UNO-Umfrage
Mehr als drei Viertel der Menschen weltweit wollen mehr politisches Handeln gegen den Klimawandel

In einer Umfrage der Vereinten Nationen haben sich 80 Prozent der Teilnehmer für mehr Maßnahmen der Politik gegen den Klimawandel ausgesprochen. In den ärmeren Ländern, die unter den Folgen des Klimawandels besonders leiden, waren es sogar fast 90 Prozent.

22.06.2024
    Obdachlose schlafen an einem heißen Tag in Neu-Delhi im Schatten einer Überführung.
    Hitzewelle in Indien: Mehr als 50 Menschen sind in Neu-Delhi in den vergangenen Tagen infolge der extremen Temperaturen gestorben. (Manish Swarup/AP/dpa)
    Der Chef des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP, Steiner, sprach von einem eindeutigen Signal an die politischen Führer, ihre geopolitischen Differenzen zu überwinden und gemeinsam und entschlossen gegen die Klimakrise zu kämpfen. Angesichts der aktuell zunehmenden Krisen und Konflikte sei die Übereinstimmung in Sachen Klimawandel "wirklich erstaunlich", sagte Steiner.

    87 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert

    Insgesamt wurden für das "Peoples' Climate Vote" 75.000 Menschen in 77 Ländern befragt, in denen nach UNO-Angaben 87 Prozent der Weltbevölkerung leben. Damit ist die vom UNDP in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford und dem Meinungsforschungsinstitut GeoPoll verantwortete Umfrage die größte jemals durchgeführte Erhebung zur öffentlichen Meinung über den Klimawandel. Der Soziologe und Mitautor der Studie, Fisher, betonte, dass besonderes Augenmerk darauf gelegt wurde, auch Menschen in den ärmsten Ländern der Welt bei der Befragung zu berücksichtigt.
    Laut der Umfrage befürworten die Befragten in 20 Ländern mit den weltweit größten Treibhausgasemissionen stärkere Klimaschutzmaßnahmen. Die Mehrheiten reichten von 66 Prozent der Befragten in den USA und Russland über 67 Prozent in Deutschland, 73 Prozent in China, 77 Prozent in Südafrika und Indien, 85 Prozent in Brasilien, 88 Prozent im Iran bis zu 93 Prozent in Italien.

    Frauen wollen mehr Veränderung

    Dabei war in fünf der Staaten mit dem höchsten Ausstoß - Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland und den USA - die Zustimmung von Frauen zu einer Stärkung der Verpflichtungen ihres Landes 10 bis 17 Prozentpunkte höher als bei den Männern. Am größten sei diese Diskrepanz in Deutschland gewesen, wo der Abstand 17 Prozentpunkte betragen habe (75 Prozent der Frauen gegenüber 58 Prozent der Männer).
    Zudem hätten von allen Befragten 72 Prozent einen schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen befürwortet. In dem rohstoffreichen Nigeria waren es sogar 89 Prozent. Und nur sieben Prozent der Befragten weltweit sprach sich gegen jegliche Veränderung in der Klimapolitik aus.

    Weit verbreitete Klima-Angst

    Weltweit nahm demnach auch die Sorge über die globale Erwärmung zu: So gaben 56 Prozent der Befragten an, mindestens einmal pro Woche über den Klimawandel nachzudenken. Am größten sind die Befürchtungen über die Auswirkungen der Klimakrise der Umfrage zufolge auf den Fidschi-Inseln, in Afghanistan und der Türkei. Mit 69 Prozent gaben zudem mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass die globale Erwärmung Einfluss auf ihre Lebensentscheidungen und Fragen etwa über ihren Wohnort, ihren Arbeitsplatz und ihren Konsum habe.
    Für die UNDP-Direktorin für Klimafragen, Flynn, sind die Ergebnisse der Umfrage ein "unstrittiger Beweis dafür, dass die Menschen überall mutige Klimaschutzmaßnahmen unterstützen". UNDP-Leiter Steiner betonte jedoch, dass sich die Bedenken nicht unbedingt in Wahl- und Konsumentscheidungen niederschlagen würden. Die Haltung vieler Menschen beschrieb er so: Viele wollten mehr tun - weil man aber das Gefühl habe, dass die anderen Menschen nichts tun, mache man es selbst dann auch nicht.
    Diese Nachricht wurde am 20.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.