie entstand. Die erste Fabrik von Henry Ford, dann Fisher Body Plant, Studebaker Company – all diese alten Autofabriken sind um die Ecke."
Das Corso-Spezial im Überblick:
Motor City ohne Motoren - Detroit - eine wilde Stadt erfindet sich neu