Ernährung
Deutliche Kritik an Studie zu angeblich erhöhtem Sterberisiko beim Intervallfasten

Eigentlich gilt Intervallfasten als gesundheitsfördernd. Einer Studie zufolge bringt es aber offenbar ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankung mit sich. Die Untersuchung sorgt international für Aufmerksamkeit - und wird von zahlreichen Experten scharf kritisiert.

    Lebensmittel auf einer runden Platte, eingerahmt von Messer und Gabel, die wie Uhrzeiger aussehen.
    Intervallfasten: Nur innerhalb bestimmter Zeiträume wird gegessen. (imago / Westend61 / Sandra Roesch)
    Wissenschaftler des Bereichs Medizin der Jiaotong-Universität (SJTU) in Shanghai haben auf einer Fachtagung in Chicago eine Kurzform ihrer Ergebnisse vorgestellt, um auf weitere gesundheitliche Probleme des Intervallfastens hinzuweisen. Sie hatten die Essgewohnheiten von mehr 20.000 US-Amerikanern analysiert. Durchschnittlich wurden die Studienteilnehmer acht Jahre lang beobachtet. Personen, die täglich innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden oder weniger essen, hatten demnach ein um 91 Prozent gesteigertes Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Zugleich sei das Risiko an Krebs zu sterben geringer, wenn der Zeitraum der Essensaufnahme mehr als 16 Stunden pro Tag betrage. Die ausführliche schriftliche Darlegung der Ergebnisse befindet sich aktuell im standardisierten Korrekturdurchlauf (Review-Prozess).
    Vorangegangene Studien deuten darauf hin, dass Intervallfasten bei der Gewichtsabnahme helfen kann und auch andere positive Gesundheitsfolgen mit sich zieht, weshalb es in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Form der Diät wurde. Da Intervallfasten je nach Zeitfenster und Art der Nahrung sehr unterschiedliche Auswirkungen hat, ist es schwer, allgemeine und langfristige Konsequenzen vorherzusagen.

    "Absolut unzuverlässig"

    Der Mediziner Tilman Kühn von der Uni Wien sagte dem "Science Media Center", die Ergebnisse dieser Shanghaier Studie bewiesen nicht, dass Intervallfasten das Mortalitätsrisiko erhöhe. Sie zeigten lediglich, dass Personen mit kürzeren Nahrungsaufnahme-Zeiten an zwei einzelnen Tagen im Erwachsenenalter ein höheres Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten. Dieses erhöhte Risiko stellte sich offenbar speziell unter Personen heraus, die schon einmal eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Krebs gehabt hatten.
    Der Berliner Charité-Chefarzt Andreas Michalsen betonte, er schätze epidemiologische Studien in diesem Kontext generell als "absolut unzuverlässig" ein. Ihr Aussagewert bezüglich Intervallfasten sei äußerst gering. Die Daten würden nur im Überblick berichtet. Sein Kollege, der Stoffwechselmediziner Stefan Kabisch, erklärte, gezieltes Intervallfasten nach dem Prinzip 16 Stunden fasten, 8 Stunden Zeit für Nahrungsaufnahme entspreche in vielen Fällen dem Auslassen des Frühstücks. Dazu gibt es nach seinen Worten zwar mehrere Studien, die ebenfalls gesteigerte Risiken für Adipositas, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschreiben. Allerdings handele es sich bei all diesen Studien um Beobachtungsstudien, die aus methodischen Gründen keine Kausalität belegen könnten.
    Diese Nachricht wurde am 19.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.